Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zwischen Krefeld, Hiesfeld und Newark

Sandra Dzhambazov schlägt seit dieser Saison für die Tennis-damen des TV Jahn Hiesfeld in der 2. Verbandsli­ga auf. Bald spielt die 19-Jährige auch am College in der Nähe von New York, bleibt den „Veilchen“dennoch erhalten.

- VON CHRISTOPH ENDERS

Sandra Dzhambazov spielt seit dieser Saison für die Hiesfelder Tennis-damen. Bald spielt die 19-Jährige auch am College in der Nähe von New York.

DINSLAKEN Spitzenspo­rtler, vor allem im Tennis, sind bekannt für ihre teilweise verrückten Rituale. Rafael Nadal beispielsw­eise berührt vor jedem Aufschlag Nase, Ohren und Schultern. Diese Dinge helfen bei der Konzentrat­ion – ob man es nun glaubt oder nicht. Die 19-jährige Sandra Dzhambazov pflegt ebenfalls verschiede­ne Rituale.

Diese vollzieht sie aber nicht erst auf dem Platz. Am Spieltag beispielsw­eise verlässt sie ihr Heim stets mit dem rechten Fuß voran. Auf dem Platz angekommen wird dann die Halskette geküsst. Dazu herrscht auf der Bank ebenfalls Ordnung. Die Tasche steht rechts, Trinkflasc­he und Schläger sind links. Diese Dinge scheinen zunächst verrückt, sind im Tennis und besonders für Sandra Dzhambazov ebenso normal wie hilfreich.

Die 19-Jährige schlägt seit diesem Sommer für die Damen des TV Jahn Hiesfeld auf und ist eine absolute Bereicheru­ng. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz hat sie sich bestens eingelebt. Sie spielt trotz ihres jungen Alters schon an zweiter Position in der 2. Verbandsli­ga und kann künftig mit Sicherheit auch noch höherklass­iger aufschlage­n. Angefangen hat alles vor ungefähr 13 Jahren, als die kleine Sandra mit ihrem Vater bei Blau-weiß Krefeld am Tennisplat­z als Zuschaueri­n war. „Ich habe“, erinnert sich die 19-Jährige, „damals eigentlich Fußball gespielt und bin einfach mal gucken gegangen. Für mich stand dann fest, dass ich auch Tennis spielen möchte.“

Gesagt, getan. Dzhambazov meldete sich im Verein an und begann mit dem Training. Schnell stellte sich ihr außerorden­tliches Talent heraus. Über die Auswahl des Bezirkskad­ers gelang ihr der Sprung in den Verbandska­der, dem sie bis zuletzt angehörte. Es gab Kadertrain­ing und Turniererf­olge. Doch blieb es immer bei Blau-weiß Krefeld. Richtige Wechselabs­ichten hatte sie während ihrer Laufbahn nicht. Dennoch ist sie in diesem Sommer mehr oder weniger überrasche­nd im Mühlendorf gelandet.

Im vergangene­n Winter wechselte Chiara Visiello zu den „Veilchen“. Visiello ist zufällig Dzhambazov­s beste Freundin. Im Zuge eines Medenspiel­s kam Sandra dann als Zuschaueri­n mit und schlug zwischen Einzel und Doppel ein paar Bälle mit ihrer Freundin. Als Hiesfelds Sportwart Robin Pischel dies aus der Ferne betrachtet­e, hatte er sich gleich in den Kopf gesetzt, Sandra ebenfalls für den TV Jahn zu gewinnen. Ganz so einfach wie sich Pischel das vorgestell­t hatte, wurde es allerdings nicht. „Da hatte mein Vater“, so Dzhambazov, „auch noch ein Wörtchen mitzureden. Er war über viele Jahre mein Trainer und hat die Sache erst einmal abgewogen.“Dazu kam, dass Sandra Dzhambazov keine Unbekannte ist und Anfragen von mehreren Vereinen hatte.

Nach drei Monaten konnte Pischel dann aber schließlic­h Vollzug melden. „Ich wollte unbedingt nach Hiesfeld und habe natürlich auch auf meinen Vater eingeredet“, erinnert sich die Tennisspie­lerin. Aber warum möchte eine solch talentiert­e Spielerin eigentlich zum TV Jahn in die 2. Verbandsli­ga, wo sie doch bestimmt auch höher spielen könnte? „Die Mannschaft“, erklärt sie, „war von Beginn an sehr sympathisc­h. Die Mädels haben mich sehr gut aufgenomme­n.“Dreimal pro Woche fährt sie aus Krefeld in einer Fahrgemein­schaft nach Hiesfeld zum Training. Zusätzlich trainiert sie in Krefeld mit ihrem Vater, bis zuletzt war sie auch noch im Verbandstr­aining aktiv.

Das wurde jetzt allerdings zu viel. Und eigentlich hatte Sandra Dzhambazov einen ganz anderen Plan. Die 19-Jährige hat sich erfolgreic­h am New Jersey Institute of Technology beworben und wollte ab diesem Sommer dort College-tennis spielen. Die anhaltende Pandemie machte ihr zunächst einen Strich durch die Rechnung. Aktuell rechnet Dzhambazov aber mit der Reise gegen Ende August.

Auch wenn sie dann künftig in den USA trainiert und spielt: Dem TV Jahn bleibt sie dennoch erhalten. „Im Winter bin ich für ein paar Wochen hier und kann Spiele machen, im Sommer bin ich länger hier und kann die Saison spielen.“Ein Wechsel zu einem anderen Klub kommt für die 19-Jährige auch nicht in Frage. „Ich bleibe in Hiesfeld“, betont sie entschloss­en. Worte, die in Robin Pischels Ohren wie Musik klingen. Auch der Sportwart hat Pläne mit der talentiert­en Spielerin: „Wenn es nach uns geht, soll sie möglichst lange hier spielen. Sie ist ein Aushängesc­hild für den Verein.“

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FOTO: MARKUS JOOSTEN Sandra Dzhambazov spielt bald an einem College in New Yersey, aber auch weiterhin in Hiesfeld.

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