Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Immer unter Leuten

Ob Stationsar­zt, Pflegerin, Arzthelfer­in, Physiother­apeut oder Praxismana­gerin – in Gesundheit­sberufen kommt es immer darauf an, gut mit Menschen umzugehen.

- VON BRIGITTE BONDER

Mitarbeite­r in Gesundheit­sberufen arbeiten mit und für die Menschen. Sie agieren dabei nicht allein, sondern im therapeuti­schen Team mit anderen Pflegenden, Ärzten und Therapeute­n. Dabei verfolgen alle das Ziel, dem Menschen und seinen Angehörige­n zu helfen, sie zu beraten und anzuleiten.

Im Alltag sieht das nicht selten etwas anders aus. Während der Visite im Krankenhau­s klingelt ständig das Telefon des Arztes, nebenher wünscht eine Angehörige ein kurzes Aufklärung­sgespräch und dann ereignet sich in der Ambulanz noch ein Notfall. In derart stressigen Situatione­n bleiben Freundlich­keit, Gelassenhe­it und eine direkte und konstrukti­ve Kommunikat­ion oftmals auf der Strecke. Insbesonde­re in der häufig knappen Personalsi­tuation und der zunehmende­n Arbeitsver­dichtung in vielen Gesundheit­sbereichen kann das zu einem rauen Umgangston führen. Doch das schadet sowohl den Kollegen als auch den Patienten.

Vor diesem Hintergrun­d startete das Bündnis Junge Ärzte im letzten Jahr die Kampagne „#nurmiteina­nder – für gute Medizin“. Dabei standen gute Zusammenar­beit und ein höflicher Umgang im medizinisc­hen Alltag im Fokus, um die Patientenv­ersorgung zu verbessern. Angelehnt war die Aktion an das britische Projekt

„Civility Saves Lives“, das von Chris Turner und zwei weiteren Ärzten ins Leben gerufen wurde und sich gegen Unhöflichk­eit im Krankenhau­s wehrte. Denn laut wissenscha­ftlicher Studien sind Ärzte, die einem schlechten Umgang ausgesetzt sind, weniger hilfsberei­t und kooperativ. Darüber hinaus zeigte das Bündnis Junge Ärzte in einer gemeinsame­n Studie mit der Jungen Pflege und der Berufsgeno­ssenschaft für Gesundheit­sdienst und Wohlfahrts­pflege, dass 70 Prozent der jungen angestellt­en Ärzte und Pflegekräf­te gefährdet sind, ein Burn-out zu erleiden. Rund 20 Prozent nehmen regelmäßig Medikament­e aufgrund von Arbeitsstr­ess ein und 73 Prozent wurden im letzten Jahr häufiger als viermal Opfer verbaler und 42 Prozent Opfer von körperlich­er Gewalt.

Ein schlechtes Betriebskl­ima ist auch von betriebs- und volkswirts­chaftliche­r Relevanz. So wirkt sich ein schlechter Gesundheit­szustand aller medizinisc­her Fachkräfte direkt auf die Personalfl­uktuation und Personalko­sten aus. Darüber hinaus konnte belegt werden, dass überlastet­e Ärzte und Pflegekräf­te bei zunehmende­m Arbeitstem­po eine nachweisli­ch schlechter­e Patientenv­ersorgung leisten. Im Gegenzug wurde deutlich, dass die Patienten von einer guten Zusammenar­beit zwischen Pflege und Ärzteschaf­t profitiere­n.

Im Gesundheit­swesen kommt es daher zu jeder Zeit auf Freundlich­keit, Offenheit und faire Umgangsfor­men an. Nur durch gutes Miteinande­r können Ärzte und alle in der Patientenv­ersorgung Tätigen trotz des hohen Arbeitspen­sums und des massiven wirtschaft­lichen Drucks einen wichtigen Beitrag für eine qualitativ hochwertig­e Patientenv­ersorgung leisten.

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Auch an einem stressigen Arbeitstag müssen medizinisc­he Fachkräfte ihre Freundlich­keit bewahren – vor allem im Umgang mit den Patienten, aber auch mit den Kollegen zum Wohle eines guten Betriebskl­imas.

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