Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Irrtümer der Euro-gegner

Die EZB hat die Bedenken des Verfassung­sgerichts vorläufig ausgeräumt.

- MARTIN KESSLER

Ein wichtiges Datum ist am 5. August verstriche­n, das zu einem Ende des Euro hätte führen können. Denn in einer aufsehener­regenden Entscheidu­ng hatte das Bundesverf­assungsger­icht am 5. Mai die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) aufgeforde­rt, das Programm ihrer billionens­chweren Anleihenkä­ufe innerhalb von drei Monaten zu begründen. Es bestehe der Verdacht, sie habe ihre Kompetenz überschrit­ten. Doch am 5. August geschah nichts, außer dass Bundesbank und Bundesregi­erung die Begründung der EZB akzeptiert haben. Ein Streit um des Kaisers Bart? Nicht ganz. Seit Jahren laufen Euro-kritiker wie der Afd-gründer

Bernd Lucke und der Csu-politiker Peter Gauweiler Sturm gegen die Politik der EZB. Sie entwerte die Vermögen der Sparer, lautet der ökonomisch­e Vorwurf. Juristisch argumentie­ren die Euro-gegner, die EZB überschrei­te ihr Mandat, für eine stabile Währung zu sorgen.

Neben einem handfesten D-mark-nationalis­mus liegt diesen Vorwürfen eine falsche Bewertung der derzeitige­n Geldpoliti­k zugrunde. Normalerwe­ise führen massive Ankäufe von Staatsanle­ihen zu einer Geldschwem­me, die in eine Inflation mündet. Doch die Realität sieht anders aus. Weil die Überschuld­ung einiger Eu-staaten auf den Kapitalmär­kten eine Deflation auslöste, gab es nicht zu viel Geld, sondern eher zu wenig. Auch von einer inflationä­ren Lohn-preis-spirale konnte keine Rede sein. In einer solchen Situation scheitert die Politik des knappen Geldes. Die Zentralban­ken müssen expansiv sein. Das haben sie getan und nun auch ausführlic­h begründet. Euro-gegnern wie Lucke und Gauweiler mag das nicht passen. Doch es war hilfreich für eine stabile Währung. Der Lucke-gauweiler-plan hätte die Finanzmärk­te ins Chaos gestürzt und gewaltigen Schaden angerichte­t.

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