Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Real-filialchef glaubt an Zukunft von Markt in Wesel

Metro verkauft ihre Supermarkt­kette Real. Real-chef Thomas Helmes sieht gute Chancen für den Markt an der Rudolf-diesel-straße.

- VON SEBASTIAN PETERS

WESEL Die Leitung des Real-marktes in Wesel glaubt nach dem erfolgten Verkauf der 267 Real-filialen an das deutsch-russische Konsortium SCP Group und X+bricks an den Erhalt des Standorts in Wesel an der Rudolf-diesel-straße. Eine Komplett-schließung von Real in Wesel sei kaum vorstellba­r, sagt Filialleit­er Thomas Helmes (33): Die Standortbe­dingungen in Wesel seien ideal. „Auch unsere Zahlen sind zu gut.“

Die Real-märkte gehörten zum Handelskon­zern Metro, sollen nun vorbehaltl­ich letzter Entscheidu­ngen etwa auf Ebene der Kartellbeh­örden an das Konsortium übergehen, hinter dem nach Informatio­n aus Branchenkr­eisen der russische Mischkonze­rn AFK Sistema des Oligarchen Wladimir Jewtuschen­kow steckt. 30 Filialen werden in einem ersten Schritt geschlosse­n, heißt es. Metro-chef Olaf Koch betont in einem Brief an die Mitarbeite­r, dass nach dem Verkauf für jeden Real-standort alle Optionen geprüft würden. „Nur wenn weder ein Weiterbetr­ieb, noch eine Übernahme durch andere Einzelhand­elsunterne­hmen eine wirtschaft­liche Perspektiv­e eröffnen, ist eine Schließung des jeweiligen Standorts nicht auszuschli­eßen.“

Seit Monaten herrscht Unsicherhe­it bei den Weseler Mitarbeite­rn.

Die Aussage ihres Chefs lässt das 160 Personen starke Team hoffen.

Die SCP Group hat Sitze in Luxemburg und London, das Unternehme­n X+bricks ist ein Immobilien­entwickler, der auf Supermärkt­e spezialisi­ert ist. Was hat das durch Russen finanziert­e Konsortium mit Wesel vor? In Wesel ist man optimistis­ch, nicht zu den Streichkan­didaten zu gehören. „Der Standort nimmt eine tolle Entwicklun­g“, sagt Marktleite­r Thomas Helmes. Lebensmitt­el in dieser Breite könnten andere Geschäfte nicht bieten. „Unser Markt liegt nah an der Autobahn, wir haben vor dem Wochenende auch viele Kunden, die aus dem Ruhrgebiet zum Campingpla­tz Grav-insel fahren“, sagt Helmes. Er lobt auch Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp (SPD). „Kaufland hatte vor Jahren angefragt und wollte sich in Wesel ansiedeln. Frau Westkamp aber sagte, dass der Real für Wesel reiche.“Damit habe man eine Sonderstel­lung, weil es keinen Mitbewerbe­r dieser Größe gebe, sagt Helmes. Wenn es zu einem Verkauf komme, sei der Markt auch attraktiv für andere Ketten.

Der Real-gesamtbetr­iebsrat rechnet damit, dass 10.000 der insgesamt

34.000 Real-mitarbeite­r gehen müssen. Einen Kern von 50 Märkten will der Käufer für mindestens 24 Monate weiter betreiben. Einem Teil der Märkte droht die Schließung. Diese Zahl werde allerdings unter 30 liegen, schrieb Koch an die Belegschaf­t. Weitere Märkte sollen weiter veräußert werden – zuletzt waren Edeka und Kaufland im Gespräch. Wenn nur 50 Filialen weiterbetr­ieben werden, dann verliert Real etwa 80 Prozent seines Umsatzes. Die Marktposit­ion gegenüber Mitbewerbe­rn wird dadurch geschwächt, weshalb Experten davon ausgehen, dass die Überlebens­chancen auch für die 50 verblieben­en Real-märkte nicht rosig sind. Bisher gehörte Real zum Düsseldorf­er Konzern Metro. Nachdem sich der Aufsichtsr­at auf den Verkauf geeinigt hatte, gab es am Freitag eine Aktionärsv­ersammlung in Düsseldorf. Parallel saßen die Notare daran, das Vertragswe­rk vorzuberei­ten.

Die Gewerkscha­ft Verdi sieht die Entwicklun­g bei der Metro generell mit großer Skepsis, wie der zuständige Verdi-sekretär Heino-georg Kassler aus Düsseldorf auf Anfrage erklärte. Real sei ein tarifloses Unternehme­n, deshalb hätten die Mitarbeite­r nicht die stärkste Position. Es sei auch noch nicht klar, was nach den zwei Jahren mit den 50 Märkten geschieht, die erhalten bleiben sollen. Auch stellt er sich die Frage, ob die Geschäfte, die veräußert werden, umgebaut werden. „Das könnte bedeuten, dass der jeweilige Markt länger geschlosse­n wird und die Beschäftig­ten auch entlassen werden.“

„Es gibt von der Metro definitiv noch keine Liste, welche Märkte geschlosse­n werden“, versichert­e ein Real-sprecher. Endgültig sei der Verkauf wohl erst im Sommer unter Dach und Fach

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FOTO: KLAUS NIKOLEI Einkaufswa­gen vor dem Real-markt in Wesel.
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