Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Angler retten Tausende Fische
Fehlender Niederschlag hat dazu geführt, dass die Issel an vielen Stellen trockengefallen ist. Engagierte Angler haben in den vergangenen Tagen Tausende kleine Fische aus Pfützen und eigens dafür angelegten Wasserlöchern gerettet.
Fehlender Niederschlag hat dazu geführt, dass die Issel an vielen Stellen trocken gefallen ist. Angler haben viele kleine Fische gerettet.
HAMMINKELN/WESEL Das große Fischsterben in der trockengefallenen Issel ist abgewendet. Zu verdanken ist das dem Voerder Angler Torsten Rühl und mehreren ehrenamtlich tätigen Helfern. Sie sind, so wie auch schon in den vergangenen beiden Jahren, kurzfristig zu mehreren Stellen zwischen der Bärenschleuse in Wesel-obrighoven und dem Gut Grenzenlust auf Hamminkelner Stadtgebiet geeilt.
Dort haben sie mit einem Schleppnetz mehrere Tausend kleine Fische aus dem nur zehn bis 20 Zentimeter flachen Wasser gefangen, um sie dann hinter Wehren an bis zu drei Meter tieferen Stellen wieder freizulassen.
Großes Lob bekamen Rühl und seine gleichgesinnten Helfer von Hamminkelns Bürgermeister Bernd Romanski. Der war Mittwochnachmittag zum Gut Grenzenlust geeilt, um sich die Rettungsaktion anzusehen und sich bei den Anglern zu bedanken. „Super, was die hier leisten. Ohne die Hilfe wären die Fische verloren. Keine zwei bis drei Tage, und das Wasser wäre hier komplett weg.“2016 war die Issel beim Jahrhunderthochwasser unweit dieser Stelle über den Deich geschwappt.
Allein aus den Vertiefungen – in den sogenannte Gumpen – am Gut Grenzenlust, wurden am Mittwoch knapp 1000 kleine Fische gerettet. Darunter Hechte, Barsche, Rotaugen, Rotfedern. „Hier ist auch ein Sonnenbarsch“, sagt Torsten Rühl und holt ein ziemlich plattes, bläulich schimmerndes Exemplar aus seinem Teleskop-kescher. „Den hat hier irgendjemand ausgesetzt. Der gehört in ein Aquarium.“Ein Freund habe ein solches Becken. Den werde er anrufen, damit er den Sonnenbarsch abholt, sagt Rühl.
In einem Eimer schwimmen noch andere kleine Fische. Unter anderem ein zweijähriger Hecht. Während seine Mitstreiter Volker Marbes aus Voerde und Tristan Wenzel aus Wesel weiter in Anglerstiefeln durch das nur wenige Zentimeter tiefer Wasser stapfen und dabei das Schleppnetz durch die Issel ziehen, steuert Rühl auf ein Stauwehr in Richtung Norden zu.
„Hier ist das Wasser bis zu drei Meter tief. Hier kann nichts passieren“, sagt er und entlässt Hechte & Co. in die Freiheit. Genauer gesagt, in das 18 Grad kühle Wasser. Die Temperatur in den im vergangenen Jahr ausgebaggerten Wasserlöchern nahe Gut Grenzenlust betrug 24 Grad. Viel zu heiß für die Tiere.
„Ein paar Stunden später“, sagt Rühl, „wären es 28 Grad gewesen. Das hätten sie nicht überlebt.“Hinter dem Stauwehr sollen die kleinen Fische allerdings nicht lange bleiben. Der Rheinische Fischereiverband wird sie in einigen Tagen abholen und bei Marienthal in die Issel einsetzen.
Auch dort wird der Fluss nicht komplett austrocknen, egal wie wenig Regen in der nächsten Zeit fällt. „Das sind alles Kannibalen“, sagt Rühl. „Wenn zu viele Fische auf engem Raum sind, bedeutet das Stress. Und dann kann es sein, dass sie sich gegenseitig auffressen.“Durch den Umzug in das Klosterdorf soll genau das vermieden werden.