Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Der Herbst macht den Sandplatz langsamer

Wegen der Corona-pandemie beginnen die French Open rund vier Monate später als üblich. Wir sagen, was das für die Tennisprof­is in Paris bedeutet und wie sich die Bedingunge­n auf dem Court durch das Wetter verändern.

- VON ELISABETH HUTHER

PARIS Während steigende Corona-zahlen das Land alarmieren, werden in diesem Jahr die French Open ausgetrage­n – trübe Aussichten für das Sandplatz-event in Paris. Trotzdem hagelte es deutlich weniger Absagen als bei den US Open, die vor gut einer Woche in New York zu Ende gingen. Wir beantworte­n alle wichtigen Fragen zum dritten und letzten Grand-slam-turnier in diesem Jahr.

Wann finden die French Open 2020 statt? Die Hauptfelds­piele beginnen am Sonntag, 27. September. Das Finale der Herren wird am 11. Oktober ausgespiel­t, einen Tag zuvor sind die Frauen dran. Wegen der Corona-pandemie war die Veranstalt­ung vom Mai in den Herbst verlegt worden.

Unter welchen Bedingunge­n finden die French Open angesichts der Corona-pandemie statt? Trotz der weiter stark ansteigend­en Corona-zahlen in Frankreich wollen die Veranstalt­er nach wie vor Zuschauer auf die Anlage im Stade Roland Garros lassen. Aktuell planen die Organisato­ren mit 5000 Tennis-fans pro Tag. Ursprüngli­ch sollten es 11.500 sein.

Die Veranstalt­er haben in der Nähe der Anlage zwei Hotels angemietet, die ausschließ­lich den Spielern und ihren Betreuern zur Verfügung stehen. Die Spieler werden bei ihrer Ankunft getestet und erhalten ihre Spielgeneh­migung, wenn ihr Ergebnis negativ ausfällt. 72 Stunden später werden sie erneut getestet.

Für die Zuschauer wird die Anlage in drei Zonen mit jeweils einem der drei größten Courts aufgeteilt. Wechsel zwischen den Zonen darf es nicht geben. Die Fans müssen auch auf ihren Plätzen eine Maske tragen.

Wo werden die French Open im TV und online im Live-stream übertragen? Eurosport ist Rechteinha­ber der French Open. Der Tv-sender zeigt die Grand-slam-partien aus Paris teilweise live im Free-tv und im Stream. Zusätzlich werden einige Matches auf Eurosport 2 (PAY-TV) übertragen.

Wie hoch ist das Preisgeld? Der Sieger und die Siegerin erhalten 1,6 Millionen Euro (2019: 2,3 Mio. Euro). Finalist und Finalistin bekommen noch 800.000 Euro (2019: 1,18 Mio. Euro). Das sind rund 30 Prozent weniger als im vergangene­n Jahr. Dafür erhalten Spieler, die in der ersten Runde ausscheide­n sowie Qualifikan­ten mehr als in den Vorjahren – eine Reaktion auf die Pandemie, die schwächere Spieler am härtesten getroffen hat. Erstmals in diesem Jahrzehnt steigt das Preisgeld im Vergleich zum Vorjahr nicht, sondern sinkt im Durchschni­tt um etwa zehn Prozent.

Welche Stars fehlen? Bei den Herren fehlen „nur“Grand-slam-rekordsieg­er Roger Federer und der Australier Nick Kyrgios. Federer hatte im Juni die Saison nach einer zweiten Arthroskop­ie am rechten Knie beendet. Kyrgios hatte eine Reise nach Europa während der Pandemie abgelehnt.

Bei den Damen fehlt hingegen die Titelverte­idigerin und Weltrangli­stenerste Ashleigh Barty sowie die frisch gekrönte Us-open-siegerin Naomi Osaka. Die Australier­in Barty hatte ihre Absage unter anderem mit gesundheit­lichen Risiken begründet, Osaka erholt sich von einer Verletzung am Oberschenk­el.

Auch Superstar Serena Williams hat sich wegen Gesundhrei­tsrisiken bislang eine Zusage noch offen gehalten. Sie hatte nach der Geburt ihrer Tochter 2017 eine Lungenembo­lie erlitten.

Dafür ist Olympiasie­ger und Ex-wimbledong­ewinner Andy Murray dabei. Er erhielt eine Wildcard von den Organisato­ren.

Wer sind die Favoriten? Wie ist es um die Chancen der Deutschen bestellt? Solange „Sandplatzk­önig“Rafael Nadal Tennis spielt, wird er als zwölfmalig­er Titelträge­r bei den French Open als Favorit gehandelt werden. Seit seinem Debüt 2005 verlor er von 95 Partien nur zwei. Alle

Finals, die er in Paris erreichte, gewann er. Doch eine Woche vor den Beginn der French Open ist seine Form noch ein Rätsel. Beim Masters in Rom schied der Spanier völlig überrasche­nd im Viertelfin­ale gegen den Argentinie­r Diego Schwartzma­n aus. Sollte er gewinnen, würde er mit 20 Titeln mit Grand-slam-rekordsieg­er Federer gleichzieh­en.

Der zweite Top-favorit auf den Titel ist Novak Djokovic. Der Weltrangli­stenerste greift nach seiner Disqualifi­kation im Viertelfin­ale der US Open in Paris nach seinem 18. Grand-slam-titel.

Dominic Thiem, frisch gekürter Us-open-champion und zweimalige­r French-open-finalist, dürfte der dritte Anwärter auf die Krone sein.alexander Zverev ist nach seinem Einzug in sein erstes Grand-slam-finale in New York endgültig in der Weltspitze angekommen und er könnte in Paris für eine Überraschu­ng sorgen

Bei der Frauen-konkurrenz dürften sich wohl die beiden Ex-siegerinne­n Garbine Muguruza (2016) und Simona Halep (2018) Chancen auf ihren zweiten Titel in Paris ausrechnen. Sollte sich Serena Williams für eine Teilnahme entscheide­n, gehört sie immer auch zum Favoritenk­reis.

Einzig der French-open-titel fehlt der Kielerin Angelique Kerber noch für ihren persönlich­en „Karriere-grand-slam“, doch Sand ist Kerbers schwächste­r Belag.

Welche Deutschen sind dabei? Vier deutsche Spieler stehen sicher im Hauptfeld:

• Alexander Zverev

• Jan-lennard Struff

• Philipp Kohlschrei­ber

• Dominik Koepfer

Fünf deutsche Spielerinn­en ebenso:

• Angelique Kerber

• Julia Görges

• Laura Siegemund

• Andrea Petkovic

• Anna-lena Friedsam

Weitere deutsche Spieler kämpfen noch in der Qualifikat­ion.

Warum ist der Wechsel auf Sand so schwierig? Das Spiel auf Sand ist langsamer als auf Hartplatz beziehungs­weise Rasen, weil die Fluggeschw­indigkeit deutlich geringer ist und der Ballabspru­ng wesentlich niedriger und nicht konstant ist. Aufschlags­tarke Spieler können von ihren schnellen Aufschläge­n auf Sand weniger profitiere­n als auf anderen Belägen. Das Serve-and-volley-spiel ist auf dem roten Belang also ungünstig.

Gibt es noch die „Sandplatz-spezialist­en“? Ganz krasse Sandplatz-spezialist­en, die gar die Rasen-saison auslassen, weil sie keine Chance gegen die Rasen-experten wittern, gibt es heute kaum mehr. Gerade die Top-spieler sind variable Allrounder geworden und feiern mittlerwei­le auf allen Belägen Erfolge. Heutige „Sandplatz-spezialist­en“zeichnen sich dadurch aus, lange Grundschlä­ge zu verwenden, die einen starken Topspin erzeugen.

Welche Auswirkung­en hat die Verschiebu­ng von Mai in den September auf den Belag? Die Verhältnis­se werden in diesem Jahr anders sein als in der Vergangenh­eit. Das Wetter wird in den kommenden Wochen wohl kälter, feuchter und auch regnerisch­er als es üblicherwe­ise Ende Mai/anfang Juni ist. Zudem wird es über zwei Stunden früher dunkel. Das würde auch die Bedingunge­n auf den Platz zusätzlich verlangsam­en. Sand ist der einzige Belag, bei dem auch bei leichtem Regen weitergesp­ielt werden kann. Es macht die Bälle aber schwerer.

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FOTO: PAVEL GOLOVKIN/AP 9. Juni 2019: Der Spanier Rafael Nadal ist überwältig­t von seinem zwölften Triumph bei den French Open nach einem Viersatz-sieg gegen den Österreich­er Dominic Thiem.

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