Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Verkauf in China treibt Metro-gewinn
Auch im operativen Geschäft sieht der Konzern trotz Corona erste Lichtblicke.
DÜSSELDORF Der Handelskonzern Metro scheint zumindest die erste Welle der Corona-krise ohne schlimme Schäden überstanden zu haben. Zwar ist der Umsatz im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20, das im September dieses Jahres zu Ende geht, um fast 20 (flächenbereinigt 17,5) Prozent zurückgegangen. Aber die Entwicklung dieser drei Monate von April bis Juni stimmt Vorstandschef Olaf Koch dennoch zuversichtlich. Die Umsatzkurve zeigt seither nach oben, im Juli lagen die Erlöse sogar wieder leicht über denen des gleichen Vorjahresmonats, wie der Vorstandsvorsitzende am Donnerstag mitteilte. „Wir gehen daher mit großer Zuversicht in die kommenden Monate“, sagte Koch.
Das Unternehmen hat in dieser Woche bereits seine Prognose für das gesamte Geschäftsjahr leicht nach oben korrigiert. Die Metro hofft, das Umsatzminus auf bis zu 3,5 (bisherige Schätzung: fünf ) Prozent gegenüber dem Vorjahr begrenzen zu können. Beim operativen Gewinn (Ebitda) gibt sich das Management allerdings zurückhaltend. Nach den ersten neun Monaten liegt der Vorsteuergewinn bei 834 Millionen Euro und damit knapp 200 Millionen unter dem Stand des Vorjahres. Für das Gesamtjahr kalkulieren Koch und Finanzvorstand Christian Baier für die Monate Juli bis September im schlechtesten Fall ein, dass sich dieser Rückstand binnen drei Monaten um 60 Millionen Euro vergrößern könnte.
Unter dem Strich könnte also ein operativer Gewinnrückgang um 250 Millionen Euro gegenüber 2018/2019 stehen. Die Einschätzung spiegelt auch die Befürchtung des Managements, dass die Pandemie sich vor allem in Westeuropa und Asien, wo zuletzt die corona-bedingten Schwachpunkte des Unternehmens lagen, wieder verschlimmern und das Geschäft entsprechend beeinträchtigen könnte.
Dass der Konzern im zurückliegenden Vierteljahr unter dem Strich 512 Millionen Euro verdient und damit den Gewinn mehr als vervierfacht hat, liegt an den außerordentlichen Erträgen aus dem Verkauf großer Teile des China-geschäfts. Das hat fast 950 Millionen Euro Ertrag gebracht, anders als der Verkauf der Sb-warenhauskette Real, für die noch einmal 400 Millionen Euro an Abschreibungen angefallen sind. Endgültig abgeschlossen werden soll das Real-geschäft nach Angaben von Baier im vierten Quartal. Bis dahin müssen noch einige Immobilien-transaktionen über die Bühne gebracht werden.
Aus dem China-deal und dem Real-verkauf sind der Metro rund 1,9 Milliarden Euro zugeflossen. Das hat nicht nur die Verschuldung des Konzerns von 6,2 Milliarden auf 4,4 Milliarden Euro schrumpfen lassen, es eröffnet aus Sicht von Konzernchef Koch auch neue Möglichkeiten, das Metro-geschäft zu verstärken. Womit, bleibt vorerst sein Geheimnis. Aber offensichtich hat der Konzern schon einen möglichen Zukauf im Blick.
Die Börsianer hat der im Mdax notierte Konzern mit seinen Zahlen am Donnerstag überzeugt. Zumindest vorübergehend. Die Aktie der Metro legte bis zu vier Prozent zu, büßte allerdings von den Kursgewinnen bis zum Handelsschluss rund die Hälfte wieder ein.