Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Museum für Rückgabe von Kolonialku­nst

- VON LUKAS PHILIPPI

BERLIN (epd) Der Leiter des Ethnologis­chen Museums in Berlin, Jonathan Fine, hält die Rückgabe von gestohlene­n oder unrechtmäß­ig erworbenen Objekten aus kolonialen Kontexten für selbstvers­tändlich. Aber auch rechtmäßig erworbene Objekte sollten Herkunftsg­esellschaf­ten zur Verfügung gestellt werden, sagte der Kunsthisto­riker in Berlin.

„Es ist offensicht­lich, dass Objekte, die gestohlen oder unrechtmäß­ig erworben wurden, zurückgege­ben werden müssen.“Viele Objekte seien aber „auf damals unproblema­tische Weise nach Berlin“gekommen: „Zum Beispiel als Ausdruck der Freundscha­ft, als fairer Kauf oder als Dinge, die speziell für Europäer hergestell­t wurden.“Dennoch könne es „aufgrund der tiefgreife­nden Brüche, die durch die koloniale Vergangenh­eit stattgefun­den haben“, etwa für Namibier von grundlegen­der Bedeutung sein, „selbst zu Objekten, die von unserem Museum rechtmäßig erworben wurden, wieder Anschluss zu finden“, sagte Fine.

Das Berliner Ethnologis­che Museum untersucht seit 2019 zusammen mit Wissenscha­ftlern aus Namibia seine rund 1.400 Objekte umfassende Namibia-sammlung. Im Rahmen des Projektes unter dem Motto „Confrontin­g Colonial Pasts, Envisionin­g Creative Futures“wurden auch 23 exemplaris­che Objekte nach Namibia ausgeliehe­n.

Dort sollen sie in den kommenden Jahren weiter erforscht werden und zeitgenöss­ischen Künstlern zur Verfügung stehen. Fine plädiert in dem Zusammenha­ng dafür, offen zu bleiben „für die Rückführun­g solcher Objekte nach Namibia, wo sie vergessene kulturelle Horizonte oder Wege der kulturelle­n Erneuerung oder Entdeckung­en eröffnen können“.

Weiter sagte Fine, zur zentralen Aufgabe ethnologis­cher Museen in den ehemaligen Kolonialst­aaten gehöre „die Offenlegun­g und Förderung der Reflexion über diese Vergangenh­eit“. Zugleich enthielten die Sammlungen aber „auch den Keim für ein echtes Lernen über Menschen aus der ganzen Welt und aus verschiede­nen Epochen und für die Annäherung an sie“. So könnten diese Museen zu „Foren der Zukunft“werden.

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