Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Eine Café-bar an Stromkilometer 837,5
Gregor Kamps und Carmen Haves empfangen ab Samstag ihre Gäste an der Reeser Rheinpromenade. Für den mobilen Gastronomiebetrieb gab Kamps seine Schreinerei in Hamminkeln auf, die er dort 23 Jahre lang betrieb.
HAMMINKELN/REES Gregor Kamps war noch damit beschäftigt, seinen Foodtrailer neben dem Findling zu parken, da hatte schon jemand das erste Foto der neuen Attraktion an der Rheinpromenade auf einer Reeser Facebook-seite hochgeladen. Seit Dienstag rätselten die Internetnutzer, was sich wohl hinter der Café-bar 837,5 verbergen könnte. Die Lösung: Am Samstag um 11 Uhr eröffnen Gregor Kamps und Carmen Haves ihren mobilen Gastronomiebetrieb an der historischen Reeser Stadtmauer, zwischen Findling und den Bronzemädchen der Skulptur „Zwiegespräch“.
Flammkuchen, Waffeln, Kaffeespezialitäten und gekühlte Getränke sollen den Gaumen der Gäste erfreuen, doch auch die Café-bar selbst ist ein Schmaus für die Augen. Gregor Kamps, der 23 Jahre lang eine Schreinerei in Hamminkeln betrieb, hat fast alles selbst gebaut. Nur das Fahrgestell war vorgefertigt. Darauf setzte er Wände aus sibirischer Lärche, große Fenster einer dänischen Firma sowie eine Innenverkleidung aus Eiche, ergänzt um eine italienische Kaffeewundermaschine, einen
Pizzaofen und einen Kühlschrank aus dem hohen Norden.
Eigentlich hatte das Halderner Paar, das in Kürze heiraten wird, das Bootshaus des Rudervereins neben dem Kolpinghaus pachten und gastronomisch nutzen wollen. Der Rat der Stadt Rees hatte grünes Licht dafür gegeben, doch die Proteste der Nachbarn an der Wasserstraße ließen erahnen, dass kostspielige Emissionsgutachten und mehrjährige Gerichtsverfahren programmiert waren.
Also entschieden sich Gregor Kamps und Carmen Haves für einen Foodtrailer, wie sie ihn bei ihren eigenen Wohnmobiltouren immer wieder an Flüssen, Badeseen und Meeren gesehen hatten. Geplant waren vorwiegend Standorte bei
Festivals und Firmenjubiläen, doch als Bürgermeister Christoph Gerwers und Bauamtsleiterin Elke Strede die ersten Entwürfe sahen, boten sie den gastronomischen Quereinsteigern die Rasenfläche rund um den Findling an. Die langen Genehmigungsverfahren (Bezirksbehörde, Deichverband, Denkmalschutzbehörde, Untere und Obere Wasserbehörde) und nicht zuletzt Corona sorgten dafür, dass ein weiteres halbes Jahr ins Land zog, bis die Café-bar nun ihren vorläufig festen Platz am Rhein finden konnte.
„Einen schöneren Arbeitsplatz als direkt am Rhein können wir uns nicht vorstellen“, sagen Gregor
Kamps und Carmen Haves. Dort haben sie auch die Möglichkeit, jeden Tag gemeinsam zu arbeiten.
Der erlernte Beruf des Schreiners sei mit immer mehr Stress und Unwägbarkeiten verbunden gewesen, sagt Gregor Kamps. Seine Mitarbeiter habe er an einen anderen Betrieb vermitteln und seine Halle in Hamminkeln verpachten können. Jetzt stehe der neuen beruflichen Herausforderung in Rees nichts mehr im Wege.
Auch der Empfang durch die Nachbarn entlang der Stadtmauer sei herzlich gewesen. Von der angrenzenden Zahnarztpraxis im ehemaligen Restaurant „Op de Poort“kommt sogar der Strom.
Der Name Café-bar 837,5 ist fest mit dem jetzigen Standort verankert, der zwischen Stromkilometer 837 und 838 liegt. „Streng genommen stehen wir bei Stromkilometer 837,46, aber wir haben ein bisschen aufgerundet“, sagt Gregor Kamps.
Neben den zehn selbstgefertigten Stehtischen würde er den Reeser Bürgern und Besuchern langfristig auch gern Liegestühle anbieten, doch „wir wollen erst mal langsam anfangen und schauen, wie unser Angebot angenommen wird“.