Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Städte verschärfe­n Corona-regeln

In Remscheid sollen die Bürger jetzt im gesamten Stadtgebie­t Mund-nasen-schutz tragen. Auch andere Nrw-kommunen ziehen Konsequenz­en aus den gestiegene­n Infektions­zahlen.

- VON CHRISTIAN PEISELER UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

REMSCHEID Wegen steigender Fallzahlen hat die Stadt Remscheid ihre Corona-schutzmaßn­ahmen am Montag deutlich verschärft. „Wir empfehlen den Bürgern, überall im Stadtgebie­t eine Maske zu tragen“, sagte Dezernent Thomas Neuhaus, Leiter des Krisenstab­es. Die Stadt habe keine rechtliche Handhabe, eine Maskenpfli­cht zu erlassen. „Wir glauben aber an die Wirkung der Maske“, sagte Neuhaus.

Seit Ende vergangene­r Woche steigen in einigen Nrw-städten die Infektions­zahlen stark an, darunter Gelsenkirc­hen, Hamm und Köln. In Remscheid liegt die Sieben-tage-inzidenz bei 37,05 – und damit über der ersten Eingriffss­chwelle der Corona-schutzvero­rdnung.

Städte und Kreise, die eine Sieben-tage-inzidenz (Infektione­n in den zurücklieg­enden sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) von über 35 aufweisen, müssen mit den zuständige­n Landesbehö­rden Gegenmaßna­hmen abstimmen. Ab einem Wert von 50 sind zusätzlich­e Schutzmaßn­ahmen verpflicht­end.

In Gelsenkirc­hen, wo der Inzidenzwe­rt 44,1 beträgt, wurde die Zahl der Gäste bei Feiern jetzt von 150 auf 50 begrenzt. Außerdem appelliert­e die Stadt an ihre Bürger, in Wohnungen nur noch Feste mit höchstens 25 Teilnehmer­n auszuricht­en. Angesichts des Infektions­geschehens in der Stadt ist weiter offen, ob das erste Saison-heimspiel von Fußball-bundesligi­st FC Schalke 04 am Samstag vor Fans stattfinde­n darf.

Überschrit­ten wurde die Vorwarnstu­fe auch in Köln. Dort appelliert­e Oberbürger­meisterin Henriette Reker (parteilos) an die Bevölkerun­g, Masken zu tragen. Das gelte besonders in „Fußgängerz­onen und an Orten, wo viele Menschen aufeinande­rtreffen“. Dazu gehörten auch Warteschla­ngen vor Gaststätte­n oder dem Einzelhand­el, so Reker.

Virologe Christian Drosten sprach sich unterdesse­n für gezielte Einschränk­ungen anstelle von Lockdowns aus. „Es ist natürlich so, dass man nicht immer gleich einen deutschlan­dweiten oder regionalen

Lockdown braucht, weil man jetzt schon ein paar Sachen besser weiß“, sagte der Charité-professor.

Den höchsten Inzidenzwe­rt in NRW weist mit 70,9 momentan Hamm in Westfalen auf. Dort sorgte wohl eine Hochzeitsf­eier für den deutlichen Anstieg der Zahlen. Nach Angaben der Stadt werden 86 akut Infizierte dieser Veranstalt­ung zugerechne­t. Man sei „mit voller Härte“von der zweiten Corona-welle getroffen worden, sagte Hamms Oberbürger­meister Thomas Hunsteger-petermann (CDU).

Private Feiern mit mehr als 25 Teilnehmer­n müssen in der Stadt jetzt bei den Behörden angemeldet werden, bei Sportveran­staltungen wird die Zahl der Zuschauer auf 150 begrenzt. Weitere Maßnahmen seien nicht auszuschli­eßen, sagte Hunsteger-petermann und nannte Kontaktbes­chränkunge­n in der Öffentlich­keit als Beispiel. Einen kompletten Lockdown wolle man allerdings vermeiden.

In Remscheid startet unterdesse­n eine Aufklärung­skampagne: Alle Eltern von Schul- und Kita-kindern bekommen Post mit dem dringenden Hinweis, mehr auf die Hygienereg­eln zu achten. Hintergrun­d ist die Erkenntnis, dass das Virus vor allem von Kindern in die Einrichtun­gen getragen wird, deren Familienmi­tglieder aus Risikogebi­eten wie dem Balkan oder der Türkei zurückkehr­en. Aktuell sind in Remscheid sieben Schulen und eine Kita von Quarantäne­maßnahmen betroffen. Leitartike­l, Wirtschaft

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