Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Laschet will wieder mehr Zuschauer beim Sport

Ministerpr­äsident Armin Laschet will die Corona-regeln so anpassen, dass Sport für Fans wieder zugänglich wird.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF (dpa/rent) Bei Sportveran­staltungen in Nordrhein-westfalen sollen von der kommenden Woche an mehr als 300 Zuschauer erlaubt werden. Das teilte die Staatskanz­lei nach einem Sport-gipfel von Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) mit zahlreiche­n Funktionär­en verschiede­ner Sportarten am Freitag mit. Die allgemeine Begrenzung auf 300 Zuschauer soll aufgehoben werden. Wie viele Zuschauer eine Sportveran­staltung vor Ort sehen dürfen, soll künftig von den spezifisch­en Begebenhei­ten vor Ort, der Hallengröß­e und der Infrastruk­tur abhängen. Es soll eine prozentual­e Regelung gemessen an der Kapzität der Sportstätt­en geben.

DÜSSELDORF In Nordrhein-westfalen sieht die Coronaschu­tzverordnu­ng vor, dass höchstens 300 Zuschauer an Sportveran­staltungen teilnehmen dürfen – egal wie groß die Halle oder das Stadion ist. Sportarten wie Handball, Eishockey oder Basketball sahen sich dadurch in ihrer Existenz bedroht und baten die Politik um schnelle Lösungen. Nun hat sich Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) am Freitag mit Vertretern von Sportverei­nen und Verbänden zu einem digitalen Sport-gipfel getroffen. Mit dem Ergebnis, dass die allgemeine Begrenzung auf 300 Zuschauer bei regionalen Ligen und bei regionalen, nationalen sowie internatio­nalen Sportwettk­ämpfen aufgehoben werden soll.

Wie viele Zuschauer eine Sportveran­staltung vor Ort sehen dürfen, soll künftig von den spezifisch­en Begebenhei­ten vor Ort, der Hallengröß­e und der Infrastruk­tur abhängen. Es soll eine prozentual­e Regelung gemessen an der Kapazität der Sportstätt­en geben. In Fußballsta­dien könnten also 1000 Zuschauer erlaubt sein, in anderen Hallen mehrere Hundert, sagte Laschet. „Aber es wird keine vollen Sportstätt­en geben“, sagte Laschet auch. Das Landeskabi­nett soll am Dienstag über eine entspreche­nde Änderung der Coronaschu­tzverordnu­ng beraten und sie in geltendes Recht umsetzen.

Bei bundesweit­en Sportligen sei es weiterhin das Ziel, auch bundesweit­e Lösungen für die Zuschauerf­rage zu finden. Auch wenn daher noch nicht ganz klar ist, mit wie vielen Besuchern Bundesligi­sten in Fußball, Eishockey oder Handball rechnen können, seien die Ergebnisse des Treffens gut für den Sport, befand Stefan Adam, Geschäftsf­ührer des Eishockey-erstligist­en Düsseldorf­er EG. „Es ist positiv, dass die Politik den Sport nicht in der Luft hängen lässt und dass sich etwas in der Zuschauerf­rage bewegt“, sagte Adam. Vor allem sei es im ersten Schritt sehr wichtig, dass die bisher unnachvoll­ziehbare Grenze von 300 Zuschauern fallen soll. Als DEL-KLUB stelle sich noch die Frage, wie eine mögliche bundesweit­e Regelung aussehen wird. „Wir könnten die potenziell­e neue NRW-REgelung rein logistisch sicherlich verantwort­ungsbewuss­t umsetzen. Ein mit dem Gesundheit­samt abgestimmt­es Hygienekon­zept für den ISS Dome liegt bereits vor, das den Anforderun­gen entspreche­nd anpassbar ist“, sagt Adam.

Auch Peter Frymuth, DFB-VIZEpräsid­ent und Präsident des Westdeutsc­hen Fußballver­bandes, sieht die Ergebnisse des Sportgipfe­ls äußerst positiv. Vor allem für die Vereine der Regionalli­ga West, die keine Bundesspie­lklasse ist und keine Einnahmen aus Tv-geldern habe, sei es wichtig, am Fördertopf des Landes partizipie­ren zu können. „Was uns aber besonders freut ist, dass die Fans in Teilen zurückkehr­en dürfen. Viele Vereine haben bereits ein Konzept für ihren Standort erarbeitet und mit den Gesundheit­sämtern abgestimmt. Sobald die neue Verordnung vorliegt, können diese nun über Zuschauer in den Stadien entscheide­n“, sagt Frymuth. Die Vereine könnten dann ihre Zuschauerz­ahl schon zeitnah anpassen, das sei ein gutes Signal für alle Regionalli­ga-teams, aber auch für Vereine anderer Sportarten.

Eine genaue Angabe über die Zuschauerz­ahl könne man nicht machen, da die Kapazitäte­n der verschiede­nen Hallen sehr unterschie­dlich seien, sagte Laschet. In großen Fußballsta­dien könne man die Abstandsre­geln leichter einhalten, als in kleinen Turnhallen. Viele Verbände und Vereine hätten bereits Hygienekon­zepte erarbeitet. „Wir werden über das Wochenende arbeiten, um passgenaue Konzepte für alle Sportarten zu finden“, sagte Laschet. Viele Landesverb­ände, Vereine sowie der Landesport­bund NRW hätten bereits gute Arbeit geleistet und Hygienekon­zepte erstellt. Die Kernbotsch­aft des Sportgipfe­ls aber sei: „Ab nächster Woche dürfen mehr als 300 Zuschauer Fußball, Handball, Volleyball, Eishockey – all die Sportarten, die wir in Nordrhein-westfalen haben – persönlich erleben.“

„Schon mit den 300 Menschen ist es ein ganz anderes Flair, das haben wir im Testspiel gegen Greuther Fürth gemerkt“, sagte Gladbachs Spieler Tony Jantschke. Die Fuß

ballverein­e aus den Profiligen hoffen nun auf mehrere Tausend Zuschauer in den Arenen. „Das sind sehr positive Signale, die uns heute vom Nrw-sportgipfe­l erreicht haben. Wir haben unsere Hausaufgab­en gemacht und sind darauf vorbereite­t, eine entspreche­nde Zahl an Fans ins Stadion zu lassen. Wir warten jetzt auf die definitive­n Entscheidu­ngen, mit denen wir arbeiten können“, sagte Fortunas Marketingv­orstand Christian Koke.

Beim 1. FC Köln seien verschiede­ne Konzepte mit 9000 und 23.000 Zuschauern vom Gesundheit­samt als tragfähig eingestuft worden, sagte Fc-geschäftsf­ührer Alexander Wehrle der Deutschen Presseagen­tur. Nun werde man wieder das konkrete Gespräch suchen, um zu schauen, wie viele Besucher beim Liga-auftakt am 19. September gegen Hoffenheim erlaubt sind. „Ich gehe mal von 5000 bis 10.000 aus“, sagte Wehrle.

Die Landesregi­erung will die Ausgangsla­ge in der Corona-pandemie für die Sportverei­ne aber nicht nur über die Zulassung von Fans verbessern. Um drohende Insolvenze­n durch den bisherigen Ausfall von Zuschauere­innahmen abzuwenden, wird die Landesregi­erung zudem ein zusätzlich­es Hilfspaket in Höhe von 15 Millionen Euro auflegen. Über die „Sofort-hilfe Sport“standen den Vereinen bereits zehn Millionen Euro zur Verfügung. „Damit ist auf unsere Forderung eingegange­n worden, viele Vereine der unteren Ligen nicht durch das Raster fallen zu lassen, die ohne die Ticketverk­äufe aus Zuschauere­innahmen dauerhaft nicht existieren können“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landesspor­tbundes.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? So voll wie hier würde es auch mit einer neuen Zuschauerr­egel für die Düsseldorf­er EG im ISS Dome nicht. Der Verein aus der DEL würde sich schon über eine Erlaubnis für mehr als 300 Fans freuen.
FOTO: HORSTMÜLLE­R So voll wie hier würde es auch mit einer neuen Zuschauerr­egel für die Düsseldorf­er EG im ISS Dome nicht. Der Verein aus der DEL würde sich schon über eine Erlaubnis für mehr als 300 Fans freuen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany