Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Immer unter Leuten
Ob Stationsarzt, Pflegerin, Arzthelferin, Physiotherapeut oder Praxismanagerin – in Gesundheitsberufen kommt es immer darauf an, gut mit Menschen umzugehen.
Mitarbeiter in Gesundheitsberufen arbeiten mit und für die Menschen. Sie agieren dabei nicht allein, sondern im therapeutischen Team mit anderen Pflegenden, Ärzten und Therapeuten. Dabei verfolgen alle das Ziel, dem Menschen und seinen Angehörigen zu helfen, sie zu beraten und anzuleiten.
Im Alltag sieht das nicht selten etwas anders aus. Während der Visite im Krankenhaus klingelt ständig das Telefon des Arztes, nebenher wünscht eine Angehörige ein kurzes Aufklärungsgespräch und dann ereignet sich in der Ambulanz noch ein Notfall. In derart stressigen Situationen bleiben Freundlichkeit, Gelassenheit und eine direkte und konstruktive Kommunikation oftmals auf der Strecke. Insbesondere in der häufig knappen Personalsituation und der zunehmenden Arbeitsverdichtung in vielen Gesundheitsbereichen kann das zu einem rauen Umgangston führen. Doch das schadet sowohl den Kollegen als auch den Patienten.
Vor diesem Hintergrund startete das Bündnis Junge Ärzte im letzten Jahr die Kampagne „#nurmiteinander – für gute Medizin“. Dabei standen gute Zusammenarbeit und ein höflicher Umgang im medizinischen Alltag im Fokus, um die Patientenversorgung zu verbessern. Angelehnt war die Aktion an das britische Projekt
„Civility Saves Lives“, das von Chris Turner und zwei weiteren Ärzten ins Leben gerufen wurde und sich gegen Unhöflichkeit im Krankenhaus wehrte. Denn laut wissenschaftlicher Studien sind Ärzte, die einem schlechten Umgang ausgesetzt sind, weniger hilfsbereit und kooperativ. Darüber hinaus zeigte das Bündnis Junge Ärzte in einer gemeinsamen Studie mit der Jungen Pflege und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, dass 70 Prozent der jungen angestellten Ärzte und Pflegekräfte gefährdet sind, ein Burn-out zu erleiden. Rund 20 Prozent nehmen regelmäßig Medikamente aufgrund von Arbeitsstress ein und 73 Prozent wurden im letzten Jahr häufiger als viermal Opfer verbaler und 42 Prozent Opfer von körperlicher Gewalt.
Ein schlechtes Betriebsklima ist auch von betriebs- und volkswirtschaftlicher Relevanz. So wirkt sich ein schlechter Gesundheitszustand aller medizinischer Fachkräfte direkt auf die Personalfluktuation und Personalkosten aus. Darüber hinaus konnte belegt werden, dass überlastete Ärzte und Pflegekräfte bei zunehmendem Arbeitstempo eine nachweislich schlechtere Patientenversorgung leisten. Im Gegenzug wurde deutlich, dass die Patienten von einer guten Zusammenarbeit zwischen Pflege und Ärzteschaft profitieren.
Im Gesundheitswesen kommt es daher zu jeder Zeit auf Freundlichkeit, Offenheit und faire Umgangsformen an. Nur durch gutes Miteinander können Ärzte und alle in der Patientenversorgung Tätigen trotz des hohen Arbeitspensums und des massiven wirtschaftlichen Drucks einen wichtigen Beitrag für eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung leisten.