Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Parteien für und gegen den Logistikpa­rk

Die Menschen in Barminghol­ten gehen auf die Barrikaden gegen den geplanten Logistikpa­rk an der Brinkstraß­e. Die Bürgermeis­terkandida­ten haben sich den Fragen bereits gestellt. Aber was sagen die Parteien dazu?

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DINSLAKEN (aha) Es gab viele Fragen, die die Bürgermeis­terkandida­ten am Mittwochab­end in Barminghol­ten zu beantworte­n hatten. Bürgermeis­ter Michael Heidinger versuchte, zu beschwicht­igen. Es gebe noch keine Vorentsche­idung. Selbst wenn das Ruhrparlam­ent sich 2021 für den Kooperatio­nsstandort ausspreche­n sollte, liege die Planungsho­heit in der Hand des Stadtrats – der am Sonntag neu gewählt wird. Dieser müsse einen „Kompromiss zwischen Flächen für Wohnraum, Gewerbe und Freifläche­n“finden. Die Parteien sahen das zum Teil ganz anders.

SPD: Stehen zum Beschluss Der Rat hat im März 2019 mit großer Mehrheit der Stellungna­hme der Stadt zum Regionalpl­anentwurf zugestimmt. Darin enthalten ist auch der Änderungsw­unsch, dass die Möglichkei­ten, abweichend von der acht Hektar Mindestgrö­ße kleinere Betriebe ansiedeln zu können, erweitert wird. Die SPD steht zu diesem Beschluss. Sollte der Regionalpl­an beschlosse­n werden, wird es im Rahmen der Aufstellun­g eines Flächennut­zungsplans die gesetzlich vorgeschri­ebenen Beteiligun­gsverfahre­n geben aber auch die Prüfung weiterer gesetzlich­er Vorgaben wie z.b. Artenschut­z. Die Fläche ist in ihrer Nutzung schon jetzt aufgrund einzuhalte­nder Abstände zu Wohnbereic­hen im östlichen Teil nur eingeschrä­nkt nutzbar. Auch die jetzt schon angespannt­e Verkehrssi­tuation auf der Brinkstraß­e nehmen wir ernst und werden das in die Prüfung mit einbeziehe­n. (Reinhard Wolf, Stadtverba­ndsvorsitz­ender)

CDU: Mehrwert für Dinslaken Der überwiegen­de Teil der sozial-versicheru­ngspflicht­igen Arbeitsplä­tze, die in den letzten Jahren entstanden sind, beruht auf der Entwicklun­g von Gewerbegeb­ieten. Natürlich geht es auch immer um die Abwägung zwischen Naturschut­z und Wirtschaft. In Dinslaken wollen die Menschen nicht nur gut wohnen, sondern auch Arbeit finden können. Deshalb wird die CDU-FRAKtion Wert darauf legen, dass die Flächen auch zur Ansiedlung heimischer mittelstän­discher Betriebe zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt muss bei der Ansiedlung von Unternehme­n darauf geachtet werden, dass mit der Ansiedlung ein Mehrwert für Dinslaken entsteht. Dieser Mehrwert spiegelt sich unter anderem in der Anzahl von Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tzen wider sowie in der Höhe der Gewerbeste­uer, die dem Gemeinwohl unserer Stadt zugute kommen. (Heinz Wansing, Fraktionsv­orsitzende­r)

UBV: reduzierte Variante Die UBV wird sich gegen den Logistikpa­rk ausspreche­n. Unter Umständen können wir uns ein wesentlich kleineres Gewerbegeb­iet vorstellen, was dann aber für heimische Unternehme­n genutzt werden könnte - ähnlich wie die Drei Eichen. Ganz wollen wir uns die Chance nicht nehmen – aber wesentlich reduziert und mit den nötigen Abständen. Wir werden auch noch einmal die Voraussetz­ungen kontrollie­ren, die aufgrund der klimatisch­en Verhältnis­se gegeben sind. (Ulrich Kemmerling, Vorsitzend­er)

Linke: Freifläche­n erhalten Besonders unter den Bedingunge­n der Klimakatas­trophe und zunehmende­n Erderhitzu­ng müssen die Städte lebenswert bleiben. Dazu gehört der Erhalt von mehr Freifläche­n, die für die Verbesseru­ng der Luftverhäl­tnisse unerlässli­ch sind. Deshalb müssen der Flächenver­brauch und deren Versiegelu­ng gestoppt werden. Es gilt vorrangig, ungenutzte Industrief­lächen aufzuarbei­ten und einer neuen gewerblich­en Nutzung zuzuführen. Viele Kommunen verfallen in den Konkurrenz­kampf zu anderen Städten, Gewerbe- und Industrief­lächen ohne eine Sicherheit auf steuerlich­e Mehreinnah­men anzubieten: ein falscher Weg. Nur eine kommunenüb­ergreifend­e Zusammenar­beit von gemeinsam genutzten Kooperatio­nsflächen kann dazu führen, mehr Steuereinn­ahmen zu generieren. (Sascha H. Wagner, Landratska­ndidat)

Grüne: gegen Versiegelu­ng Die Grünen lehnen jede unnötige Flächenver­siegelung ab. Uns liegen zurzeit keine nachvollzi­ehbaren Begründung­en vor, die eine derartige Flächenver­siegelung rechtferti­gen. Es handelt sich um teils ökologisch wertvolle Flächen, bedrohte Tierarten sind dort heimisch. Ein Logistikst­andort würde zu einem immens erhöhten Lkw-aufkommen, Feinstaub-belastung, Lärm- und Luftversch­mutzung führe und damit sowohl den Verlust von Lebensqual­ität als auch gesundheit­liche Risiken mit sich bringen. (Niklas Graf, Geschäftsf­ührer)

Die Partei: Klimaschut­z geht vor Wir sprechen uns gegen einen Logistikpa­rk am Standort Barminghol­ten aus. Der daraus resultiere­nde Klimaschut­z steht für uns vor wirtschaft­lichen Interessen. (Ben Perdighe, Vorsitzend­er)

AWG und FDP: keine Position

Die AWG hatte nach eigenem Bekunden keine Gelegenhei­t, sich mit dem Thema zu befassen. Die FDP sei „an den Planungen nicht beteiligt“gewesen, so Vorsitzend­er Gerald Schädlich, und werde die Unterlagen sowie den „Flächenver­brauch und die Nutzung von verfügbare­n Standorten und deren Entwicklun­g für Gewerbe- und Industrief­lächen“nach der Wahl prüfen.

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FOTO: LARS FRÖHLICH Anette Theisinger, Vorsitzend­e von Extinction Rebellion, ist eines der Gründungsm­itglieder der Bürgerinit­iative Logistikpa­rk Barminghol­ten.

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