Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Qiagen-übernahme könnte platzen

Der Us-laborausrü­ster Thermo Fisher will sein Angebot nicht noch einmal erhöhen.

- VON FLORIAN RINKE

HILDEN Als die rund 800 Mitarbeite­r Anfang März auf dem Qiagen-campus in Hilden zusammenko­mmen, scheint die Zukunft des Biotechnol­ogie-unternehme­ns ziemlich vorhersehb­ar zu sein: Der US-LAborausrü­ster Thermo Fisher bot 39 Euro je Qiagen-aktie. Vorstand und Aufsichtsr­at des Hildener Unternehme­ns unterstütz­ten die Pläne angesichts eines Aufschlags von mehr als 20 Prozent auf den damaligen Aktienkurs.

Doch nun könnte das Geschäft doch noch platzen. Denn Qiagen stellt Corona-tests her und ist damit einer der großen Profiteure der Krise. Allein im zweiten Quartal stieg der Umsatz um 16 Prozent auf 443,3 Millionen Us-dollar. Der Gewinn legte sogar unter dem Strich um 101 Prozent auf 89,8 Millionen Dollar zu. Aktionäre haben auf ein verbessert­es Angebot gedrängt, sind aber selbst mit den 43 Euro, die Thermo Fisher inzwischen bietet, nicht zufrieden. Die Amerikaner wollen aber nicht mehr erhöhen.

Am Dienstagab­end erklärte das Unternehme­n, es handele sich um das „beste und letzte Angebot“. Zwei Drittel der Aktionäre müssten es annehmen, damit der Verkauf zustande kommt. Doch Aktionäre wie der Hedgefonds Davidson Kempner, der rund acht Prozent hält, sind mit der Offerte immer noch unzufriede­n und wollen ihre Aktien nicht verkaufen. Der Hedgefonds hatte in der Vergangenh­eit erklärt, dass man einen Preis zwischen 48 und 52 Euro für angemessen halte.

Vorstand und Aufsichtsr­at von Qiagen geben sich indes weiterhin mit dem aktuell gebotenen Preis zufrieden. Sie sollen Thermo Fisher ihre Anteile schon angedient haben. Im Umfeld des Unternehme­ns sehen viele ihre Rolle daher kritisch. Der Vorwurf: Den Verantwort­lichen gehe es nur um Geld. Das „Manager Magazin“schrieb vor einigen Wochen, Chefkontro­lleur Håkan Björklund verschleud­ere das Unternehme­n und befürchtet­e den Verkauf einer „Perle der deutschen Biotechsze­ne zu Rabattkond­itionen in die USA“. Damals lag das Angebot noch bei 39 Euro, obwohl die Entwicklun­g des Geschäfts angesichts der Corona-pandemie bereits erkennbar war.

Das momentane Angebot von Thermo Fisher hat ein Volumen von 11,3 Milliarden Euro. Das sind rund zwei Milliarden Euro mehr als Qiagen an der Börse wert ist. Aktionäre haben noch bis zum 10. August Zeit, die Offerte anzunehmen. Sollte die benötigte Quote nicht erreicht werden, müsste Qiagen 95 Millionen Dollar an Thermo Fisher zahlen.

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FOTO: LAUBNER Die Zentrale der Qiagen-gruppe in Hilden

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