Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ein ehrenwerte­r Vorstoß von Peter Altmaier

- VON BIRGIT MARSCHALL

Peter Altmaier vollzieht eine bemerkensw­erte Kehrtwende in seiner Politik: Künftig will der Wirtschaft­sminister dem Klimaschut­z Vorrang in allen politische­n Fragen einräumen, ihn also „vor die Klammer ziehen“, wie es der Cdu-politiker formuliert­e. Darüber will er einen Konsens mit der Wirtschaft und den Bundestags­parteien herbeiführ­en, und zwar noch vor Beginn des Bundestags­wahlkampfs im Sommer 2021. Das Vorhaben ist ambitionie­rt und hat allen Erfahrunge­n nach wohl wenig Chancen auf Umsetzung. Manche Wirtschaft­sverbände, etwa die Familienun­ternehmer, wiesen Altmaiers Vorschläge bereits brüsk ab.

Dennoch ist der Vorstoß ehrenwert und diskussion­swürdig. Altmaier gesteht frühere Fehler ein und liefert wertvolle Denkanstöß­e. So wäre ein breiter, alle gesellscha­ftlichen Gruppen verpflicht­ender Konsens über die notwendige­n Klimaschut­zanstrengu­ngen ab sofort bis zur Klimaneutr­alität 2050 ein wichtiger Fortschrit­t. Die von Altmaier vorgeschla­gene „Charta“könnte der Ausgangspu­nkt dafür sein, dass der Klimaschut­z künftig nicht mehr aus den Augen gerät und dass andere Erwägungen, etwa Branchenin­teressen, hinter dem gemeinsame­n Klimaziel zurücksteh­en müssen. Sinnvoll wäre auch, ähnlich wie in der Bildungspo­litik, einen jährlichen Prozentsat­z des Bruttoinla­ndsprodukt­s festzuschr­eiben, der für Klimaschut­zausgaben zur Verfügung steht.

Den Worten wird Altmaier nun Taten folgen lassen müssen. Er selbst hat sich die Latte mit diesem Vorstoß sehr hoch gelegt. Bislang hat sich der Wirtschaft­sminister nicht als oberster Klimaschüt­zer der Nation hervorgeta­n. Man erinnere sich an sein Bremsen beim Co2-einstiegsp­reis, beim Kohleausst­ieg oder bei den Erneuerbar­en Energien. Jetzt kommt es auf Altmaier an, damit die Politik nicht an Glaubwürdi­gkeit verliert. BERICHT ALTMAIER WILL ÜBERALL VORRANG..., POLITIK

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