Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Sozialausg­aben treiben Staatsschu­lden

Bundesfina­nzminister Scholz bringt am Mittwoch seinen Haushalt für 2021 ins Kabinett ein. Aus den Unterlagen geht hervor: Wegen einer nie dagewesene­n Krise will der Bund weiter auf hohem Niveau investiere­n. Doch es gibt Risiken.

- VON JAN DREBES UND BIRGIT MARSCHALL Einzelne Posten

BERLIN Eine solche Haushaltsp­lanung der Bundesregi­erung hat es noch nicht gegeben: Aus den Entwürfen für goldene Zeiten mit sprudelnde­n Einnahmen wurde binnen weniger Monate ein Krisenhaus­halt mit hoher Neuverschu­ldung und riskanten Finanzieru­ngslücken. Der Haushalt für das Jahr 2021, den Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch dem Kabinett zum Beschluss vorlegen wird, liest sich entspreche­nd. Auf den mehr als 900 Seiten, die unserer Redaktion vorab vorliegen, sind die Auswirkung­en der Corona-pandemie auf die Staatsfina­nzen allgegenwä­rtig. Ein Überblick.

Schuldenst­and Ende 2019 hatte es Deutschlan­d erstmals seit 2002 wieder geschafft, die Maastricht-kriterien einzuhalte­n und die gesamtstaa­tliche Schuldenqu­ote unter die vorgegeben­e Marke von 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) zu drücken. Dieses Ziel rückt in weite Ferne. Die zahlreiche­n Maßnahmen gegen die Corona-folgen werden die Schuldenqu­ote bis Ende des Jahres auf 75,25 Prozent katapultie­ren. Im Haushaltsp­apier heißt es zudem: „Laut vorläufige­r Einschätzu­ng des Stabilität­sprogramms könnte der deutsche Staatshaus­halt im Jahr 2020 in Folge der Maßnahmen und konjunktur­ellen Effekte der Covid-19-pandemie ein Defizit von 7,25 Prozent des BIP aufweisen.“Dies verdeutlic­he die fiskalisch­en Auswirkung­en der Corona-pandemie und die herausford­ernde haushaltsp­olitische Ausgangsla­ge, heißt es in Scholz’ Kabinettvo­rlage. Das Risiko für künftige Finanzplan­ungen ist damit erheblich gestiegen.

Sozialausg­aben Wie schwierig die Lage ist, zeigt sich auch an den Sozialausg­aben. „Die Pandemie hat zu einem erhebliche­n Anstieg der im

Bundeshaus­halt veranschla­gten Sozialausg­aben auf voraussich­tlich 255 Milliarden Euro im laufenden Haushaltsj­ahr geführt“, heißt es im Papier. Dies sei insbesonde­re auf steigende Ausgaben für die Grundsiche­rung für Arbeitssuc­hende und auf Leistungen des Bundes zur Stützung der Bundesagen­tur für Arbeit, der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung und der Pflegevers­icherung zurückzufü­hren. Für das Jahr 2021 plant Scholz rund 211 Milliarden Euro ein.

Investitio­nen Scholz betont in seiner Vorlage, dass die Investitio­nsausgaben des Bundes auf hohem Niveau gehalten würden. 55 Milliarden Euro sind für das kommende Jahr geplant, danach jeweils 48 Milliarden. „Dies spiegelt den haushaltsp­olitischen Kurs der Bundesregi­erung wider, der darauf ausgericht­et ist, das pandemiebe­dingt erhöhte Ausgabenni­veau wieder an das Vorkrisenn­iveau heranzufüh­ren, ohne jedoch auf wichtige zukunftsor­ientierte und investive Impulse zu verzichten“, heißt es im Papier.

Mehr Geld bekommt etwa das Innenminis­terium für die innere Sicherheit. Die Mittel steigen um 800 Millionen auf 6,9 Milliarden Euro. 4,7 Milliarden sind davon für die Bundespoli­zei, 833 Millionen Euro für das Bundeskrim­inalamt eingeplant.

Auch das Verteidigu­ngsressort erhält zusätzlich­e Mittel: 1,55 Milliarden Euro mehr als zuvor und damit insgesamt 45,6 Milliarden Euro, zuzüglich 1,2 Milliarden für das Jahr 2021 aus dem Konjunktur­paket.

Im Verkehrset­at wachsen die Investitio­nen unter anderem für Straßen und Schienen auf 18,6 Milliarden Euro. Um den Mobilfunk-empfang entlang der Schienenwe­ge zu verbessern, werden zusätzlich 25 Millionen im Jahr 2020 und 125 Millionen Euro im Jahr 2021 bereitgest­ellt, heißt es in der Vorlage.

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