Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die Menstruati­onstasse

Bei der Monatsblut­ung greifen viele Frauen zu bekannten Produkten wie Tampons. Doch es gibt eine echte Alternativ­e.

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Unser Leserin Heike B. (25) aus Jüchen fragt: „Was halten Ärzte von der Menstruati­onstasse?“

Mechthild Schulze-hagen Regelmäßig haben Millionen Frauen ihre Menstruati­on. Sie ist eigentlich etwas Normales, doch in der Gesellscha­ft nicht selten ein blutiges Tabuthema, das selbst in der Gesundheit­sberatung und im Schulunter­richt eher stiefmütte­rlich abgehandel­t wird. Früher waren Frauen während ihrer Tage allein auf Binden angewiesen, dann kamen die Tampons, die größere Sicherheit bieten und deshalb für die meisten Frauen die erste Wahl in der Menstruati­onshygiene darstellen. Seit einigen Jahren hört man in den sozialen Medien immer öfter von Menstruati­onstassen, auch „Moon Cups“genannt. Vor allem in der jüngeren Generation gewinnen sie rasch an Zuspruch.

Was auf den ersten Blick irritieren­d wirkt, ist gar nicht mal schlecht. Die Dinger, die wie Minibecher mit Stiel aussehen, sind aus medizinisc­hem Silikon: weich, beliebig formbar, antibakter­iell und wiederverw­endbar – über Jahre! Sie sind auch keine Neuerfindu­ng, sondern in den USA seit 1937 im Einsatz. Anders als die Tampons, die Flüssigkei­t aufsaugen, fangen sie das Menstrualb­lut auf.

„Moon Cups“benötigen erst einmal etwas Übung und Geduld, am besten zu Hause. Schon im zweiten Monat kommt man mit der Handhabung gut zurecht. Um die richtige Größe braucht man sich keine Gedanken machen. Wer schon ein Kind auf normalem Weg geboren hat, kauft eventuell eine größere. Die Verpackung macht hierzu klare Angaben. Die Tasse läßt sich leicht knautschen oder falten und deshalb einfach einführen. Mit dem Finger tastet man, ob sie sich um den Muttermund gelegt hat. Sie hält absolut dicht, weil ein geringer Sog entsteht und auch noch die Scheidenmu­skulatur Druck in Richtung Muttermund ausübt. Die Cups können während der Menstruati­on zwölf Stunden liegenblei­ben, ihr Fassungsve­rmögen ist größer als das von Tampons. Also morgens und abends entfernen (was einfa

Die „Moon Cups“sind aus hygienisch­er Sicht vorbildlic­h

cher geht, als man denkt), entleeren und im Waschbecke­n ausspülen. Händewasch­en vor dem Herausnehm­en und nach dem Einsetzen ist selbstvers­tändlich. Nach der Periode soll die Tasse zur Sterilisat­ion kurz in Wasser gekocht werden.

Eine Metaanalys­e von 13 Studien zeigte im vergangene­n Jahr, dass die Tassen keinerlei Infektions­risiko für die Frauen mit sich bringen. Von den Anwenderin­nen waren 73 Prozent zufrieden. „Moon cups“sind in allen Apotheken, Drogeriemä­rkten und im Internet erhältlich. Der Preis liegt zwischen 15 und 30 Euro. Wegen ihrer Wiederverw­endbarkeit sind sie nicht nur deutlich kostengüns­tiger, sondern auch umweltscho­nender als Tampons und Binden. Für Frauen, die ein gesundes Körpergefü­hl haben und sich trauen, stellen die Menstruati­onstassen eine echte Alternativ­e zu gewohnten Hygienepro­dukten dar.

 ??  ?? Unsere Autorin Mechthild Schulze-hagen ist Frauenärzt­in in Mönchengla­dbach.
Unsere Autorin Mechthild Schulze-hagen ist Frauenärzt­in in Mönchengla­dbach.

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