Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Fleißige Mehrhooger säubern ihr Dorf
Im Hamminkelner Ortsteil Mehrhoog sammelten viele Bürger am Samstag gemeinsam gut vier Kubikmeter Müll ein – allerdings unter kaum vorhandener Beteiligung junger Leute.
MEHRHOOG (aflo) Kurz vor dem Start der Dorfputz-aktion in Mehrhoog hoffte Markus Hein von den Bürgerschützen noch auf eine gute Resonanz. „Wir haben im Vorfeld wie immer Vereine, Schulen und Kindergärten angesprochen und hoffen jetzt dabei auch auf schönes Wetter. Wenn man hier wohnt, kann man nicht wegsehen.“Am Dorfplatz versammelten sich gut 40 Personen, auf der anderen Straßenseite der L 7 waren es in der Siedlung acht Aktive, die sich mit den vom Bauhof zur Verfügung gestellten Säcken und Zangen auf die einzelnen Schwerpunkte entlang der Bahnhofstraße verteilten. „Das ist ordentlich“, fand auch Bsv-präsident Dirk Bolland.
Am Parkplatz nahe der Bahngleise sammelten Jürgen Kraayvanger und Marlies Arnold etliche Schnaps- und Wodkaflaschen ein. „Hier, wo die Jugendlichen sich aufhalten, ist es extrem“, fand Marlies Arnold. „Wenn sie es mitnehmen würden, hätte niemand was dagegen“, sagten beide übereinstimmend. Ein paar Meter weiter stand Johannes Schumacher mit dem Anhänger, wo die „gesammelten Werke“aufgepackt wurden. „Dieses alte Rad hier mit noch gutem Sattel und eine Fußmatte, die kann man sogar noch gebrauchen“, zeigte er sich erstaunt über die Fundstücke.
Am Penny-parkplatz graste Schützenkönig Peter Unteregge mit den Jungschützen die Umgebung ab. „Die ganzen Zigarettenkippen, die kann man gar nicht aufsammeln hier im Randstreifen. Da kann man eine Stunde lang zählen, da wirst du nicht fertig“, bilanzierte er. Jannik Köhnen, Marcel Bröckerhoff und Max Kaltwasser warfen ihre Säcke auf den Sammelwagen. Ein T-shirt, eine halbvolle Wodkaflasche, eine noch verwendbare Pfanne und Glaswolle von der Baustelle waren ihre auffälligsten Funde. „Wir laufen jetzt runter bis zur L 7.“
An der Bushaltestelle „Gasthof Hornecker“war Ariane Bicker auf der Wiese schon unterwegs. „Ich bin jetzt das dritte Mal dabei. Es ist immer wieder verblüffend, was man entdeckt.“Und hatte einen Eimer mit Glasflachen, Gummihalterungen von alten Verkehrsschildern und ein Warndreieck gesammelt. „Noch schlimmer sind aber die, die Hundekot in Tüten packen und wegschmeißen“, zeigte Bürgerschütze Sven Kaltwasser eine solche Tüte. Insgesamt habe man aber „die ganz großen Sachen“diesmal nicht gefunden, meinte Markus Hein. „Vor drei, vier Jahren haben wir noch Kühlschränke und Reifen entdeckt. Vielleicht hat Greta und die Debatte um Feinstaub ja doch was gebracht.“
In der Siedlung auf der anderen Seite der ehemaligen B 8 suchte die
Vorsitzende des Bürgervereins, Brigitte Hegemann, mit Gudrun Quenter und dem siebenjährigen Finley an der Ecke Pilz/im Mühlenbusch den Müll. „Hauptsächlich Bonbons und kleine Flaschen“fanden sich auf ihrem Weg. Dass nicht mehr so viele da sind, habe einen einfachen Grund, so Hegemann: „Wir werden halt immer älter. Und die über 80-Jährigen haben sich diesmal ausgeklinkt. “Sie bedauerte, dass sich so gut wie keine Kinder und Jugendlichen beteiligen. „Da hatte ich auch viel mehr erwartet, wo man Fridays for future hat“, ergänzte Quenter. „Sie demonstrieren fürs Klima, aber haben Samstagvormittag dafür keine Zeit.“
„Das ist schön für die Gemeinschaft – und man hat das Gefühl, wenigstens ein bisschen bewegt zu haben“Andreas Wissen