Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Zeitdruck an Erft, Rur und Niers
Der Ausstieg aus der Braunkohle bringt Behörden und Wasserwirtschaft in Bedrängnis.
DÜSSELDORF (maxi) Der vorzeitige Ausstieg aus der Braunkohle setzt Behörden und Wasserwirtschaft in NRW unter Zugzwang. Sie müssen 15 Jahre schneller mit dem Umbau von Flüssen und Kläranlagen in der Region fertig werden. Gelingt das nicht, drohen erhebliche Verzögerungen bei der Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten.
Grund ist das sogenannte Sümpfungswasser, das der Energieversorger RWE zum Betreiben des Tagebaus aus dem Boden und in die Flüsse Erft, Rur und Niers pumpt. Dadurch führen diese deutlich mehr Wasser – noch. „In der Erft zum Beispiel haben wir derzeit im Durchschnitt einen Abfluss von sieben bis zehn Kubikmetern pro Sekunde“, sagte Friederike Vietoris, Referatsleiterin im Nrw-umweltministerium. Ohne das künstlich eingeleitete Grundwasser wären es nur rund 2,5 bis vier Kubikmeter. „Entsprechend muss das Gewässerbett verkleinert werden, damit nicht am Ende nur noch ein Rinnsal übrigbleibt.“
Das Perspektivkonzept Erft ist allerdings noch auf das Jahr 2045 ausgerichtet. Es umfasst 23 anzupassende Gewässerabschnitte der unteren Erft. Davon sind nur drei fertig, ein vierter Abschnitt wurde just genehmigt. Insgesamt befinden sich 14 Abschnitte in unterschiedlichen Projektphasen in Bearbeitung. Dietmar Jansen, Bereichsleiter beim Erftverband, verweist bei dem komplexen Verfahren auf Risiken wie Flächenverfügbarkeit, Verfahrensdauern, konkurrierende Ziele und verfügbare Ressourcen bei den Beteiligten. Es gehe darum, Aspekte wie den Denkmal-, Boden-, Natur- und Artenschutz zu berücksichtigen. Dann kämen die Interessen der Kommunen und Anlieger hinzu.
All das kostet Zeit und Geld. Experten zufolge belaufen sich die Beschleunigungskosten allein für die Erft auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. „Die Folgen des vorzeitigen Ausstiegs aus der Braunkohle müssen wir, also das Land, die Wasserverbände und die Kommunen, finanzieren“, sagte NRW-UMweltministerin Ursula Heinen-esser (CDU). „Ich gebe zu, dass wir uns hier ein größeres finanzielles Engagement des Bundes etwa über das Kohlegesetz gewünscht hätten.“Nordrhein-westfalen