Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Alternative für Amprion-trasse gefordert
Der Kreis Kleve lehnt die von Amprion favorisierte Stromtrasse A-nord, die nördlich von Hamminkeln verlaufen soll, ab. Die Trassenführung über Wallach bei Rheinberg sei umweltfreundlicher und weniger kostspielig.
REES/HAMMINKELN Nach den Umweltverbänden und der Stadt Rees hat sich nun auch der Kreis Kleve gegen die Pläne einer Superstromtrasse auf Reeser Gebiet ausgesprochen. Wie aus einer Stellungnahme im Rahmen des Beteiligungsverfahrens der Bundesnetzagentur zur geplanten Stromtrasse A-nord hervor geht, teilt der Ausschuss für Umwelt und Strukturplanung die gutachterliche Einschätzung nicht und fordert eine fachliche Nachbewertung. Unter anderem seien die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Planungsund Realisierungsaufwand erneut auf den Prüfstand zu stellen.
Wie berichtet, soll ab dem Jahr 2025 eine Superstromtrasse Windstrom von der Nordsee in Richtung Süden durch das Rheinland transportieren. Wo genau die Erdkabeltrasse verlaufen wird, soll voraussichtlich Ende des Jahres feststehen. Verschiedene Alternativen werden noch geprüft. Allerdings hatte das Unternehmen Amprion der zuständigen Bundesnetzagentur aus verschiedenen Varianten einen Vorzugskorridor vorgeschlagen. Nördlich von Hamminkeln soll der Strom in einem Tunnel unter dem Rhein auf die andere Seite bei Rees-haffen geleitet werden. Von dort sollen Erdkabel über Uedem und Achterhoek Richtung Issum und dann nach Kerken führen. Davon wäre unter anderem auch ein Teilstück des Halderner Waldes betroffen, weil die Trasse einen 24 Meter breiten, dauerhaften Schutzstreifen erhält, für den Bäume gerodet werden müssten, die nicht mehr aufgeforstet werden dürften.
Der Kreis Kleve favorisiert eine andere der zur Debatte stehenden Varianten, die über Wallach bei Rheinberg im Kreis Wesel führt. Die Gründe: Die Trasse über Rees sei rund 20 Prozent und die Querung des Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein in Rees ebenfalls deutlich länger. In Summe würde in Rees mehr als doppelt so viel schützenswerte Fläche mit erheblichen Umweltauswirkungen im Vergleich zu Wallach überplant. Dadurch werde erheblich in Freiräume eingegriffen, die wesentliche Funktionen für den Biotop- und Artenschutz und die Naherholung übernehmen. Überdies sei die Rheinquerung bei Wallach deutlich kostengünstiger, da, die zu querende Länge nördlich von Hamminkeln doppelt so groß sei, was zudem kompliziertere bautechnische Planungen nach sich zöge.
Amprion hatte die Trasse in Haldern auch deshalb bevorzugt, weil hier keine senkungsgefährdeten Gebiete auftreten würden. Der Kreis Kleve bemängelt, dass in den Unterlagen nicht dargelegt werde, warum das als so gewichtig angesehen werde. Die Erdgasleitung Zeelink sei genau in solchen Gebieten verlegt worden. Obwohl aus Sicht des Kreises Kleve die Argumente deutlich für eine Rheinquerung bei Wallach sprächen, liefere Amprion in seiner Empfehlung keine nachvollziehbaren Entscheidungsgründe. So werde etwa nicht gewürdigt, dass die 2,1 Kilometer lange Querung in Rees eine äußerst aufwendige technische Lösung erfordere, die nicht einfach durch erhöhten Personal- und Maschineneinsatz zu meistern sei.
Der Kreis Kleve ist der Auffassung, dass bei einer stärkeren Prüfung der Wirtschaftlichkeit deutlich würde, wie nachteilig die Rheinquerung in Rees im Vergleich wäre. Die Bundesnetzagentur wird die Stellungnahme prüfen und abwägen. In einem Erörterungstermin können die Argumente nochmals besprochen werden.