Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Befremdlich
Interview A. Sauerland
Zu „Ich habe die Loveparade nie gewollt“(RP vom 22. Juli): Ich bin immer noch unsagbar traurig darüber, dass am 24. Juli 2010 so viele Menschen in meiner damaligen Stadt ums Leben gekommen sind oder verletzt wurden. Wie müssen sich die Hinterbliebenen fühlen, die nun, zehn Jahre danach, damit fertig werden müssen, dass der Prozess abgebrochen und das Verfahren gegen alle Beschuldigten eingestellt wurde. Unfassbar auch, dass das Gutachten, das Prof. Gerlach erstellt hat und das wohl einen sehr genauen Einblick über die Gründe für die Katastrophe gewährt hätte, nicht mehr zum Thema der Verhandlung wurde. Ich möchte allen Betroffenen sagen, dass ich mit ihnen um ihre Lieben trauere. Vor diesem Hintergrund fällt es mir schwer, das Interview mit Herrn A. Sauerland zu lesen. Sicher hat niemand, der die Veranstaltung plante, genehmigte, kontrollierte oder auch am Tag des Festivals als Polizei oder Ordnungsdienst begleitete, wissentlich Menschen in den Tod laufen lassen. Es gibt jedoch eine politische Verantwortung, die ja auch Herr Sauerland mit Verweis auf den Ratsbeschluss benennt. Im Interview lehnt er jedoch immer noch – auch jede politische – Verantwortung ab. Es gibt kein Wort des Mitgefühls oder eine Bitte um Entschuldigung für die Angehörigen der Opfer. Im Gegenteil: Der Oberbürgermeister a.d. beklagt sich über eine unfaire Presse und Öffentlichkeit. Für mich ist das sehr befremdlich. Günter Dittrich Dinslaken