Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Steiniger Weg zurück zur Schuldenbr­emse

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Corona-krise reißt tiefe Löcher in den Staatshaus­halt, da lässt sich nichts beschönige­n. Hatte der Staat 2019 noch knapp 800 Milliarden Euro in der Kasse, so werden es nach der neuen Steuerschä­tzung im laufenden Jahr nur noch 717 Milliarden sein. Vor allem der Bund muss erhebliche Mindereinn­ahmen verkraften, weil er im Zuge der Pandemie Ländern und Kommunen noch einmal weitere Anteile am gemeinsame­n Steueraufk­ommen abgetreten hat. Zudem verzichtet er ab 2021 auf die Einnahmen aus dem Solidaritä­tszuschlag.

Noch dazu sind in der aktuellen Schätzung die Erhöhungen des Kindergeld­es und weitere Entlastung­en ab 2021 noch gar nicht enthalten, was weitere Löcher entstehen lässt. Dass der Bund auch im kommenden Jahr die Schuldenbr­emse nicht wird einhalten können, ist daher zwischen Union und SPD schon beschlosse­ne Sache. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben ist so gewaltig, dass sie nur mit neuen Schulden ausgeglich­en werden kann. Allerdings machen es sich die Koalitions­partner damit vor dem Wahljahr auch leicht. Harte Auseinande­rsetzungen über die erhebliche­n Ausgabenpl­äne der Ressorts wird es gar nicht geben, die Devise heißt weiterhin: Klotzen statt Kleckern.

Der Ausstieg aus dem Schuldenma­chen wird so aber noch schwierige­r, zumal sich nach der Wahl 2021 eine neue Regierung erst sortieren muss. Dass die Schuldenbr­emse von 2022 an also wieder eingehalte­n wird, darf daher jetzt schon bezweifelt werden, zumal sich die Einnahmenb­asis des Bundes wegen Corona dauerhaft um 20 bis 30 Milliarden Euro jährlich verringert hat. Die Schuldenbr­emse sollte aber in normalen Zeiten unbedingt wieder eingehalte­n werden. Kürzungen im teils krisenbedi­ngt aufgepumpt­en Haushalt sollten dann für eine neue Regierung kein Tabu sein, um empfindlic­he Steuererhö­hungen zu vermeiden. BERICHT 20 MILLIARDEN EURO WENIGER STEUERN, WIRTSCHAFT

Newspapers in German

Newspapers from Germany