Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Conti und BMW blicken optimistischer in die Zukunft
HANNOVER (frin) Nach turbulenten Monaten blicken die Top-manager in der Automobil-industrie wieder etwas optimistischer in die Zukunft. BMW-CHEF Oliver Zipse sagte am Mittwoch bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse, er sei durchaus zuversichtlich – obwohl das Unternehmen gerade zum ersten Mal seit elf Jahren wieder rote Zahlen geschrieben hatte. Zwischen April und Ende Juni blieb unter dem Strich ein Minus von 212 Millionen Euro. Der Umsatz war weltweit um 22 Prozent auf knapp 20 Milliarden Euro eingebrochen. Doch speziell in China würde sich das Geschäft wieder besser entwickeln als erwartet.
Auch bei Continental zeigte man sich vorsichtig optimistisch. Finanzvorstand Wolfgang Schäfer geht aktuell davon aus, dass beim Automobil-zulieferer bis Jahresende noch ein Gewinn für das Gesamtjahr erwirtschaftet werden kann. Im zweiten Quartal war der Umsatz um 41 Prozent eingebrochen, der Verlust (Ebit) lag bei 829 Millionen Euro.
Hinter Schäfer liegen herausfordernde Monate, immerhin musste der Zulieferer nicht nur ein hartes Sparprogramm auflegen, sondern auch durch die Platzierung von drei Anleihen für zusätzliche Liquidität sorgen. Die übliche Roadshow, bei der man das Unternehmen zum Beispiel in London oder New York Investoren präsentiert, fand diesmal nur virtuell bzw. per Telefon statt. „Der Kapitalmarkt ist noch komplett im Homeoffice“, sagt Schäfer.
Der Automobil-experte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car-center Automotive Research, rechnet mit bis zu 100.000 Arbeitsplätzen, die in Deutschland innerhalb der Automobil-branche wegfallen könnten. BMW und Continental hatten in der Vergangenheit bereits den Abbau von Stellen angekündigt. Der Zulieferer hatte dabei auch betriebsbedingte Kündigungen als letztes Mittel nicht ausgeschlossen. Laut Finanzvorstand Schäfer laufen bezüglich der Sparmaßnahmen beim Personal aktuell noch Gespräche.
Immerhin: Auf dem Heimatmarkt bessert sich die Lage zumindest ein wenig. Laut Kraftfahrt-bundesamt wurden im Juli 314.938 Autos in Deutschland neu zugelassen. Das waren zwar 5,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Doch der Rückgang bei den Neuzulassungen hat sich damit deutlich verlangsamt.
Damit sich der positive Trend weiter fortsetzt, ist es wichtig, dass die Infektionszahlen weltweit sinken bzw. an den jeweiligen Standorten niedrig bleiben. Schäfer setzt daher auch bei den Mitarbeitern, die nun aus dem Urlaub zurückkehren, auf Vernunft: „Wir erwarten, dass sich alle an die Vorschriften halten.“