Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ausgebucht
Die DLRG befürchtet Badeunfälle am Wochenende und warnt vor dem Schwimmen im Rhein oder in ungesicherten Seen, weil Freibäder ausgebucht sind. 2020 ist die Zahl der Badetoten bislang rückläufig. Keine Tickets für Kurzentschlossene
Wer im Corona-Sommer erfrischen will, muss schnell sein. Fur viele Freibader in der Region sind furs Wochenende bereits keine Tickets mehr verfugbar wie fur das Stembuschbad in Kleve (Foto). Die DLRG warnt eindringlich davor, stattdessen im Rhein oder in ungesicherten Seen schwimmen zu gehen. Auchdas Spielen am Rheinufer kann fur Kinder gefahrlich warden.
DUISBURGMITTE Juni gerät ein Familienvater am Uettelsheimer See in Duisburg in Not, drei andere Badegäste schaffen es zwar, den 43-Jährigen ans Ufer zu ziehen, doch der Mann stirbt am Abend in einer Klinik. Zwei Wochen später sitzt ein 21-Jähriger mit Freunden am Rheinufer in Emmerich, er geht ins Wasser, plötzlich ist er verschwunden. Drei Tage später wird seine Leiche in den Niederlanden entdeckt, er ist im Rhein ertrunken.
26 Menschen sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres in Nordrhein-westfalen ertrunken. Das waren 15 weniger als im Vergleichszeitraum 2019, wie die Deutsche Lebens-rettungs-gesellschaft (DLRG) am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Badetoten ist auch bundesweit zurückgegangen (siehe Grafik). Ein Grund dafür ist das Wetter, sagt Michael Grohe von der DLRG Nordrhein. Zwar ist es jetzt warm, aber die Temperaturen im Frühjahr und in den ersten Sommermonaten waren eher mäßig, so dass weniger Menschen Abkühlung in Flüssen oder Seen suchten. Die meisten Badeunfälle ereigneten sich an ungesicherten Badestellen, wo keine Rettungsschwimmer im Einsatz sind.
Experten warnen jedes Jahr vor den Gefahren, die viele jeden Sommer unterschätzen. „Die Strömungen im Rhein sind unberechenbar und meist nicht zu erkennen“, sagt Grohe. Selbst geübte Schwimmer würden vom Sog unter Wasser gezogen. „Stromaufwärts fahrende Schiffe saugen das Wasser an, in
Ufernähe sinkt dann der Wasserpegel.“Viele Menschen lassen sich dazu verleiten, in Ufernähe ins knietiefe Wasser zu gehen. Mit unerwarteter Kraft werden auch Erwachsene von der Strömung umgerissen, die wieder zurückkommt, sobald das Schiff das Ufer passiert hat, wie Grohe sagt. Kinder haben keine Chance. „Wir appellieren jeden Sommer an alle Eltern, ihre Kinder nicht am Ufer spielen zu lassen.“Viele Kinder würden dem Wasser nachlaufen, wenn es sogartig zurückgeht. „Es kommt aber mit der gleichen Kraft zurück, die Kinder werden weggerissen und in die Fahrrinne rausgezogen.“
Das Wochenende soll mit mehr als 35 Grad vielerorts heiß werden in NRW. „Ich gehe davon aus, dass es an sämtlichen Gewässern brechend voll wird“, sagt Grohe. „An den offiziellen Seen und in den Freibädern, aber auch an den Orten, wo das Baden verboten ist.“Die Online-tickets für viele Freibäder sind jetzt bereits ausverkauft – wegen der Corona-krise darf nur eine begrenzte Zahl Badegäste in die Bäder.
Grohe warnt nicht nur von dem Schwimmen im Rhein, sondern auch an ungesicherten Seen. „Der Klassiker ist: Man brutzelt zwei
Düsseldorf In den Freibädern gibt es für das gesamte Wochenende keine Eintrittskarten mehr. Jeweils um Mitternacht wurden zuletzt die Buchungsportale der Bäder gestartet, kurz danach brachen die Server zusammen.
Mönchengladbach Im Volksbad, dem einzigen Freibad, gibt es pro Tag 1600 Tickets. Donnerstagmittag waren für Freitag und Samstag jeweils 1400 weg.
Rhein-kreis Neuss Hier gibt es fürs Wochenende (Stand Donnerstagmittag) noch Kapazitäten. Infos unter: www.stadtwerke-neuss.de/restart-baeder. Für Badeseen gibt es keine Voranmeldung, aber Begrenzungen:
Ins Strandbad Kaarster See dürfen maximal 2500 Besucher, zum Strabeach in Dormagen 1200. Infos zum Einlass unter 02182 170570 oder www.kw-gv.de.
bis drei Stunden in der Sonne und macht dann einen Kopfsprung in den See.“In zwei Metern Tiefe könne das Wasser aber nur noch zwölf Grad warm sein. „Der Körper reagiert mit einem Schock, das kann bis zur Bewusstlosigkeit gehen.“Er befürchtet, dass das Wochenende einige Badeunfälle mit sich bringt. „Das Risiko steigt immer mit der Temperatur.“