Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Task Force Schweinepe­st

Die Jäger und Landwirte im Kreis sehen die Afrikanisc­he Schweinepe­st zwar als eine „richtige Bedrohung“– aber der Kreis Wesel sei optimal auf den Ernstfall vorbereite­t, heißt es. Verschiede­ne Szenarien wurden bereits durchgespi­elt.

-

KREIS WESEL (jok) Beim Stichwort „Afrikanisc­he Schweinepe­st“(ASP), die nun im Osten Deutschlan­ds angekommen ist, muss Alfred Nimphius erst einmal tief Luft holen. Der Vorsitzend­e der Kreisjäger­schaft Wesel spricht von einer „richtigen Bedrohung“für die Wildschwei­ne, aber auch für die Landwirte im Kreis Wesel, speziell für die Schweineba­uern. Doch zugleich sagt er auch: „Der Kreis ist darauf seht gut vorbereite­t. Erst kürzlich wurde eine Task Force gegründet – mit unter anderem Vertretern der Kreisjäger­schaft, des Veterinära­mtes, der Ordnungsbe­hörden der Politik und des Forstamtes.“

Weiter berichtet Nimphius von einem Testlauf, wie man mit dem Auftreten eines Falles von Afrikanisc­her Schweinepe­st konkret umgehen werde. Dieses Szenario sei bis in kleinste Detail durchgespi­elt worden – und alles habe super geklappt. „Für den Fall der Fälle sind wir hier im Kreis also sehr gut gerüstet“, so die Einschätzu­ng des obersten Jägers im Kreis Wesel.

Nicht ohne Stolz verweist er darauf, dass im Vergleich von der Jagdsaison 2018/19 auf die zurücklieg­ende 2019/20 die Abschüsse bei Schwarzwil­d von 1081 Wildschwei­nen auf 1587 erhöht werden konnte. Trotz dieses Erfolges sei es „eine Mammutaufg­abe“, den Bestand an Sauen weiter zu reduzieren. Hauptgrund seien neben dem guten Nahrungsan­gebot (zum Beispiel durch viele Eicheln) die deutlich milderen Winter: Früher seien in strengen Wintern oder kalten Frühjahren etwa 30 Prozent eines Wurfes verendet. „Heute kommen fast alle Frischling­e immer durch“, erklärt Alfred Nimphius.

Er ergänzt, dass eine mögliche Ausbreitun­g von ASP aber von Menschen verursacht werde: „Keine Sau läuft von der polnischen Grenze hunderte Kilometer bis zu uns. Aber Lkw-fahrer oder Touristen, die ihr angebissen­es Salami-brötchen auf dem Autobahnra­stplatz in die Natur werfen, können für eine Verbreitun­g sorgen – das ist die eigentlich­e Gefahr.“

Diese Gefahr sehen auch die Landwirte wie Schweinezü­chter Holger Vens aus Wesel-obrighoven. Der 49-Jährige hat insgesamt etwa 650 Schweine in seinen Ställen. Er macht sich natürlich schon seit einiger Zeit Sorgen, dass die Afrikanisc­he Schweinepe­st näherrückt. Und er hat auch schon erste Folgen zu spüren bekommen: „Nach dem Auftreten des ersten Asp-falls in Ostdeutsch­land ist der Preis für Schweinefl­eisch sofort um 20 Cent abgestürzt – von 1,47 auf 1,27 Euro pro Kilogramm.“

Er vermutet, dass dadurch der eine oder andere seiner Kollegen jetzt vielleicht „eher ans Aufhören“denken werde. Er verfährt aktuell nach der Devise: „Noch sensibler sein und noch besser aufpassen.“Ändern müsse er nach dem ersten Auftreten der Pest in Deutschlan­d jedoch nichts mehr: „Neue Maßnahmen sehe ich nicht, denn wir haben schon sehr hohe Hygiene-vorgaben, die wir schon lange einhalten.“

Die Sorge ist aber trotzdem im Hinterkopf. „Falls mal ein Wildschwei­n, das an ASP erkrankt ist, bei uns im Kreis gefunden wird, würde ein Radius von 30 Kilometern um den Fundort gezogen. Im schlimmste­n Fall müssten auch alle unsere Schweine gekeult werden.“

Das Veterinära­mt des Kreises Wesel erklärt zur aktuellen Situation der Afrikanisc­hen Schweinepe­st: „Die Maßnahmen sind regional zu treffen und führen zur Bildung von Gebieten, in denen Schutzmaßn­ahmen auch für dort liegende Schweineha­ltungen angeordnet werden.“

Auch beim Kreis ist man sich der Gefahr bewusst: „Je nach regionaler Wirtschaft­sstruktur kann das verheerend­e Auswirkung­en haben. 2019 wurden landesweit in allen Kreisen Übungen durchgefüh­rt, um alle Beteiligte­n (unter anderem

Landwirte und Jäger) für den jetzt eingetrete­nen Fall zu sensibilis­ieren.“Das Veterinära­mt betont, dass bereits vorgesorgt sei: „Das Land NRW hat eine bundesweit­e Vorreiterr­olle eingenomme­n, indem es die Einrichtun­g einer Wildtierse­uchenvorso­rgegesells­chaft ermöglicht hat, die betroffene Kreise maßgeblich unterstütz­en kann.“

Den hiesigen Jägern und Landwirten bleibt also nur die Hoffnung. „In den kommenden vier bis acht Wochen werden wir ja sehen, ob die Schweinepe­st sich in Brandenbur­g eindämmen lässt – oder ob sie weiterläuf­t. Das wäre dann allerdings das Worst-case-szenario“, sagt Schweinezü­chter Holger Vens sorgenvoll.

 ?? FOTO: DPA ?? Zwei Wildschwei­ne wühlen bei der Futtersuch­e mit der Schnauze im Erdboden. Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist für Wildschwei­ne und Hausschwei­ne sehr gefährlich.
FOTO: DPA Zwei Wildschwei­ne wühlen bei der Futtersuch­e mit der Schnauze im Erdboden. Die Afrikanisc­he Schweinepe­st ist für Wildschwei­ne und Hausschwei­ne sehr gefährlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany