Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Kalenderblatt
Die Tonkin-resolution beruht auf einem Zwischenfall, den es wohl nie gegeben hat: Anfang August des Jahres 1964 sollen zwei nordvietnamesische Boote auf Us-zerstörer geschossen haben. Ein erster, ähnlicher Vorfall hatte nur eine Protestnote der Us-regierung zur Folge gehabt. Der zweite Angriff war wohl eine Falschmeldung. Wetterphänomene hatten vermutlich zu dem Fehlalarm geführt, die Entwarnung wurde zu spät weitergegeben und dann von den verantwortlichen Stellen in der Us-amerikanischen Regierung ignoriert. Der vermeintliche Angriff führte zur Tonkin-resolution: Am 7. August 1964 verabschiedete der Us-kongress die Erklärung, die Präsident Lyndon B. Johnson (Foto) offiziell zum Militäreinsatz in Vietnam berechtigte. Der Vietnamkrieg wurde mit einer unvergleichlichen Brutalität ausgefochten. Die Brandwaffe Napalm und das Entlaubungsgift Agent Orange führten zu Millionen zivilen Opfern. Menschen wurden verstümmelt, verletzt und getötet. Nach Schätzungen wurden in Vietnam mehr Bomben abgeworfen als im Zweiten Weltkrieg. Rund 58.000 Us-soldaten starben, zwischenzeitlich waren rund 500.000 Kämpfer in Vietnam eingesetzt. 1970 nahm der Us-kongress die Tonkin-resolution zurück. Ein Whistleblower hatte den Medien die sogenannten Pentagon-papiere zugespielt. Die enthüllten nicht nur die Tonkin-lüge, sondern auch, dass die Regierung unter Johnson schon lange vor diesen Vorfällen den Kriegseintritt vorbereitet hatte. Die Us-truppen zogen sich aus Vietnam zurück, 1973 gab es einen Waffenstillstand mit Nordvietnam. 1975, elf Jahre nach den angeblichen Angriffen im Golf von Tonkin, endete der Krieg mit der Einnahme Saigons durch nordvietnamesische Truppen.