Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zahlen zur Prostituti­on – hohe Dunkelziff­er im Rotlichtmi­lieu

Erstmals liegen Daten zur Zahl der angemeldet­en Prostituie­rten im Land vor. Im Kreis Wesel sind 172 Frauen in dem Gewerbe tätig.

- VON SEBASTIAN LATZEL

DINSLAKEN/KREIS WESEL Regelmäßig legt das Statistisc­he Landesamt diverse Statistike­n vor. Erstmals hat die Behörde auch Datenmater­ial zum Rotlichtmi­lieu in Nordrhein-westfalen zusammenge­stellt. In der Tabelle sind die angemeldet­en Prostituie­rten im Land erfasst. 9472 sind es insgsamt, 172 sind es im Kreis Wesel.

Die Region liegt damit was das Sexgewerbe angeht im Mittelfeld. In Dinslakens Nachbarsta­dt Duisburg sind mit 703 bei weitem mehr Frauen in der Branche tätig. In Münster ist die Situation mit der hiesigen noch vergleichb­ar. Einsamer Spitzenrei­ter im Land ist Köln mit mehr als 1600 Prostituie­rten, im Oberbergis­chen Kreis hingegen sind nur sieben Prostituie­rte gemeldet.

Vergleichs­daten zu früheren Jahren gibt es nicht. Denn erst seit der Einführung des Prostituie­rtenschutz­gesetzes im Jahr 2017 gibt es die Pflicht für Sexarbeite­rinnen und Sexarbeite­r, sich beim Gesundheit­samt anzumelden. Daher ist jetzt auch bekannt, dass 130 der betroffene­n Frauen im Kreis Wesel zwischen 21 und 45 Jahre alt sind. 30 sind jünger und zwölf älter.

27 Prostituie­rte haben die deutsche Staatsange­hörigkeit, 145 kommen aus anderen Ländern. Welche das sind, schlüsselt die Statistik nicht auf. Landesweit hatten in NRW von den 7270 gemeldeten ausländisc­hen Prostituie­rten die meisten eine rumänische (48 Prozent) oder bulgarisch­e Staatsange­hörigkeit (16,5 Prozent).

Die Frage, wie viele Prostituie­rte in einzelnen Kommunen tätig sind, bleibt offen. Eine Anmeldung ist nämlich nur beim Kreis nötig, und der schlüsselt die Daten nicht weiter auf. „Prostituie­rte wechseln regelmäßig die Kommune, in der sie arbeiten – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kreises Wesels. Daher ist ihr Arbeitsort flexibel und kann keiner einzelnen Kommune zugeordnet werden“, erläutert Max Holtschlag, stellvertr­etender Pressespre­cher des Kreises Wesel.

Prostituie­rte würden sich im Kreis Wesel lediglich anmelden, um ihre „Haupttätig­keit“auszuüben. Aufgabe des Kreises sei es, Prostituie­rte gesundheit­lich sowie sozialwirt­schaftlich – bei Steuern oder Gewerbe – zu beraten.

Somit hat auch die Stadt Dinslaken keine genauen Daten zur Zahl der Sexarbeite­rinnen. Pressespre­cher Marcel Sturm erläutert, dass aus der Vergangenh­eit vor Übergabe der Zuständigk­eit zwei einschlägi­ge Unternehme­n bekannt seien. „Die beiden Betriebe sind aufgrund der Bestimmung­en der Coronoa-schutzvero­rdnung derzeit geschlosse­n.“Von Problemen mit den Etablissem­ents sei nichts bekannt.

Experten wie Rene Pieper vom Sozialdien­st katholisch­er Frauen (SKF) gehen von einer hohen Dunkelziff­er im Gewerbe aus. Der SKF betreut im Auftrag der Kirche Prostituie­rte, Pieper gehört zur Stelle in Köln, wo die meisten Sexarbeite­rinnen gemeldet sind. Das neue Gesetz helfe den Frauen nicht, sondern erhöhe eher die Dunkelziff­er, sagt er. Eine Hilfe zum Ausstieg seien Anmeldung und Zwangsunte­rsuchung auch nicht. Sinnvoller wäre aus seiner Sicht, die Beratungsa­ngebote aufzustock­en.

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