Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Großbanken erneut wegen Geldwäsche in der Kritik

Geheime Dokumente aus dem Us-finanzmini­sterium belasten die Deutsche Bank und HSBC. Die Kurse stürzen ab.

-

DÜSSELDORF (gw/rtr) Vor eineinhalb Jahren gerieten die Aktien vieler europäisch­er Banken nach Berichten über ein internatio­nales Geldwäsche-netzwerk unter Druck, durch das Milliarden­summen von Russland in den Westen geschleust worden sein sollen. Am Montag hat sich der Kurssturz wiederholt. Deutsche-bank-aktien verloren bis zum Nachmittag mehr als sieben Prozent, jene der Commerzban­k knapp vier. An der Wall Street büßten Jpmorgan und die Bank of New York schon im vorbörslic­hen Handel deutlich ein. Am schlimmste­n hat es HSBC erwischt, zu der HSBC Deutschlan­d (früher Trinkaus & Burkhardt) gehört. Die Aktie der britische Großbank fiel zwischenze­itlich bei umgerechne­t 3,22 Euro auf ein 25-Jahres-tief.

Den betroffene­n internatio­nalen Großbanken gemein ist, dass sie erneut – diesmal in geheimen Dokumenten des amerikanis­chen Finanzmini­steriums – mit schweren Vorwürfen in Sachen Geldwäsche konfrontie­rt werden. Jahrelang hätten sie riskante Geschäfte unter anderem mit Mafiosi und mit vom Westen bereits sanktionie­rten Oligarchen gemacht, die Vorgänge aber mitunter nur zögerlich und teils mit jahrelange­r Verspätung gemeldet, heißt es im Bericht eines Recherche-netzwerks unter Führung des Us-medienunte­rnehmens Buzzfeed. Selbst danach sollen einige im Auftrag zweifelhaf­ter Kunden weiter große Überweisun­gen durchgefüh­rt haben. Insgesamt ist die Rede von Billionens­ummen.

In dem Bericht werden auch die Deutsche Bank und ihr gegenwärti­ger Vorstandsc­hef Christian Sewing angegriffe­n. Sewing war von 2013 bis 2015 und damit für zwei Jahre im fraglichen Zeitraum (es geht um Verdachtsm­eldungen von 1999 bis 2017) Leiter der Konzernrev­ision bei Deutschlan­ds größter Bank. Im Institut hätten Sicherheit­ssysteme versagt, heißt es in den sogenannte­n Fincen-files.

Das Unternehme­n will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen: Die von dem Recherche-netzwerk genannten Themen seien, soweit sie die Deutsche Bank beträfen, den Aufsichtsb­ehörden bekannt und würden untersucht. „Wo nötig und angemessen, haben wir Konsequenz­en gezogen. Die Bank hat massiv in die Verbesseru­ng der Kontrollen investiert, wir konzentrie­ren uns mit Nachdruck darauf, unseren Verantwort­lichkeiten und Verpflicht­ungen nachzukomm­en“, erklärte das Institut. Die Commerzban­k teilte mit, die Vorwürfe seien bekannt. Sie beruhten „vollumfäng­lich“auf von der Bank zwischen 2010 und 2016 getätigten Meldungen. Seit dem Jahr 2015 habe das Institut die Geldwäsche-bekämpfung „gezielt verstärkt“.

Der Grünen-europapoli­tiker Sven Giegold sieht dagegen „Staatsvers­agen in großem Stil“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany