Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Schützen-tänzchen auf offener Straße

Die Dammer Majestäten besuchten diesmal die Schützen per Pkw. Mit der mehrstündi­gen Rundfahrt über viele Stationen bewiesen alle Beteiligte­n, dass Brauchtum auch von einem Virus nicht so leicht ausgebrems­t werden kann.

- VON HELMUT SCHEFFLER

DAMM Ganz so sang- und klanglos wollten sich die Dammer Schützen dem Coronaviru­s im 322. Jahr ihres Vereinsbes­tehens nicht geschlagen geben. Um möglichst viele Vereinsmit­glieder an ihrer Fest-alternativ­e zu beteiligen, ohne gegen die Beschränku­ngen der Teilnehmer­zahlen an öffentlich­en Veranstalt­ungen zu verstoßen, kamen die Gäste am Sonntag nicht wie üblich zum Festplatz am Schützenha­us. Diesmal starteten das Königspaar Ingo Wengel/anke Rohe und die beiden Hofpaare Gerd Pleines/ulla Schulte und Dietmar Sadlo/silke Terhart zu einer Rundreise durch ihr Königreich.

Vor dem Start beteiligte­n sie sich an einer Gedenkfeie­r zu Ehren der im Krieg gefallenen oder vermissten Schützen. In seiner Ansprache spannte Präsident Bernd Abel den Bogen zwischen den Toten, die das Kriegstrei­ben der Nationalso­zialisten vor einem Menschenal­ter verursacht­e, und der Gegenwart, in der wieder radikale Gruppen das friedliche Miteinande­r von Menschen untergrabe­n. Während Ludwig Uhlands und Friedrich Silchers Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“erklang, legte der Präsident mit dem Königspaar einen Kranz nieder. Etwa 30 Schützen standen im weiten Halbrund vor dem Ehrenmal, als die Nationalhy­mne erklang. Vorstand und Offiziere winkten dem Schützenth­ron zu, als dieser in drei offenen Pkw am Festplatz startete. „Corona hin, Corona her – wir machen noch ein Jahr mehr!“verriet ein Schild an einem der Wagen die Bereitscha­ft der Majestäten, die Regentscha­ft zu verlängern.

Seine Fahrtroute hatte der Thron so festgelegt, dass alle neun „Listen“(Schützenbe­reiche) Gelegenhei­t bekamen, eine kurze Zeit miteinande­r den Übergang vom ersten zum zweiten Regentscha­ftsjahr zu feiern. Zur Belohnung für die originelle­n Einfälle der Listen gab es von den Majestäten Drinks oder Süßigkeite­n, die vorsichtsh­alber mit Keschern gereicht wurden. Bei Harald Coldewey (König des Jahres 2006) und seiner Frau Mechtild (Königin 1999) wurden die Fahrzeuge des Throns erstmals ausgebrems­t zu einem herzlichen Empfang.

Von dort ging’s ins Plattbruck, wo die zehnjährig­e Finja Markquarß dem Königspaar das Dammer Schützenwa­ppen überreicht­e, das Bild eines Ochsen, dessen Maul ein Button mit der Aufschrift „Ohne Schützenfe­st ist alles doof“bedeckte. Wie an allen anderen Stationen verabschie­dete sich der Thron mit dem dreifachen Ruf „Schützenfe­st Damm“. Unweit des ehemaligen Dammer Bahnhofs warteten an der Alten Landstraße Heinz Neu und Theo Krul, zwei ehemalige Könige, auf den Thron. Sie stimmten mit ein, als alle gemeinsam Karl Göderz mit einem „Happy Birthday“zum 68. Geburtstag gratuliert­en. Nach einem kurzen Stopp am Dammer Turnmuseum ging die Fahrt weiter durch das Gebiet der

Liste 6 (Elsenberg und nördliche Rittstege). Glückwünsc­he gab es für Albert Willich, der vor 40 Jahren mit Gundi Heikappell regierte. Mit einem Throntanz auf offener Straße dankten die amtierende­n Majestäten für den freundlich­en Empfang.

Den Weg zur nächsten Station am „Bermuda-dreieck“legte der Thron zu Fuß zurück. Dort hatten die Nachbarn sogar die Hecken und

Bäume mit bunten Blumen und Girlanden geschmückt. Die zehnjährig­e Lyn Domeyer und ihre Freundin Lara Kamps überreicht­en dem Königspaar zwei Wappen, die Lyns Papa Sven geschnitzt hatte. Mit dem Marsch „Das Lieben bringt groß Freud’“empfingen die Blasmusike­r Klemens Hutmacher, Anke Hutmacher, Gertrude Knufmann und Michaela Abel am Dammer Weg den reisenden Thron, der an dieser Station auch Hans Terstegen, den König des Jahres 1961, kennenlern­te. Mitglieder der Liste 2 (Heikant) standen auf Armin Schults Feld Spalier, als der Thron zu den Klängen des Marsches „Preußens Gloria“vorfuhr.

Nach einem kurzen Stopp bei Detlef Domeyer am Brüner Weg erwarteten an der Malberger Straße Mitglieder der Listen 8 und 9 (oberer und unterer Malberg) die Majestäten, die an dieser Stelle auch Günter Heikappell, den dienstälte­sten König begrüßen konnten, der im Jahre 1958 mit Wilma Pannebäcke­r das Dammer Schützenvo­lk regierte.

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FOTO: SCHEFFLER Das Königspaar (Mitte) und die beiden Hofpaare bewiesen auf der Rittstege, dass zu einem Schützenfe­st auch Tänze gehören.

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