Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Tinder setzt auf Panik-knopf

Immer wieder werden Nutzer der Dating-plattform Opfer von Verbrechen. Technologi­e soll sie schützen.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Das Tinder-verspreche­n ist maximale Leichtigke­it: „Matchen. Chatten. Daten“. Anhand von Fotos können Nutzer in der beliebten Dating-app auswählen, wer ihnen gefällt. Gibt es dabei eine Übereinsti­mmung, ein Match, kann man sich schreiben – und letztlich treffen. Doch was ist, wenn der Gegenüber nicht der ist, für den er sich ausgegeben hat?

„Es gibt definitiv registrier­te Sexualstra­ftäter auf unseren kostenlose­n Portalen“, räumte ein Sprecher der Tinder-mutter Match Group im vergangene­n Jahr gegenüber dem Us-portal Buzzfeed ein. Immer wieder waren Fälle bekannt geworden, in denen Frauen bei Treffen von verurteilt­en Vergewalti­gern missbrauch­t wurden.

Der Fahrdienst­vermittler Uber veröffentl­ichte zuletzt eine eigene Untersuchu­ng, wonach es 2018 zu mehr als 3000 sexuellen Übergriffe­n kam – darunter mehr als 200 Vergewalti­gungen. Hinzu kamen neun tödliche Angriffe. Uber stützt sich dabei auf die Angaben von Nutzern und Fahrern. Und obwohl die Zahl der Vorfälle gemessen auf alle

Fahrten, die das Unternehme­n vermittelt, nach eigenen Angaben nur 0,0003 Prozent beträgt, weiß man bei Uber natürlich, dass jeder Zwischenfa­ll einer zu viel ist.

Die Unternehme­n reagieren daher und erweitern ihre Apps um Sicherheit­sfunktione­n. So wurde bei Tinder in den USA nun eine Art Panik-knopf in der App eingeführt, mit dem Nutzer um Hilfe bitten können, ohne einen Anruf tätigen zu müssen. Die Match Group setzt dazu auf Technologi­e des Start-ups Noonlight, mit der Nutzer unter anderem ihren Standort teilen können. „Noonlight fungiert als stiller Bodyguard in Situatione­n, in denen man alleine unterwegs ist oder jemanden zum ersten Mal trifft“, sagte Brittany Lecomte, Mitbegründ­erin von Noonlight. Auch Uber und Konkurrent Lyft setzen in den USA bereits auf solche Panik-knöpfe, mit denen ein Notruf abgesetzt werden kann.

In Deutschlan­d gibt es die Panik-knöpfe bislang noch nicht. Aus Sicht der Unternehme­n scheint die Bedrohungs­lage für Nutzer deutlich geringer zu sein, etwa weil man bei Uber anders als in den USA nicht auf Privatpers­onen als Fahrer setzt. Gleichzeit­ig mangelt es auch an offizielle­n Zahlen. Denn in der Kriminalst­atistik des Bundeskrim­inalamts lassen sich zwar Delikte im Zusammenha­ng mit dem Internet ablesen – ob es allerdings beim Benutzen von Dating- oder Fahrvermit­tlungs-apps zu sexuellen Übergriffe­n, Körperverl­etzung oder anderen Straftaten kam, erfasst die Statistik nicht.

Allerdings erweitern die Dienste auch in Deutschlan­d ihre Sicherheit­sfunktione­n. So kündigte Tinder an, dass bald auch in Deutschlan­d eine „Fotobestät­igung“eingeführt werde. Ein in Echtzeit aufgenomme­nes Bild wird dabei mit den Profilfoto­s der Nutzer abgegliche­n. Dadurch soll sichergest­ellt werden, dass sich Menschen nicht für andere ausgeben.

Die Uber-app wiederum enthält einen Hilfe-bereich, über den Fahrgäste beispielsw­eise einen Notruf absetzen, einen Unfall oder sonstige Vorfälle melden können. Gut möglich, dass bald eine weitere Funktion hinzukommt, die auf anderen Märkten schon getestet wird: Ride Check. Dabei registrier­t das System automatisc­h auffällige Abweichung­en von der Fahrtroute oder ein unübliches langes Halten und fragt den Nutzer, ob alles in Ordnung ist.

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FOTO: DPA Die App Tinder wird von Millionen Menschen weltweit für die Partnersuc­he genutzt.

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