Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
In Drevenack herrscht große Sorge
Fünf Lehrerinnen und eine Schülerin der Otto-pankok-grundschule sind an dem Coronavirus erkrankt. Die Eltern der Kinder sind beunruhigt, daneben gibt es unverhohlen Kritik am Vorgehen des Gesundheitsamtes.
HÜNXE (jok) Am Montagmittag bestätigte das Gesundheitsamt des Kreises Wesel, dass mittlerweile fünf Lehrerinnen der Otto-pankok-grundschule in Drevenack an dem Coronavirus erkrankt sind – auch eine Schülerin hat sich infiziert. An der Schule herrscht aktuell verständlicherweise Ausnahmezustand. In den Tagen zuvor – speziell am Wochenende – hatte die Situation zu großer Verunsicherung bei Eltern und Betreuern geführt.
„Transparenz und konsequentes Handeln sieht anders aus“Ingrid Meyer Vorsitzende Cdu-ortsverband
„Ich verstehe das alles nicht mehr. Es ist ein heilloses Durcheinander“, sagt Astrid Maasberg, eine der Betreuerinnen im Offenen Ganztag, die am Sonntag auch in Quarantäne geschickt wurde und sich am Montag in Dinslaken nun einem Corona-test unterzog. „Viel zu spät“sei dies, sagt sie, denn sie findet es unverantwortlich, dass die Betreuung für die Kinder nach Schulschluss in der vergangenen Woche, trotz der bekanntgewordenen Coronafälle an der Schule weiterlief. Man könne es den Kindern ja schließlich nicht ansehen, ob die wieder andere anstecken könnten.
Doch nun zog der Kreis Wesel die Reißleine: Seit Montag und mindestens bis zum 29. September bleibt der Offene Ganztag an der Otto-pankok-grundschule geschlossen. Dass das Betreuungsangebot zunächst weiterlief, kritisiert Maasberg scharf: „Warum hat man nicht nach dem Bekanntwerden der ersten Fälle direkt einen klaren Schnitt gemacht, alle nach Hause geschickt und alle Schüler, Lehrer und Ogs-betreuer sofort getestet?“
Sarah Beckmann ist Mutter eines Erstklässlers und auch stellvertretende Elternpflegschafts-vorsitzende dieser Klasse. Sie sagt: „Wir sind alle total beunruhigt. Viele aus der Schule sind in Quarantäne, doch im Dorf sind wir ja alle ganz nah beieinander. Auch wenn die Kinder sich nicht in der Schule begegnen, treffen sie sich beispielsweise beim Fußball.“Was man konkret anders hätte machen können, weiß sie aber auch nicht so genau. Nur soviel: „Wir sind alle in großer Sorge.“
Mittlerweile hat sich auch die Hünxer Ratsfrau und Vorsitzende des Cdu-ortsverbandes Drevenack-krudenburg, Ingrid Meyer, eingeschaltet, die die Situation für die Grundschule am Buschweg als „chaotisch und nicht transparent“bezeichnet, weil diese in den vergangenen Tagen „für reichlich Unruhe“in Drevenack gesorgt habe.
Sie sagt: „Viele Eltern sind verunsichert. Transparenz und konsequentes Handeln sieht anders aus.“
Meyer lobt allerdings ausdrücklich die Arbeit von Hünxes Hauptamtsleiter Klaus Stratenwerth, der „nach bestem Wissen und Gewissen“gehandelt habe und ständig zu Gesprächen zur Verfügung gestanden hätte. Die Kritik der Politikerin zielt klar auf den Kreis Wesel ab: „Das größte Problem war die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt“, erklärt die Christdemokratin, die sich auch um den Ruf des Dorfes sorgt: „Drevenack möchte nicht als Corona-hotspot bekannt werden.“
Drei Klassen werden noch vor Ort in der Schule unterrichtet, da noch genau drei Lehrerinnen gesund sind – was auch durch deren negativen Corona-tests bestätigt wurde. Eine Klasse (die der erkrankten Schülerin) befindet sich in Quarantäne – alle anderen Klassen werden per Distanz-unterricht beschult. Eine schwierige Situation vor allem, weil es täglich – wenn nicht sogar stündlich – zu Änderungen kommen kann. „Die Lage ist dynamisch“, erklärt dann auch Stratenwerth.