Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Niederrhei­nhalle: Aus für Gastronomi­e

Die Michael Lohmeyer Gastronomi­e UG hat am Montag Antrag auf Insolvenz gestellt. Damit reagiert der Pächter der Niederrhei­nhalle auf die Einnahmeve­rluste durch die Corona-pandemie. Elf Mitarbeite­r sind betroffen.

- VON KLAUS NIKOLEI

Der Pächter der Niederrhei­nhalle hat einen Insolvenza­ntrag gestellt. Michael Lohmeyer reagierte auf Einnahmeve­rluste durch Corona.

WESEL Bis zum Schluss hat Michael Lohmeyer insgeheim gehofft, dass es irgendwie weitergeht. Dass vielleicht doch noch ein kleines Wunder passiert und ihm in Zeiten der Corona-pandemie doch wieder erlaubt wird, Großverans­taltungen mit bis zu 2500 Personen zu organisier­en. Doch als Anfang des Monats sämtliche Feiern in der Adventszei­t abgesagt wurden und mittlerwei­le auch klar ist, dass der Karneval im Rheinland in der bekannten Art und Weise nicht stattfinde­n wird, hat er sich seinem Schicksal ergeben.

Der 51-jährige Pächter der Niederrhei­nhalle hat am Montag beim zuständige­n Amtsgerich­t in Duisburg einen Antrag auf Insolvenz der Lohmeyer Gastronomi­e UG eingereich­t. Denn die Unternehme­rgesellsch­aft ist zahlungsun­fähig. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Halle ab sofort geschlosse­n ist. „Hier können noch Hochzeiten und andere kleinere Veranstalt­ungen bis zu 300 Personen stattfinde­n“, sagt Michael Lohmeyer. Allerdings macht er auch keinen Hehl daraus, dass spätestens in drei Monaten er und seine elf Mitarbeite­r mit der Halle nichts mehr zu tun haben werden.

Sein Team, das sich seit Monaten in Kurzarbeit befindet, hat er am Montagvorm­ittag in einer Betriebsve­rsammlung über die Entscheidu­ng informiert. „Natürlich sind alle traurig, weil viele ja auch seit langem bei uns tätig sind“, sagt Michael Lohmeier. Nun könnten sich seine Leute nach einem neuen Job umsehen. Dass das nicht leicht wird, weiß der 51-Jährige natürlich. Einen Insolvenzv­erwalter gibt es aktuell noch nicht. Aber der dürfte in den nächsten Wochen seine Arbeit übernehmen.

„Die Zeit der Schönschre­iberei ist vorbei. Die Einschränk­ungen wegen Corona haben uns das Genick gebrochen. Das ist bitter“, sagt der Gastronom. Auch dass er Lieferante­n nun nicht mehr bezahlen kann, tut ihm weh.

Der gelernte Metzgermei­ster hatte die Halle Anfang 2011 von der Stadt Wesel als Pächter übernommen. Zuvor war er bereits gut neun Jahre für seinen Vorgänger Aloys Schlütter tätig. Unter der Leitung von Michael Lohmeyer liefen die Geschäfte gut. Zu den Ü 30-, Halloween- und Altweiber-partys strömten die Menschen aus der Region. Wenn Top-comedians wie Dieter Nuhr, Atze Schröder oder Torsten Sträter während ihrer Deutschlan­d-tourneen in Wesel Station machten, trafen sie auf ein begeisteru­ngsfähiges Publikum in einer oft mit 1700 Besuchern ausverkauf­ten Halle. Die ist allerdings in die Jahre gekommen und soll ab Februar 2022 entweder saniert oder abgerissen werden. Eine Entscheidu­ng, was genau passiert, ist politisch noch nicht gefallen.

2020, so ließen die Buchungen Anfang des Jahres vermuten, „hätte unser bislang erfolgreic­hstes Jahr werden können“, meint Michael Lohmeyer. Doch dann kam Corona und der Lockdown. Während sich viele Restaurant­s in den vergangene­n Monaten mit ihrer Außengastr­onomie über Wasser gehalten haben, musste Michael Lohmeyer damit leben, dass in der riesigen Halle nur Kleinstver­anstaltung­en stattfinde­n konnten.

Am Sonntag beispielsw­eise seien zu einem Krammarkt gerade mal 100 Besucher gekommen. Der Lan

desmusikve­rband der Tambourcor­ps hatte ursprüngli­ch geplant, in der Niederrhei­nhalle sein Landesmusi­kfest zu veranstalt­en. „Am Ende haben sie bei uns die Landesdele­giertenver­sammlung durchgefüh­rt mit gut 90 Leuten. Da kann man kein Geld verdienen“, sagt Michael Lohmeyer.

Nicht von der Insolvenz betroffen ist übrigens die Gaststätte „Der Fusternber­ger“, nur wenige Schritte von der Niederrhei­nhalle entfernt (siehe Infobox). „Meine Frau Heike hatte die Gaststätte Anfang des Jahres – also vor Corona – gepachtet. Die Lohmeyer Gastronomi­e UG hat mit der Gaststätte nichts zu tun“, betont er.

Wie es nun mit der Niederrhei­nhalle nach dem wirtschaft­lichen Aus des Pächters weitergeht, ist ungewiss. Im Weseler Rathaus haben am frühen Montagaben­d die Vorsitzend­en der Ratsfrakti­onen auf Einladung von Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp über die ganze Angelegenh­eit gesprochen.

Verwaltung­schefin Ulrike Westkamp war übrigens am Freitag zu Gast bei Michael Lohmeyer und wurde im Detail über die missliche Situation informiert. „Ich finde es schlimm und sehr bedauerlic­h, dass der Pächter Opfer der Corona-pandemie geworden ist. Zumal er und sein Team viele Jahre lang so gute Arbeit geleistet und sich die Gäste dort immer sehr wohlgefühl­t haben“, erklärte Westkamp auf Anfrage unserer Redaktion. Nun müsse man sehen, was aus der Halle werde.

Wie gesagt, unklar ist bislang, ob die Halle saniert oder abgerissen werden soll. Und dann muss geklärt werden, ob die Stadt womöglich eine neue Halle baut oder aber ein Investor. Gespräche mit möglichen Interessen­ten hat es bereits gegeben. Für Michael Lohmeyer besteht kein Zweifel, dass die Kreisstadt eine Halle benötigt. Zumal die Nachfrage ja auch gerade in den vergangene­n Jahren sehr gut gewesen sei.

Die Insolvenz seiner Gastronomi­e UG dürfte übrigens auch Auswirkung­en auf den „Weihnachts­markt im Park“haben. Denn die Lohmeyer Gastronomi­e UG hatte den Markt im Advent 2016 aus der Taufe gehoben, der von der Bevölkerun­g sehr gut angenommen wurde. „Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehe­n könnte, was wir da machen können. Es ist so, dass wir uns mit allen am Markt Beteiligte­n derzeit in Gesprächen befinden“, sagt Michael Lohmeyer.

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RP-FOTO: KLAUS NIKOLEI Michael Lohmeyer hat die Reißleine gezogen und Insolvenz angemeldet. „Corona hat uns das Genick gebrochen“, sagt er.
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