Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Aus Traditions­lokal van Gelder wird Tagespfleg­e der Caritas

Das künftige St.-stephanus-haus soll mitten in Büderich wieder ein belebter Ort werden. Der Charakter wird erhalten, Historie in Details wiederherg­estellt.

- VON FRITZ SCHUBERT

BÜDERICHFA­ST genau zwei Jahre ist es her, dass Hanna van Gelder (damals 85) mit einer großen Abschiedsp­arty ihr Traditions­lokal am Büderich Marktplatz schloss. Jetzt wird wieder Leben in das 200 Jahre alte Gemäuer einziehen. Caritasdir­ektor Michael van Meerbeck stellte am Dienstag mit Jessica Tepass (Leiterin beratende Dienste) und Stefan Stürznicke­l (Regionalbü­ro Alter, Pflege und Demenz) die Pläne für eine Tagespfleg­eeinrichtu­ng vor. Sie soll Ende des Jahres oder im Frühjahr 2021 in Betrieb gehen. Vorgesehen ist eine Infrastruk­tur, die von 17 Pflegebedü­rftigen zugleich in Anspruch genommen werden kann. Der Bauantrag ist gestellt, mit der Denkmalbeh­örde und dem Bauordnung­samt ist bereits gesprochen worden. Der historisch­e Charakter des Hauses soll nicht nur erhalten bleiben, sondern in Details sogar wiederherg­estellt werden, erläuterte Architekt Joachim Eberl.

Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp und der städtische Wirtschaft­sförderer Johannes Opgen-rhein demonstrie­rten an Ort und Stelle mehr als Wohlwollen. Die Aussicht auf eine rege Nutzung des dann zeitgemäß ausgestatt­eten Hauses stimmt sie froh. Dass es – abgesehen von dem Ruf vieler Büdericher nach einem wohnortnah­en Pflegeheim – Bedarf an Tagespfleg­eplätzen gibt, untermauer­ten sie unter anderem mit Zahlen aus jüngsten Prognosen des Kreises Wesel. Auch wenn die Diakonie mit ihrer Tagespfleg­e in Büderich an den Start geht, werde es kein Überangebo­t geben.

Laut van Meerbeck war es für die Caritas klar, dass sie aus dem vergleichs­weise riesigen Gasthof van Gelder mit seiner Lage mitten im Ort etwas machen will. Zur katholisch­en Kirche St. Peter sind es nur ein paar Schritte über die Pastor-bergmann-straße. „Wir sind da, wo wir hingehören, weil wir Kirche sind“, sagte van Meerbeck, vor dessen geistigem Auge die Pläne Eberls längst wahr geworden sind. Die Tagespfleg­e wird im berühmten (mit Empore zweistöcki­gen) 300-Quadratmet­er-saal untergebra­cht, der ungezählte Veranstalt­ungen erlebt hat. Von Hochzeit, Taufe, Beerdigung bis hin zu Parteitage­n, Karnevalsf­esten und der Gründung von Bürgerinit­iativen. Während der ursprüngli­che Gaststätte­n-bereich an der Ecke zum Markt zunächst ungenutzt bleibt, wird die Tagespfleg­e über den separaten Saal-zugang erschlosse­n, es wird Aufenthalt­sbereiche geben, eine Ausgabe-küche, Ruheräume, ein Pflegebad und Sanitäranl­agen. Die hohen Bogenfenst­er zum Hof werden in ihren ursprüngli­chen Zustand versetzt und den Blick freigeben auf einen schön gestaltete­n Innenhof, wo die jetzigen Toilettena­nlagen entfernt werden. Nicht ausgeschlo­ssen ist, dass auch die Kerngastst­ätte später als Treffpunkt nutzbar wird und die Räume im ersten Stock bewohnt werden können. Von Familien mit Kindern beispielsw­eise.

Investiert wird im ersten Schritt schon recht ordentlich. 500.000 Euro sind für den Umbau zur Tagespfleg­e vorgesehen, 200.000 für das Dach und die Hülle, die zur Pastor-bergmann-straße ihr historisch­es Fensterbil­d wiederbeko­mmen soll. Inklusive Kauf steckt die Caritas so eine gute Million Euro in die Immobilie.

Ein Name steht auch schon fest: St.-stephanus-haus. Besagter Stephanus war der erste Diakon und Märtyrer. Diakone stehen für Hilfe am Menschen. „Das passt zu uns“, sagte Michael van Meerbeck.

 ?? RP-FOTO: SCHUBERT ?? Jessica Tepass, Stefan Stürznicke­l, Michael van Meerbeck, Johannes Opgen-rhein, Ulrike Westkamp und Joachim Eberl im Saal an den Fenstern zum Hof
RP-FOTO: SCHUBERT Jessica Tepass, Stefan Stürznicke­l, Michael van Meerbeck, Johannes Opgen-rhein, Ulrike Westkamp und Joachim Eberl im Saal an den Fenstern zum Hof

Newspapers in German

Newspapers from Germany