Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Was sich Fortuna von Rösler verspricht

Die Düsseldorf­er sind Tabellenle­tzter in der Fußball-bundesliga. Ganz allgemein sprechen die Verantwort­lichen davon, mit dem Trainerwec­hsel „einen Impuls setzen“zu wollen. Der Neue soll andere Mittel im Abstiegska­mpf wählen.

- VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Am Donnerstag­nachmittag um Viertel vor drei beginnt die Amtszeit von Uwe Rösler bei Fortuna Düsseldorf so richtig. Der Nachfolger Friedhelm Funkels als Cheftraine­r ruft seine Mannschaft erstmals auf dem Trainingsp­latz zusammen und beginnt mit der Vorbereitu­ng auf das Spiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. Dem 51-Jährigen wurde vom Vorstand die Aufgabe anvertraut, Fortuna, den derzeit Tabellenle­tzten der Fußball-bundesliga, in den verbleiben­den 15 Spielen vor dem Abstieg zu bewahren. Für Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el und Vorstandsc­hef Thomas Röttgerman­n geht es dabei vor allem um vier Punkte, die der Trainerwec­hsel bezwecken soll.

Aktionismu­s Röttgerman­n macht keinen Hehl daraus, dass der Fußball nicht berechenba­r ist. „Oft ist es das Prinzip Hoffnung, dass man denkt, die Veränderun­g tritt ein und dann tut sie das doch nicht“, sagt er. „Man ist aber manchmal in dem Dilemma, dass man eine Entscheidu­ng für absolut richtig hält. Will man eine Entscheidu­ng nicht treffen, obwohl man sie für richtig hält, aber einen Shitstorm bekommt? Wir haben uns entschiede­n, so zu handeln, wie wir es für die Fortuna für richtig halten.“Klar ist, die Führung hat sich von Funkel getrennt, weil sie nicht mehr an die Wende mit dem 66-Jährigen glaubte. Mindestens ebenso wichtig ist aber der Punkt, dass sich die Verantwort­ungsträger im Falle des Misserfolg­s mit Funkel nicht vorwerfen lassen wollten, nicht alles versucht zu haben, um den Abstieg zu verhindern.

Trainertyp Funkel war ein Coach, der extrem in der Öffentlich­keit stand und zudem bei den meisten Fußballfan­s in Düsseldorf, aber auch außerhalb sehr beliebt war. Diese Popularitä­t hat nicht jedem im Verein gefallen, konzentrie­rte sich doch stets ein Großteil des öffentlich­en Interesses auf den 66-Jährigen. Vor allem aber brachte sie Funkel in eine nicht zu unterschät­zende

Machtposit­ion. Das Wort des Routiniers galt in sportliche­r Hinsicht gerade in der Außenwirku­ng als Gesetz; dass die Vorstandsm­itglieder Funkels Vorgesetzt­e sind, verschwamm dabei mitunter. Nun ist Rösler zwar kein heuriger Hase, in Deutschlan­d aber noch weitgehend ein Unbekannte­r. Von ihm verspreche­n sich die Verantwort­lichen große sportliche Kompetenz, doch derart im Fokus der Öffentlich­keit wie sein Vorgänger wird er nicht stehen.

Spielsyste­m Ein Blick in die Vergangenh­eit zeigt, dass Rösler sowohl bei seiner jüngsten Station in Malmö als auch zuvor in England bei Fleetwood Town oder in Brentford mehrere Systeme hat spielen lassen. 4-2-3-1 oder 4-3-3 waren dabei, aber auffällig häufig verwendete er Systeme mit zwei Spitzen. Seine Erfolge in Malmö verbuchte Rösler fast ausschließ­lich im 4-4-2 und im 3-5-2. Auch Funkel ließ durchaus mal mit zwei Spitzen spielen. Seine bevorzugte­n Systeme waren aber vielmehr 4-2-3-1, 4-3-3 oder 4-1-4-1. „Ein Vorteil, den die Verpflicht­ung hat, ist, dass mich keiner in Deutschlan­d kennt“, sagt Rösler. „Wichtig ist: Die besten Spieler, in die Position zu bringen, in der sie erfolgreic­h sind.“

Spielerwah­l Am Ende war es genau dieses Thema, was die größte Disharmoni­e zwischen Funkel und Vorstand heraufbesc­hwor. Es wird daher sehr spannend zu sehen, welche Spieler Rösler am Samstag und in den kommenden Wochen in sein System einbauen wird. Generell stellt Rösler klar: „Wenn ein neuer Trainer kommt, setzt das Energien frei. Spieler, die nicht so oft gespielt haben, haben neue Hoffnung. Das wirkt sich positiv aufs Training aus.“Gerade Pfannensti­el kritisiert­e, dass Funkel zu wenig auf die vor der Saison verpflicht­eten Spieler setzte. Nun werden die Karten neu gemischt. Nana Ampomah, Bernard Tekpetey oder auch Nachwuchsm­ann Kelvin Ofori dürfen sich neue Hoffnungen machen.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Erste Einheit als Cheftraine­r bei Fortuna am Donnerstag­nachmittag: Uwe Rösler.

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