Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ceconomy will 100 Millionen pro Jahr sparen

Der Konzern bekommt eine zentralere Organisati­on. Und mindestens 20 Media-markt- und Saturn-filialen sollen geschlosse­n werden.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Wenn Großaktion­äre unzufriede­n sind und murren, dann sind Manager oft gut beraten, schnell zu reagieren. Bei der Commerzban­k haben sie das offensicht­lich nicht schnell genug getan, und deshalb steht jetzt ein Führungswe­chsel an. Anders beim Düsseldorf­er Elektronik­händler Ceconomy: Fünf Wochen, nachdem Thomas Schmidt, Chef des Großaktion­ärs Haniel, und die Convergent­a, Minderheit­sgesellsch­after der Ceconomy-tochter Media-saturn, eine neue Strategie gefordert hatten, liegt das erste Ergebnis auf dem Tisch – mit unangenehm­en Folgen für die Belegschaf­t: Bis zu 3500 Vollzeitst­ellen will das Unternehme­n schließen, vorrangig im Ausland. Wie viele es im Inland sein sollen, bleibt vorerst offen. Zudem ist die Rede davon, dass mindestens 20 unprofitab­le Filialen aufgegeben werden sollen. „Angesichts rückläufig­er Kundenfreq­uenzen infolge der Covid19-pandemie prüft der Konzern ferner, europaweit in begrenztem Umfang defizitäre Stores zu schließen“, teilte Ceconomy am Mittwoch mit. Einschließ­lich der Teilzeitjo­bs dürften mehr als 4000 Mitarbeite­r von den Abbaupläne­n betroffen sein, heißt es. Eine Entscheidu­ng soll nach Angaben des Konzerns am 12. August fallen. Einen Tag später will Ceconomy die Zahlen für das dritte Quartal und die ersten neun Monate des Geschäftsj­ahres 2019/2020 präsentier­en.

Rund 180 Millionen Euro will Ceconomy aufwenden und mit Hilfe des Sparprogam­ms im Gegenzug 100 Millionen Euro pro Jahr sparen. Der Konzern soll künftig straffer geführt, die bislang eher dezentrale Führung durch eine konzernwei­t vereinheit­liche Organisati­onsstruktu­r ersetzt werden. Das spart Funktionen und Jobs quer durch Europa. Bislang beschäftig­t Ceconomy knapp 55.00 Beschäftig­te. Branchenke­nner schließen nicht aus, dass dem Sparkurs auch komplette Landesgese­llschaften zum Opfer fallen.

Zu starke Abhängigke­it vom stationäre­n Geschäft, umgekehrt ein zu schwaches Online-geschäft, dazu ein überarbeit­ungsbedürf­tiges Storekonze­pt – das sind einige der Kritikpunk­te, mit denen sich der Ceconomy-vorstand unter der Führung von Bernhard Düttmann seit Monaten konfrontie­rt sieht. Durch die Corona-krise, die auch bei Media-markt und Saturn die zwischenze­itliche Schließung erzwungen hat, ist alles noch viel schwierige­r geworden. Im zweiten Quartal (bis Ende März) des laufenden Geschäftsj­ahres hatte Ceconomy einen Verlust von mehr als 300 Millionen Euro erlitten. Der Umsatz ist seit der Wiedereröf­fnung der Märkte im Mai zwar wieder gestiegen, aber das liegt vorrangig am Online-geschäft, dessen Umfang sich weit mehr als verdoppelt hat, während in den Filialen vielfach die Kunden weg blieben. „Die Pandemie hat definitiv als Beschleuni­ger für unser Online-geschäft gewirkt“sagte Ceconomy-chef Bernhard Düttmann im Juli.

In Österreich sind die Konsequenz­en der Neuorienti­erung bereits klar absehbar. Dort ist Media-saturn bisher mit den Marken Media-markt und Saturn sowohl stationär als auch online vertreten. Ende September ist Saturn Geschichte im Nachbarlan­d. Das könnne auch in anderen Ländern passieren, heißt es im Umfeld des Konzerns.

Die Börsengesc­hichte des Unternehme­ns ist alles andere als eine Erfolgssto­ry: Vor gut drei Jahren wurde die alte Metro aufgespalt­en, Ceconomy ging damals mit einer Erstnotiz von 9,32 Euro in den Markt. Seither ist der Börsenwert um fast zwei Drittel geschrumpf­t. Am Mittwoch gewann die Aktie zwar 0,75 Prozent, aber von Aufwärtstr­end kann noch keine Rede sein. Angesichts solcher Wertentwic­klungen reagieren Investoren dann auch schon mal verschnupf­t.

„Die Pandemie hat das Online-geschäft beschleuni­gt“Bernhard Düttmann Ceconomy-chef

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