Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Fledermäuse unterm Kirchendach
Pastorin Hanna Maas und Jugendleiter Thomas Lendzian erhielten für die Dorfkirche die Nabu-plakette „Fledermausfreundliches Haus“.
HÜNXE (P.N.) Der 17. Juli 2015 war ein heißer Sommertag. Im Rahmen der Hünxer Ferienspiele hatte die Evangelische Kirchengemeinde mit Pastorin Hanna Maas und Jugendleiter Thomas Lendzian zu einem „Fledermaustag“eingeladen. Etwa zehn Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren kamen ins kühle evangelische Jugendhaus, um aus unbehandeltem Bauholz und schmalen Dachlatten kleine Nistkästen zu bauen – unter Anleitung von Paul Schnitzler. Der Diplom-biologe bei der Biologischen Station in Wesel war extra nach Hünxe gefahren, um die fertigen Nistkästen im Dachgeschoss der Dorfkirche zu installieren. Zunächst drei, im weiteren Verlauf auch die restlichen der insgesamt 20 gefertigten Behausungen für die kleinen Säugetiere. Damals stellte Schnitzler auf Wunsch von Hanna Maas die Nabu-plakette für ein „Fledermausfreundliches Haus“in Aussicht, sollte sich das Vorkommen von Fledertieren im Gebälk der Dorfkirche bestätigen.
Jetzt stattete der Diplom-biologe der Gemeinde Hünxe wieder einen Besuch ab, in seiner Tasche die begehrte Plakette, die er Hanna Maas und Thomas Lendzian überreichte. In den vergangenen Jahren hatte Schnitzler immer wieder mal den Dachstuhl der Hünxer Kirche untersucht – und an verschiedenen Stellen Kot gefunden. „Wir vermuten, dass drei Arten dort anzutreffen sind: Breitflügelfledermaus, Braunes Langohr und Zwergfledermaus“, meint der Experte. „Die krabbeln durch Ritzen rein. In den Versteckkästen haben wir allerdings bisher noch keine gefunden. Das wäre Zufall.“Im Xantener Dom habe mal eine im Turm gesessen, „man muss zur richtigen Zeit da sein“.
Die Bestände an Fledermäusen in unserer Region seinen nicht so riesig wie etwa in Hessen oder Bayern, sagt Schnitzler. Eine Mausohr-kolonie mit sechs Weibchen habe man in der Bislicher Kirche gefunden („hoffentlich bleiben die da“). Er wolle öfter nach Hünxe kommen und in der Kirche nachsehen. Vielleicht bestehe auch die Möglichkeit,
„eine Horchbox und Videoanlage mal dort aufzubauen, um die Biologenneugier zu befriedigen“. Bei „Wohnungsnot“könne auch nachgebastelt werden.
Insgesamt 30 Kirchen im Verbreitungsgebiet seien mit Nistkästen ausgestattet worden. Vor zehn Jahren habe er in Bönninghardt damit angefangen, so Schnitzler, aber nur drei Nabu-plaketten habe er bisher überreichen können – in Xanten, Brünen und jetzt in Hünxe. Hanna Maas bekommt leuchtende Augen: „Ein Gotteshaus für Fledermaus“, weist sie auf die gleichnamige Aktion hin. Die Plakette soll draußen gut sichtbar neben der Eingangstür am Klinker angebracht werden. „Die sieht man bis nach Krudenburg“, freut sich die Pastorin.