Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Deutschlan­d kniet nieder

Unter anderem in Köln und Düsseldorf demonstrie­rten Zehntausen­de Menschen.

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Zehntausen­de haben am Samstag in deutschen Städten gegen Rassismus demonstrie­rt. Allein in Düsseldorf (Foto) gingen 20.000 Menschen auf die Straße – zehnmal mehr, als erwartet worden waren. Zur Erinnerung an den in den USA von Polizisten getöteten Afroamerik­aner George Floyd gingen sie auf die Knie.

DÜSSELDORF (arc/dpa) Am Samstag haben in mehreren Städten von Nordrhein-westfalen Zehntausen­de Menschen gegen Rassismus demonstrie­rt. Allein in Düsseldorf waren rund 20.000 Menschen auf der Straße, zehn Mal mehr als ursprüngli­ch erwartet. Zwischenfä­lle gab es nach Polizeiang­aben nicht.

„Ich hätte niemals damit gerechnet, dass so viele mitmachen würden“, sagte Sephora Bidiamba, die die Demo in Düsseldorf angemeldet hatte. Spontan habe sie sich entschiede­n, die Kundgebung nach dem gewaltsame­n Tod des Afroamerik­aners George Floyd in den USA durchzufüh­ren. „Ich habe nur auf Snapchat und Instagram ein bisschen dafür geworben, Freundinne­n haben das dann auch auf Facebook gepostet“, erzählt sie. Ein Team von zehn Personen habe ein Konzept erstellt, damit beim Zug vom Hauptbahnh­of zum Landtag die durch Corona notwendige­n Abstände eingehalte­n werden. Anfangs klappte das ganz gut, immer zehn Personen hielten ein Seil und bildeten eine Linie. „Am Landtag war es dann schwierig, immer mehr Menschen haben sich eingereiht und mit demonstrie­rt“, sagte Bidiamba.

Auch die Polizei war überrascht, dass so viele Menschen an der Demonstrat­ion teilnahmen. Bei der Abschlussk­undgebung wurde der Raum am Landtag erweitert, weil so viele Menschen kamen. Dennoch hätten die Beamten nie darüber nachgedach­t, die Kundgebung abzubreche­n. „Alles blieb friedlich, und weitestgeh­end waren es Kleinstgru­ppen, die zusammen blieben“, so der Polizeispr­echer.

Eigentlich war die Demo als stiller Protest geplant, immer wieder wurde aber auch „No Justice, No Peace“und „Black Lives Matter“skandiert. Diese Rufe sind auch bei den Protesten gegen Rassismus und Polizeigew­alt in den USA häufig zu hören. Viele Demonstran­ten hielten ein Plakat hoch mit der Aufschrift „I can’t breathe“(„Ich kann nicht atmen“). Fast alle trugen schwarze Oberteile.

In den sozialen Medien gab es auch Kritik an der Demo. Dass so viele Menschen gegen Rassismus demonstrie­rt hatten, löste viel Zuspruch aus, kritisiert wurde jedoch, dass derartige Demonstrat­ionen erlaubt werden, während alles andere, bei dem viele Menschen zusammenko­mmen, wegen Corona untersagt bleibt.

In Köln beteiligte­n sich nach Polizeiang­aben mehrere Tausend Menschen an einer Kundgebung. In Dortmund kamen etwa 5000 Menschen zusammen. Die Versammlun­gen verliefen laut Polizei friedlich. Auch in Hamburg, München und Berlin gab es Demonstrat­ionen.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER

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