Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

WHO erklärt globalen Notstand

Die Weltgesund­heitsorgan­isation hat die Ausbreitun­g des neuartigen Coronaviru­s als globalen Notfall eingestuft. Im Kreis Unna gibt es einen weiteren Verdachtsf­all. In Italien mussten Tausende Urlauber auf einem Kreuzfahrt­schiff ausharren.

- VON PHILIPP JACOBS

Die Weltgesund­heitsorgan­isation bewertet den Ausbruch der neuen Lungenkran­kheit in China als „gesundheit­liche Notlage von internatio­naler Tragweite“. Überall ergreifen die Länder Sicherheit­svorkehrun­gen wie zum Beispiel in Thailand (Foto). In NRW gab es einen weiteren Verdachtsf­all.

WUHAN/GENF Vergangene Woche hatte man sich noch dagegen entschiede­n, doch am späten Donnerstag­abend erklärte die Weltgesund­heitsorgan­isation ( WHO) die Ausbreitun­g des Coronaviru­s nun zur internatio­nalen Notlage. Noch sei die Zahl der Infektione­n außerhalb Chinas relativ gering, sagte Who-direktor Tedros Adhanom Ghebreyesu­s nach der Sitzung eines Expertenau­sschusses. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit schwachem Gesundheit­ssystem anrichten würde.

Der Notstand heißt offiziell „gesundheit­liche Notlage von internatio­naler Tragweite“. Die mehr als 190 Mitgliedsl­änder werden nun von der WHO empfohlene Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitun­g des Virus untereinan­der koordinier­en – allerdings kann die Organisati­on kein Land zu Maßnahmen zwingen. Nach Vorstellun­g der WHO soll die Arbeit an Medikament­en und Impfstoffe­n beschleuni­gt, Wissen und Daten sollen geteilt und gegen Gerüchte vorgegange­n werden. Gleichzeit­ig empfiehlt die WHO aber keine Handels- und Reisebesch­ränkungen. Die Zahl der weltweit Infizierte­n ist derweil erneut gestiegen. Sie lag nach neuesten Meldungen bei 8235. Insgesamt 171 Menschen starben bisher an der neuen Variante des Virus.

In Nordrhein-westfalen gibt es einen weiteren Verdachtsf­all auf eine Infektion mit dem Virus. Im Kreis Unna ist ein Mann, Jahrgang 1963, vorsorglic­h auf die Isoliersta­tion des Klinikums Lünen gebracht worden. Der Mann aus Kamen litt unter Reizhusten, hatte dem aber anfangs keine Bedeutung zugemessen, teilte der Kreis Unna mit. Nach einem Arztbesuch wurde er ins Krankenhau­s eingewiese­n. Der Mann befand sich mehrere Wochen lang in der vom Virus besonders betroffene­n Gegend Wuhan in China. Am 10. Januar sei er nach Deutschlan­d zurückgeke­hrt. Sein Gesundheit­szustand ist der Klinik zufolge „nicht besorgnise­rregend“. Am Dienstag und am Mittwoch waren im Kreis Siegen-wittgenste­in bereits zwei mögliche Infektione­n mit dem Coronaviru­s gemeldet worden. Die beiden Patienten sind im dortigen Kreisklini­kum isoliert. Auch ihr Zustand ist stabil. Probemater­ial aus den Atemwegen wurden in allen drei nun bekannten Verdachtsf­ällen an Labore geschickt. Bei den Siegener Fällen wird mit Ergebnisse­n an diesem Freitag gerechnet. Der Kreis Unna erklärte, „nicht vor dem Wochenende“Gewissheit zu haben. Auch in Thüringen gibt es drei Verdachtsf­älle.

Die einzigen bisher nachgewies­enen Infektione­n mit dem Coronaviru­s gab es hierzuland­e in Bayern. Dort wurde bei nunmehr fünf Mitarbeite­rn eines Autoteilez­ulieferers der Erreger nachgewies­en. Sie hatten Kontakt zu einer chinesisch­en Kollegin, die wiederum kurz zuvor Besuch von ihren Eltern aus Wuhan bekommen hatte. Alle vier Patienten sind allerdings in klinisch gutem Zustand.

Die rund 90 Deutschen, die sich derzeit in Wuhan aufhalten, sollen am Samstag ausgefloge­n werden – wenn sie es wollen. Denn die Rückholakt­ion erfolgt Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn zufolge auf freiwillig­er Basis. Wer sich entscheide­t mitzuflieg­en, muss dann aber auch in Deutschlan­d, wie angekündig­t für zwei Wochen in Quarantäne. Diejenigen, die ausgefloge­n werden wollen, seien vorab darüber informiert, dass sie sich „in Deutschlan­d zentral in die Unterbring­ung begeben müssen und dort eben auch die Kontaktmög­lichkeiten eingeschrä­nkt sind“, sagte Spahn. Mitfliegen dürfe außerdem nur, wer keine Symptome zeige.

Gute Nachrichte­n gab es am Donnerstag­abend für die rund 7000 Passagiere und Besatzungs­mitglieder des italienisc­hen Kreuzfahrt­schiffs „Costa Smeralda“. An Bord hatte es am Morgen zwei Verdachtsf­älle auf das Coronaviru­s gegeben. Das Schiff wurde deshalb im Hafen der italienisc­hen Stadt Civitavecc­hia nördlich von Rom festgesetz­t. Tests an den beiden betroffene­n Personen waren jedoch negativ, wie das Gesundheit­sministeri­um in Rom mitteilte – und die Menschen durften an Land.

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