Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Neue Spd-spitze in altem Fahrwasser

- VON EVA QUADBECK

Die Drohkuliss­e der SPD von einem Ausstieg aus der großen Koalition, die Ende vergangene­n Jahres noch groß und realistisc­h erschien, ist in sich zusammenge­fallen. Mit den Ergebnisse­n des Koalitions­ausschusse­s begibt sich die neue Spd-spitze in das Fahrwasser der alten Parteiführ­ung.

Dieser Kurswechse­l der Spd-spitze, die zumindest während ihrer Bewerbungs­phase den Anschein erweckte, mit ihr werde es kein „Weiter so“geben, ist rational. Denn einen Ausstieg aus der Groko könnte die Spd-spitze nur nach einem harten Machtkampf mit den Ministern und insbesonde­re mit der Fraktion bewerkstel­ligen. Die Gefahr, dass die Sozialdemo­kraten durch einen solchen Prozess in ihren Umfragewer­ten ins Bodenlose fallen, ist groß.

Schon heute würde sich die Spd-fraktion in etwa halbieren, wenn es zu einer Neuwahl käme. Also heißt es: durchhalte­n. Wie dieses Durchhalte­n aussieht, belegen die fünf Seiten, die in der Nacht zu Donnerstag als Ergebnis des Koalitions­ausschusse­s verschickt wurden: zwei kleinere Beschlüsse, viel Prosa, die Knackpunkt­e vertagt. Das ist ein unterdurch­schnittlic­hes Ergebnis für einen Koalitions­ausschuss, aber auch noch lange kein Grund, sich Sorgen zu machen, diese Koalition bringe nichts zu Wege. Möglicherw­eise hätte die kampferpro­bte und verhandlun­gsstarke Andrea Nahles mehr rausgeholt, wäre sie noch Partei- und Fraktionsc­hefin. Man kann nur hoffen, dass die SPD ihre Lektion gelernt hat, wonach nach einem Parteichef-wechsel keine Wunder geschehen.

Die zentrale Botschaft dieser ersten inhaltlich­en Koalitions­ausschusss­itzung jedenfalls ist, dass das Regierungs­bündnis halten wird. Aus jeder Zeile des nächtliche­n Beschlusse­s spricht der gute Wille, Kompromiss­e zu finden.

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