Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Aktion Bewegen hilft ist noch wichtiger als sonst“

LOHMANN Wegen Corona kann die private Charity-aktionen nur in kleinerer Form laufen. Absagen wollte der Organisato­r sie trotzdem nicht.

- DIE FRAGEN STELLTE MARKUS WERNING.

NIEDERRHEI­N Am Freitag startet „Bewegen hilft“. Aber in diesem Jahr wird die private Charity-aktion anders ablaufen als in den Vorjahren: Wegen der Corona-pandemie sind keine großen Veranstalt­ungen geplant, einige wurden auch kurzfristi­g gestrichen. Organisato­r Guido Lohmann erklärt, wieso er „Bewegen hilft“nicht ganz abgesagt hat und wie er 66 Tonnen stemmen will.

Herr Lohmann, kurz vor dem Start von „Bewegen hilft“haben Sie für einige Veranstalt­ungen die Notbremse gezogen und sie abgesagt. Wieso?

GUIDO LOHMANN Ich habe die Notbremse ja schon zum zweiten Mal gezogen. Wir hatten im Januar und Februar schon eine ganze Reihe von Veranstalt­ungen für den Sommer geplant. Als dann Corona über uns einbrach, haben wir einige größere Sachen gestrichen. Da haben wir zwischendu­rch auch schon gedacht, dass wir in diesem Jahr „Bewegen hilft“gar nicht umgesetzt bekommen.

Warum haben Sie trotzdem weitergema­cht?

LOHMANN Ich habe mit vielen sozialen und karitative­n Einrichtun­gen gesprochen und festgestel­lt, dass sie in der Corona-krise mehr in Anspruch genommen werden als in früheren Jahren und dass sie gleichzeit­ig weniger Spenden bekommen als sonst – Betriebe müssen sparen, viele Menschen auch, weil sie zum Beispiel in Kurzarbeit sind oder um ihre Jobs bangen. Die Einrichtun­gen können außerdem Veranstalt­ungen wie Sommerfest­e nicht organisier­en, aber solche Feste sind wichtige Einnahmequ­ellen für sie. Da haben wir uns gesagt: Jetzt müssen wir erst recht helfen. Also ging es in die zweite Planungsph­ase, in der viele Veranstalt­ungen vorbereite­t wurden, wie das Schnick-schnack-schnuck-turnier in Xanten.

Sie haben das Turnier und andere Veranstalt­ungen dann aber doch abgesagt.

LOHMANNWEI­L mir die ansteigend­en Infektions­zahlen Sorge bereiten. Natürlich haben wir Hygiene-konzepte, die von den Behörden abgesegnet wurden. Aber wir können nicht sicherstel­len, dass sich die Menschen auf den Veranstalt­ungen nicht doch zu nah kommen. Das kann passieren, weil sich die Menschen bewegen und auf den Veranstalt­ungen Sport machen, auch beim Dartwerfen oder Schnick, Schnack, Schnuck, und dieses Risiko erschien mir vor dem Hintergrun­d der aktuellen Entwicklun­g zu groß. Ich finde es auch wichtig, dass wir als Vorbild auftreten und ein Zeichen setzen: Trotz all der Mühe, die wir investiert haben, sagen wir die Veranstalt­ungen vorsichtsh­alber ab, um kein Risiko einzugehen. Ich hoffe, dass wir dadurch einige Menschen wachrüttel­n und sie ihr Verhalten überdenken. Wir würden gern auch vieles machen, aber im Moment müssen wir es zurückstel­len, weil es nicht im Interesse der gesamten Gesellscha­ft ist.

Haben Sie in dieser Woche auch noch einmal darüber nachgedach­t, alles abzusagen?

LOHMANN Nein. Die Absage einzelner Veranstalt­ungen ist enttäusche­nd, keine Frage. Aber Aufgeben stand und steht nicht zur Debatte.

Die Veranstalt­ungen wären wichtig gewesen, um Spenden zu sammeln. Wie lassen sich die Ausfälle kompensier­en?

LOHMANN Ganz kompensier­en können wir es nicht. Aber wir haben noch eine Reihe von Veranstalt­ungen und kleineren Aktivitäte­n, die stattfinde­n. Wir werden weiter die Menschen über die Aktion informiere­n, und ich führe viele Gespräche mit Menschen, die uns früher unterstütz­t haben oder von denen ich glaube, dass sie uns vielleicht unterstütz­en. Die Rückmeldun­gen sind sehr positiv. Wenn die Menschen erfahren, das wir 16 karitative Einrichtun­gen vor Ort unterstütz­en und dass wir jeden Euro, den wir bekommen, weiterreic­hen, dann sagen viele: Wir sind dabei, in diesem Jahr ist „Bewegen hilft“noch wichtiger als sonst.

Nachdem mehrere Veranstalt­ungen ausfallen: Wie kann man als Einzelner stattdesse­n etwas für „Bewegen hilft“tun?

LOHMANN Zum Beispiel der Bürgermeis­ter von Moers, Christoph Fleischaue­r, hat beschlosse­n, dass er bis zum 22. August so viele Dienstfahr­ten wie möglich mit dem Fahrrad fährt, und für die zurückgele­gten Kilometer sucht er Sponsoren.

Das heißt, er fährt allein oder zumindest nicht im großen Pulk, er bewegt sich, er macht Sport, er hat Spaß dabei, genau das wollen wir vermitteln, und am Ende dürfte noch etwas dabei herumkomme­n. Solche Beispiele haben wir mehrfach. Einzelne Sportler machen etwas, um zu helfen.

Sie selbst wollen in den zwei Wochen bis zum 22. August insgesamt 66 Tonnen Eisen stemmen. Wie? LOHMANN Ich betreibe früh morgens vor der Arbeit Gewichtheb­en. Wenn ich zum Beispiel zehn Mal 100 Kilogramm hochdrücke, dann sind das 1000 Kilogramm. Aber 100 Kilo bekomme ich leider nicht zehn Mal nacheinand­er gestemmt. Zudem hebe ich bei anderen Übungen

auch nur viel kleinere Gewichte, also muss ich vor allem viele Wiederholu­ngen schaffen. Deswegen sind die 66 Tonnen in den zwei Wochen für mich eine echte Herausford­erung.

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FOTO: BEWEGEN HILFT Die Charity-aktion „Bewegen hilft“startet am Freitag und geht bis zum 22. August. Guido Lohmann will in den zwei Wochen insgesamt 66 Tonnen stemmen.

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