Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Klagen über Baustellenlärm, Staub, Erschütterungen
Im Klärwerk am Rhein wird das Regenüberlaufbecken saniert. Direkte Anwohner beschweren sich über mangelnde Schutzmaßnahmen.
WESEL (rme) Das Regenüberlaufbecken der Kläranlage wird derzeit umfangreich saniert. Ein Großprojekt, in das die Stadtwerke mehrere Millionen Euro investieren – und das die Geruchsbelästigung für Anwohner verringern soll. Doch erst einmal strapaziert die Baustelle die Nerven der Anwohner der Straße Am Katzbach. Sie klagen über Lärm, Staub und Erschütterungen. „Wir können nicht mehr auf der Terrasse sitzen“, sagt Hans-josef Boymann. Alle sind sich einig: Am Lärmschutz wurde auf ihre Kosten gespart.
An den Metallzaun, der das Klärwerksgelände von der Straße Am Katzbach trennt, hat die ausführende Firma Filzmatten als Schallschutz gehängt. Das reiche überhaupt nicht, sagen die Anwohner. Auf einem Stück der Grundstücksgrenze sind drei Container aufgestellt worden, doch sie dämmen die Geräuschkulisse nur auf einem kleinen Abschnitt. Mit schweren Meißeln stemmten die Arbeiter seit Februar den Beton auf, berichten die
Nachbarn, von morgens sieben bis abends 18, 19 Uhr. Durch Erschütterungen bei den Arbeiten seien in seinem Haus Risse entstanden, berichtet Boymann, dessen Haus nur wenige Meter von der Baustelle entfernt liegt. Die Schäden lässt er durch einen Rechtsanwalt prüfen.
Auf einer Infoveranstaltung sei von den Stadtwerken Lärmschutz versprochen worden, sagen die Betroffenen. Und nun: „Eine Baustelle aus der Steinzeit“, schimpft Hans-jürgen Alders. Dazu komme der Betonstaub, der Fenster und Pkw mit hartnäckigem Schmutz belege. Die Anwohner haben sich nun an die Kreisverwaltung gewandt, Beschwerde wegen des Lärms eingelegt. Denn die Arbeiten sind nicht beendet, die Anwohner befürchten weitere Belastungen durch Wasserstrahlarbeiten an den Betonwänden des Beckens, die erst begonnen hätten. „Das ist ein ohrenbetäubendes Zischen“, so Boymann.
Man versuche die Lärmbelästigung so weit wie möglich zu minimieren, versichert Stadtwerke-chef Rainer Hegmann. Doch ganz ließen sich Geräusche nicht vermeiden. Das Großprojekt ist notwendig, weil das Regenüberlaufbecken mit seinem vier Kammern aus den 70er Jahren sanierungsbedürftig ist. Bei Rheinhochwasser wird es – wenn kein Wasser im Becken ist – hochgeschwemmt. Daher wurden 200 Mikrobohrpfähle in den Boden versenkt, die das Becken im Untergrund befestigen sollen. Dadurch müsse es nicht mit Wasser befüllt werden, was die Geruchsbelästigung verringert.
Das Becken fängt bei sehr starkem Regen die Wassermengen aus der Kanalisation auf und lagert sie zwischen, bevor sie in die Kläranlage fließen können. Gleichzeitig lassen die Stadtwerke über eine Fachfirma den Beton sanieren. So kamen beim Lösen des Bodens Abbruchmeißel zum Einsatz, was „alternativlos“war, wie Hegmann betont. Natürlich sei die Fachfirma angehalten, die Lärmgrenzwerte einzuhalten. Für weitere Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten am Beton werden nun Höchstdruckwasserstrahlgeräte eingesetzt, die leiser als die Stemmgeräte arbeiten könnten.
Außerdem seien die Container als Lärmschutz aufgestellt worden, doch ein Teil der Grundstücksgrenze müsse als Feuerwehrzufahrt freigehalten werden. Man stehe im Austausch mit der Baufirma und den Anwohnern, es habe einen Ortstermin und ein Gutachten zu möglichen Schäden an Häusern gegeben sowie Gutscheine für Autowäschen.
Die lärmintensiven Arbeiten sollen jedoch so schnell wie möglich beendet werden: Bis Ende September/anfang Oktober. Danach steht laut Stadtwerke nur noch der Einbau der Maschinentechnik an, was deutlich leiser vonstatten gehen soll. Und: Durch neue Spülkippen könne das Becken künftig schneller gereinigt werden, was ebenfalls die Geruchsbelästigung reduzieren wird.