Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Junge Männer ziehen spät aus

Durchschni­ttlich verlassen die Deutschen ihr Elternhaus mit 23,7 Jahren.

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WIESBADEN (dpa) Mehr als jeder vierte junge Erwachsene wohnt in Deutschlan­d mit 25 Jahren noch im Elternhaus. Dabei bleiben Söhne länger zu Hause als Töchter, wie das Statistisc­he Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. 34 Prozent der 25-jährigen Männer lebten 2019 noch im Elternhaus, bei den Töchtern waren es 21 Prozent. Und auch mit 30 Jahren wohnten noch 13 Prozent der ledigen Söhne im Elternhaus­halt, aber nur fünf Prozent der Töchter.

Der Jugendfors­cher Klaus Hurrelmann sieht darin einen Beleg, „dass die Emanzipati­on der Männer ins

Stocken geraten ist“. Auch Untersuchu­ngen wie die Shell Jugendstud­ie belegten diesen Trend, sagte er Um das 20. Lebensjahr gehe die Schere auseinande­r. „Die jungen Frauen erzielen die besseren Bildungser­gebnisse. Sie sind agiler im Umgang mit ihren Lebenshera­usforderun­gen. Sie sind selbststän­diger und selbstbewu­sster und wollen sich früher von den Eltern lösen“, sagte Hurrelmann. Bei jungen Männern sei eher der gegenteili­ge Trend zu beobachten: „Sie genießen das Hotel Mama, so lange sie können. Das ist angenehm, das ist bequem. Sie wollen in Deckung bleiben, so lange es geht.“

Wann Kinder ausziehen, ist in Europa sehr unterschie­dlich: Besonders früh werden laut dem Statistisc­hen Amt der EU Skandinavi­er flügge. Mit 17,8 Jahren hatte Schweden 2019 das niedrigste Auszugsalt­er. Auch in Dänemark (21,1 Jahre) und Finnland (21,8 Jahre) verlassen Kinder das Elternhaus vergleichs­weise früh. In Deutschlan­d sind sie im Schnitt 23,7 Jahre alt. Anders sieht es in süd- und osteuropäi­schen Ländern aus: Am spätesten zogen Kinder mit 31,8 Jahren in Kroatien aus. Danach folgen die Slowakei (30,9), Italien (30,1) und Bulgarien (30,0).

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