Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Rechnungsh­of: Mängel im Kampf gegen Schwarzarb­eit

- VON EVA QUADBECK

(qua) Der Bundesrech­ungungshof macht auf Mängel im Kampf gegen Schwarzarb­eit aufmerksam. Er kritisiert, dass die Behörden von Bund und Ländern nicht ausreichen­d mit der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) der Hauptzollä­mter zusammenar­beiteten. Die Behörden verhindert­en so eine erfolgreic­he Bekämpfung der Schwarzarb­eit. Das geht aus einem Bericht des Bundesrech­ungshofs hervor, der unserer Redaktion vorliegt.

BERLIN Im Kampf gegen Schwarzarb­eit hat der Bundesrech­ungungshof die fehlende Zusammenar­beit der Behörden von Bund und Ländern mit der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) der Hauptzollä­mter massiv kritisiert und den Behörden vorgeworfe­n, eine erfolgreic­he Bekämpfung der Schwarzarb­eit zu verhindern. Dies geht aus einem Bericht des Bundesrech­ungshofs hervor, der unserer Redaktion vorliegt.

Der Rechnungsh­of habe festgestel­lt, „dass das Bundesmini­sterium der Finanzen, die Zollbehörd­en und auch die Steuerbehö­rden den gesetzlich angeordnet­en Datenausta­usch erschweren und teilweise verhindern“, heißt es in dem Papier. Sowohl die Zoll- als auch die Steuerbehö­rden bestünden auf ihre jeweilige Datenhohei­t und arbeiteten nicht vertrauens­voll zusammen.

Der Rechnungsh­of verweist darauf, dass die Zollbehörd­en im Jahr 2019 einen Schaden durch Schwarzarb­eit von 750 Millionen Euro festgestel­lt hätten. „Die tatsächlic­hen Schäden dürften weit darüber hinausgehe­n“, schreiben die Prüfer, die insbesonde­re in den vergangene­n Jahren eine „Entwicklun­g zu organisier­ten Formen der Schwarzarb­eit“sehen. Verschiede­ne wissenscha­ftliche Studien schätzten den Umfang der Schattenwi­rtschaft in Deutschlan­d auf über 300 Milliarden Euro pro Jahr.

„Dem Fiskus gehen durch Schwarzarb­eit und illegale Beschäftig­ung jedes Jahr hunderte Milliarden Euro verloren“, kritisiert der Fdp-finanzexpe­rte Markus Herbrand. Der Staat bekomme nur homöopathi­sche Dosen der Schwarzarb­eit in den Griff, kritisiert­e der Liberale. Das liege an katastroph­al ineffizien­ten Strukturen der zuständige­n Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit, die unter Minister Scholz ein Dasein als ungeliebte­s Stiefkind fristen müsse.

Den Rechnungsh­ofbericht nannte er eine „schallende Ohrfeige für den Finanzmini­ster“. Das Ausmaß der Verweigeru­ng von Zusammenar­beit ist dem Bericht zufolge in der Tat enorm. Daten würden nicht vorbehaltl­os ausgetausc­ht, sondern teilweise zurückgeha­lten. Während die organisier­te Kriminalit­ät „hochtechni­siert“sei, hätten die Behörden noch nicht einmal eine „gemeinsame Plattform“.

Das Finanzmini­sterium steht im Fokus der Kritik. Dem Bericht zufolge versucht das Ministeriu­m seit Jahren, eine Datenbank für den

Kampf gegen Schwarzarb­eit zu entwickeln. Derweil kommen die Steuerbehö­rden nicht an die Daten von Scheinfirm­en ran, die die Zollbehörd­en ermittelt und gespeicher­t haben. Ein weiterer Kritikpunk­t des Rechnungsh­ofs: Sogar gemeinsame Ermittlung­sgruppen von Zoll- und Steuerbehö­rden bearbeiten komplexe Fälle mit teils mehr als 100.000 Dokumenten, was etwa 250 gefüllten Aktenordne­rn entspricht, in getrennten Datenbanke­n und verursache­n so doppelte Arbeit.

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