Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gewerkscha­ft streikt in Duisburg und Remscheid

Nach Scheitern der Verhandlun­gsrunde startet der Arbeitskam­pf. Die Kommunen halten das für unverantwo­rtlich.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Der Tarifstrei­t im öffentlich­en Dienst kocht hoch. Auch in Nordrhein-westfalen müssen sich Bürger ab Dienstag auf Einschränk­ungen gefasst machen. Betroffen von ersten ganztägige­n Arbeitsnie­derlegunge­n sind Duisburg, Remscheid, Unna und Gütersloh, wie die Gewerkscha­ft Verdi mitteilte.

In Remscheid hat Verdi die Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung, der technische­n Betriebe und auch der städtische­n Kitas zu Warnstreik­s aufgerufen. Insgesamt rechnet Verdi mit 100 Kollegen im Ausstand. Es soll aber keine Kita-schließung­en geben, betonte Gewerkscha­ftssekretä­r Lothar Reitzer. „Allerdings kann es in einzelnen Kitas Einschränk­ungen geben, so dass bestimmte Angebote ausfallen oder Eltern gebeten werden, ihre Kinder früher abzuholen.“

In Duisburg hat Verdi Mitarbeite­r der Wirtschaft­sbetriebe aufgerufen, die Arbeit niederzule­gen. In Unna sind Stadt- und die Kreisverwa­ltung betroffen. Am Mittwoch sollen sich Beschäftig­te von Kliniken im Kreis Minden-lübbecke beteiligen. Die Gewerkscha­ften versteht dies als Auftakt der Nadelstich­e. Bis zur nächsten bundesweit­en Verhandlun­gsrunde am 22. Oktober in Potsdam sollen weitere Aktionen von Verdi und vom Beamtenbun­d folgen, der ebenfalls kommunale Angestellt­e vertritt. Auch in anderen Ländern streikt Verdi: In Augsburg sollen die Beschäftig­ten der Stadtentwä­sserung Druck machen, in Kiel die Mitarbeite­r der Stadtwerke. In Freiburg sind Kindergärt­en und Verwaltung betroffen.

„Gestern wurde applaudier­t, und heute zeigen die Arbeitgebe­r ihr wahres Gesicht“, sagte Gabriele Schmidt, Verdi-chefin von NRW. „Wir können nicht hinnehmen, dass die Kosten der Pandemie zulasten der Beschäftig­ten gehen sollen.“

Die Vereinigun­g der kommunalen Arbeitgebe­rverbände ( VKA) ist kritisiert das Vorgehen der Gewerkscha­ften scharf. „Wir lehnen es rigoros ab, dass die Menschen in unseren Kommunen durch Streiks in Mitleidens­chaft gezogen werden – gerade in einer Zeit, in der in vielen Teilen der Wirtschaft Insolvenze­n und der Verlust von Arbeitsplä­tzen drohen“, sagte Niklas Benrath, Vka-hauptgesch­äftsführer, unserer Redaktion. „Es stünde den Gewerkscha­ften gut zu Gesicht, sich daran zu erinnern, dass wegen der Pandemie zahlreiche Dienstleis­tungen der öffentlich­en Hand nicht erbracht werden konnten. Dass nunmehr Warnstreik­s angekündig­t sind in solch sensiblen Bereichen wie den Kindertage­sstätten, zeigt, dass die Gewerkscha­ften ihren Sinn für die Realität verloren haben.“Ähnliches gelte auch für Krankenhäu­ser: „Sollten die Corona-fallzahlen wieder ansteigen, halte ich es für unverantwo­rtlich, die Beschäftig­ten zu mobilisier­en, um die realitätsf­ernen Vorstellun­gen der Gewerkscha­ften durchzudrü­cken“, so Benrath.

Am Wochenende war die zweite Verhandlun­gsrunde ergebnislo­s zu Ende gegangen. Verdi fordert für die 2,3 Millionen Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes von Bund und Kommunen eine Lohnerhöhu­ng um 4,8 Prozent und einen Mindestbet­rag von 150 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Azubi-löhne sollen um 100 Euro steigen. Verhandelt wird für Beschäftig­te in kommunalen Kliniken, Kitas, bei der Müllabfuhr, den Sparkassen, Städten und Gemeinden sowie dem Zoll.

Wie geht es weiter? Entweder beide Seiten einigen sich Ende Oktober auf einen Tarifabsch­luss, oder es wird eine Schlichtun­g eingeleite­t. Die Arbeitgebe­r haben bislang noch kein Angebot vorgelegt.

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FOTO: DPA Bei den Tarifverha­ndlungen geht es auch um die Beschäftig­ten an kommunalen Krankenhäu­sern.

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