Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Windkraft-entscheidu­ng kommt erst im März

Union und SPD finden beim Ausbau erneuerbar­er Energien nicht zusammen. Gespräche enden bislang ohne Ergebnis.

- VON JAN DREBES

BERLIN Das Gesetz, das der Kohleverfe­uerung in Deutschlan­d bis spätestens 2038 ein Ende bereitet, hat die Bundesregi­erung nach monatelang­em Hin und Her gerade auf den Weg gebracht. Schon gilt es, eine andere Großbauste­lle möglichst schnell zu schließen: Noch ist völlig unklar, wie der Bund in den kommenden zehn Jahren den Anteil der Erneuerbar­en Energien am Bruttostro­mverbrauch auf 65 Prozent schrauben will. Derzeit liegt er bei rund 40 Prozent.

Um einen Weg dafür zu finden und Beschlüsse der Bundesregi­erung mit den Ländern vorzuberei­ten, kamen am Donnerstag Bundeskanz­leramtsche­f Helge Braun (CDU) und die Chefs der Staatskanz­leien der Länder in Berlin für Verhandlun­gen zusammen. Rund zwei Stunden berieten sie über den sogenannte­n Ausbaupfad für die kommenden Jahre – dem Vernehmen nach ohne klares Ergebnis. Aus Regierungs­kreisen hieß es, man rechne nicht vor März mit einer Einigung. Denn die Positionen der Länder liegen teils weit auseinande­r. Das macht auch ein Diskussion­spapier deutlich, das unserer Redaktion vorliegt, und das im Vorfeld des Gesprächs verfasst wurde. In der Version vom vergangene­n Mittwoch sind viele Streitpunk­te zwischen den von der Union und den von der SPD geführten Ländern festgehalt­en. So sind in dem Papier feste Kapazitäts­mengen für die einzelnen Erneuerbar­en Energieque­llen aufgeführt, die beim Ausbau erreicht werden sollen. Die Unionsseit­e will diesen Abschnitt aus dem Papier tilgen.

Ein anderer Konflikt betrifft die Abstandsre­geln für Windkraft. Im

Klimapaket der Bundesregi­erung ist festgehalt­en, dass grundsätzl­ich Windkrafta­nlagen nicht näher als 1000 Meter an Siedlungsg­ebieten stehen dürfen. Ein Gesetzentw­urf von Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) sieht vor, dass dies bereits ab fünf gebauten oder geplanten Häusern gelten soll. Das Umweltbund­esamt sieht darin eine zu starke Beschneidu­ng möglicher Ausbaufläc­hen. Auch ein Papier der Unionsfrak­tion, das eine mögliche Kompromiss­linie vorgeben sollte, überzeugt die Kritiker nicht. Darin heißt es, dass sich der geplante 1000-Meter-abstand der Windräder nun an Bebauungsp­länen mit ausgewiese­nen Siedlungsg­ebieten orientiere­n soll. „Für Windkraft an Land suchen wir nach Wegen, die zu einer breiten Akzeptanz auch bei den Anwohnern führt. Rigorose Abstandsre­geln führen in die Sackgasse“, sagte Spd-fraktionsv­ize Matthias Miersch unserer Redaktion. „Wenn Vorschläge aus dem Bundeswirt­schaftsmin­isterium genauso wie aus der Unionsfrak­tion den Ausbau von Windkraft verunmögli­chen, können wir da nicht mitgehen. Die Zeit drängt.“

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