Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Modedesignerin Schiess verlässt Rheinberg in Richtung Krefeld
Veränderung in der Rheinberger Innenstadt: Reisebüro Artz an der Gelderstraße ist geschlossen, aber es gibt neue Geschäfte an der Rheinstraße.
RHEINBERG Seit Jahren muss die Geschäftswelt in der Rheinberger Innenstadt immer wieder Rückschläge hinnehmen. Traditionsgeschäfte haben geschlossen, Ladenlokale stehen leer. Vor dem Hintergrund der Corona-pandemie und der lange währenden Innenstadtsanierung sieht es nicht danach aus, dass sich der Trend bald umkehren könnte.
Die Reisebranche hat die Auswirkungen der Pandemie besonders stark zu spüren bekommen. So hat das Reisebüro Artz jetzt die Türen der Rheinberger Filiale an der Gelderstraße 3 geschlossen; die Mitarbeiter sind geschlossen in die Filiale in Repelen gewechselt. Die Situation habe dem Unternehmen leider keine andere Möglichkeit gelassen, als die Niederlassungen in Rheinberg und Repelen zusammenzulegen, teilt das Reisebüro mit. „Sehr schade“– so die Resonanz vieler Rheinberger. Denn Artz gehörte seit drei Jahrzehnten zum Stadtbild.
Nach zwölf Jahren schließt auch Modedesignerin Alexandra Schiess Geschäft und Atelier an der Rheinstraße 38. Bis zum 2. Oktober läuft dort noch der Räumungsverkauf. Gemeinsam mit Ehemann Marcus und den Kindern verlässt sie die Stadt und zieht – auch privat – nach Krefeld, wo sie nach dem Studium ihr erstes Atelier eröffnet hatte. Damit trägt Schiess ihrem persönlichen Wunsch Rechnung, die kräftezehrende Schlagzahl von Modegeschäft, Events und Atelier zu reduzieren, und wieder mehr Zeit fürs Privatleben zu haben. Denn: „Einen Laden wird es in Krefeld nicht mehr geben“, bestätigt Alexandra Schiess. Sie möchte sich nach einer kreativen Schaffenspause auf die Entwicklung ihres Labels konzentrieren. Erst 2018 hatte das Ehepaar Schiess den Albrechtshof, das denkmalgeschützte Bürgerhaus an der Rheinstraße 38, erworben. „Das Haus ist verkauft, es wird künftig als Wohngebäude genutzt“, so Alexandra Schiess, die in den vergangenen Jahren ein wenig Großstadt-atmosphäre nach Rheinberg gebracht hat.
Auch das Herren-modegeschäft Engbers am Holzmarkt werde schließen, tönte es bereits aus der Rheinberger Gerüchteküche. Stimmt aber zum Glück nicht. „Wir bleiben definitiv in Rheinberg“, lautete die klare Ansage aus der Firmenzentrale in Gronau, als die RP dort nachfragte. Und es gibt positive Entwicklungen. Für Samstag, 26. September, 12 bis 18 Uhr, lädt Friseur-meister Ferhan Bana an der Rheinstraße 7 – ehemals Friseur Weyers – in seinen Salon „We love hair by Fernando“zur offiziellen Eröffnung. Bis vor drei Jahren hatte er sein Geschäft für kurze Zeit an der Orsoyer Straße/innenwall. „Schon damals wollte ich in die Räume an der Rheinstraße“, erläutert Bana. Doch die umfangreiche Sanierung des Hauses habe länger gedauert. Nach Abstechern nach Düsseldorf und Münster freut sich der 35-jährige Hairstylist auf einen Neustart in Rheinberg. „Besonders, weil in dem Haus an der Rheinstraße 7 ja quasi die Friseurtradition zu Hause ist“, so Bana.
Sieben Jahre lang war Margit Janßen mit ihrem Wollgeschäft „Strickleiter“an der Kamper Straße in der Alten Roßmühle beheimatet. Seit einem Monat ist sie an neuer Stelle zu finden: Auf rund 36 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet sie ihr Wollsortiment nun an der Rheinstraße an. Grund für den Ortswechsel war im weitesten Sinne die Corona-pandemie. „Das Haus an der Kamper Straße wurde aus- und umgebaut“, erzählt Margit Janßen. „Doch Wolle und Baustaub vertragen sich nun mal nicht – egal wie gut die Baustelle abgedichtet wird“, so die Handarbeitsexpertin. Als Janßen mitbekam, dass die ehedem an der Rheinstraße 28 ansässige Fahrschule auszog, griff Janßen beherzt zu. „Ich habe für kurze Zeit geschlossen, um die Räume auf Vordermann zu bringen, und bin neu gestartet“, sagt Margit Janßen. Schöner Nebeneffekt: Mit der Lage an der Rheinstraße sei die „Strickleiter“wegen des Schaufensters präsenter im Rheinberger Stadtbild.