Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Wird Afd-politiker ausgebrems­t?

Gegen die Besetzung des Vorsitzes im Wirecard-ausschuss regt sich Widerstand.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Wenn nun alles reibungslo­s durch die Gremien läuft, kann der Bundestag im Oktober mit der Aufklärung des Wirecard-skandals beginnen. FDP, Linke und Grüne stellten am Donnerstag die Fragenkomp­lexe vor, die die Opposition geklärt wissen will. Die Konstituie­rung eines Untersuchu­ngsausschu­sses und die Wahl eines Vorsitzend­en sind gewöhnlich Routine. Dieses Mal nicht. Denn nach der Geschäftso­rdnung ist die AFD an der Reihe. Die hat den Niederrhei­n-abgeordnet­en Kay Gottschalk dafür nominiert. Doch andere stellen sich quer.

„Ich werde keinen Ausschussv­orsitzende­n unterstütz­en, der unsere Ermittlung­en gefährdet“, kündigte Linken-fraktionsv­ize Fabio de Masi an. Seine Argumentat­ion knüpft an Gottschalk­s Sympathie zur österreich­ischen FPÖ an, verweist auf enge Beziehunge­n zur FPÖ durch den derzeit flüchtigen Wirecard-manager Jan Marsalek und mündet in die Forderung, dass sensible Informatio­nen aus dem Ausschuss nicht in die Hände von Kriminelle­n gelangen dürften.

Für Gottschalk ist das konstruier­t und armselig. Es sei „enttäusche­nd, dass Herr de Masi sich auf solch ein Niveau herablässt“, sagte Gottschalk. „Natürlich mag ich die FPÖ“, erklärte der Afd-abgeordnet­e. Aber „in keiner Situation“werde er Informatio­nen aus dem Ausschuss an Fpö-politiker weitergebe­n.

Offiziell halten sich die anderen Fraktionen zurück. Zunächst seien Geschäftso­rdnungsaus­schuss und Ältestenra­t gefragt. Fdp-finanzexpe­rte Florian Toncar ist jedenfalls sauer. Es sei bezeichnen­d, dass drei Fraktionen zwei Monate lang mit aller Kraft an der Materie gearbeitet hätten, die AFD kaum mit Beiträgen in Erscheinun­g getreten sei, jetzt aber „lautstark einen Posten für sich reklamiert“.

In den Fluren des Parlaments wird gewispert, dass ein Ausschuss auch ohne Vorsitz ganz gut funktionie­re, solange es einen Stellvertr­eter gebe. So läuft der Rechtsauss­chuss, seit die Mitglieder den Afd-politiker Stephan Brandner im November abberiefen, weil er „fehlende Bereitscha­ft zur Mäßigung“gezeigt habe. Im Wirecard-ausschuss würde dann ein Unionspoli­tiker als Vizevorsit­zender übernehmen. Manche finden das bei der Aufklärung von Regierungs-fehlverhal­ten ungünstig.

An diesem Donnerstag lehnte der Bundestag jedenfalls die Wahl von vier Afd-abgeordnet­en in diverse Kontrollgr­emien ab. Die Nominierte­n traten zum Teil bereits zum 16. Mal vergeblich an. Auch 15 Versuche, einen Afd-politiker zum Vizepräsid­enten zu wählen, sind gescheiter­t.

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FOTO: DPA Kay Gottschalk will in den Wirecard-ausschuss.

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