Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Aha-ermüdung und Aha-erlebnis

- VON KRISTINA DUNZ

Nun ist sie also da, die Corona-testpflich­t für Reiserückk­ehrer aus Risikogebi­eten. Der Staat sieht sich zum nächsten Eingriff in die Freiheitsr­echte seiner Bürger gezwungen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die Kosten trägt die Solidargem­einschaft. Der Bundesregi­erung ist es zu heikel, dass Urlauber einen kleinen Teil ihres Reisebudge­ts für einen solchen Test ausgeben sollen.

Spahn verspürt eine gewisse Aha-ermüdung in der Bevölkerun­g, die Corona-maßnahmen „Abstand-hygiene-alltagsmas­ke“zu akzeptiere­n. Für die vielen, die sich an alles halten, ist es aber genauso ermüdend, dass immer wieder um Verständni­s für die ein oder andere kleine Einschränk­ung geworben werden muss, damit ein großer Schaden ausbleibt. Die einen umarmen vorsichtsh­alber ihre Eltern und Großeltern nicht mehr, die anderen feiern wilde Partys. Auch das spaltet eine Gesellscha­ft.

Ein Wort zum Cdu-politiker Spahn: Sein Auftritt war wieder klar. Und selbstkrit­isch. Wir werden uns Fehler verzeihen müssen, hatte er früh gemahnt. So zeigt er sich nun zwar beunruhigt, dass erstmals seit Mai wieder die Zahl von 1000 Neuinfekti­onen an einem Tag überschrit­ten wurde – aber er verweist darauf, dass inzwischen weitaus häufiger getestet wird. Dadurch werden mehr Infektione­n registrier­t. Das ist keine Entwarnung, aber eine Erklärung. Derweil hat der offizielle Anwärter auf den Cdu-vorsitz, Armin Laschet, eine Debatte mit der SPD am Hals, ob er sich nach seiner Auslandsre­ise hat testen lassen. Griechenla­nd ist kein Risikogebi­et. Trotzdem hat er sich laut dpa testen lassen – was aber erst spät bekannt wurde. So wird an einem Tag Laschet mit Fragen zu seinem Testverhal­ten wahrgenomm­en und Spahn mit Regierungs­handeln zu einer Testpflich­t. Ein kleines Aha-erlebnis. Wer CDU-CHEF wird, ist noch sehr offen. BERICHT SPAHN ORDNET CORONA-PFLICHTTES­T AN, TITELSEITE

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