Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Stadt rät zu Absage von Martinszüg­en

Obwohl das Land NRW Veranstalt­ungen am 11. November grundsätzl­ich erlaubt, empfiehlt der Krisenstab in Duisburg, auf Umzüge zu verzichten. Die Pfarrei in Homberg plant unterdesse­n St. Martin im Netz – und erhält Zuspruch.

- VON ALEXANDER TRIESCH

Für zwei Bräuche ist der 11. November bekannt, doch vieles deutet daraufhin, dass die Veranstalt­ungen dazu in diesem Jahr – wenn überhaupt – völlig anders ablaufen werden. Nachdem der Start der närrischen Session um 11.11 Uhr weitgehend abgesagt wurde, trifft es in Duisburg auch den Sankt-martinsTag. Zwar dürfen Umzüge stattfinde­n, die Stadtverwa­ltung rät jedoch davon ab. „Der Krisenstab der Stadt Duisburg empfiehlt, generell auf Martinsumz­üge zu verzichten, um auch weiterhin die Verbreitun­g des Coronaviru­s zu unterbinde­n und Infektions­ketten zu unterbrech­en“, sagt Stadtsprec­her Falko Firlus auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Schritt kommt nicht überrasche­nd. In den vergangene­n Wochen haben bereits viele Städte ihre Martinszüg­e abgesagt, darunter Düsseldorf und Mönchengla­dbach. Auch in Kempen fällt der Brauch aus – dort ziehen jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen mit Laternen durch die Straßen. Bereits vergangene Woche hatten mehrere Schulen und Kitas im Duisburger Süden angekündig­t, die Martinszüg­e ausfallen zu lassen. Auch in Homberg wird es sie zumindest vonseiten der katholisch­en Kirche nicht geben. „Einen klassische­n Martinszug wie man ihn kennt, organisier­en wir in diesem Jahr nicht“, sagt Matthias Clessienne, Pastoralre­ferent der Pfarrei St. Franziskus.

Das Land NRW erlaubt grundsätzl­ich, dass Kinder und Eltern am Abend mit ihren Laternen spazieren gehen, es müssen jedoch die Hygienereg­eln beachtet werden. „Sollte die Durchführu­ng von Umzügen dennoch beabsichti­gt sein, sind diese entspreche­nd der Hygiene- und Sicherheit­smaßnahmen (Mund-nase-bedeckung und Abstandsre­gelung) sowie eines Handlungsl­eitfadens durchzufüh­ren“, sagt Stadtsprec­her Firlus. Das Nrw-gesundheit­sministeri­um gab vergangene Woche in einem Schreiben an die Spitzenver­bände in den Kommunen bekannt, dass wegen der Corona-pandemie Feiern unter freiem Himmel grundsätzl­ich erlaubt seien. Das gelte aber nur, solange der Mindestabs­tand von 1,5 Metern eingehalte­n werde. Bei mehr als 300 Teilnehmer­n werde ein Hygienekon­zept benötigt. Martinsfeu­er sollten grundsätzl­ich vermieden werden. Familien, Kindergart­engruppen oder feste Bezugsgrup­pen von zehn Menschen müssten dagegen keinen Abstand wahren.

Bislang liegen der Stadt Duisburg keine Anmeldunge­n zu Martinszüg­en vor. Nach wie vor kann aber auch ein Verbot drohen, falls die Zahl der Infizierte­n bis November steigen sollte. In Homberg hat man sich bereits eine Alternativ­e überlegt. „Wir wollen zum Martinstag das Digitale und Analoge mischen“, sagt Pastoralre­ferent Clessienne. Die Pfarrei plant ein Social-media-event, bei dem Familien ihre Laternen im Internet zeigen können.

Frei nach dem historisch­en Vorbild des Feiertages, dem heiligen St. Martin, sollen die Kinder am 1. November in Homberg das Teilen üben. „Wir wollen, dass jedes Kind zwei Laternen bastelt – eine für sich und eine, die es einer anderen Person schenkt“, sagt Clessienne. Das könnten etwa Familienmi­tglieder, Nachbarn oder Freunde sein. Am Abend des 11. November sollen alle Laternen-besitzer die Lichter dann entzünden und ein Foto davon in den sozialen Netzwerken Instagram oder Facebook hochladen.

„Die Bilder werden dann von uns gesammelt und auf einer eigenen Seite im Internet ausgestell­t“, sagt Clessienne. Um 17.30 Uhr soll es so doch noch eine Nacht der Lichter geben, wenn auch nur virtuell. Vier Schulen und vier Kitas in Homberg machen bereits bei der Aktion mit, auch die Stadtbüche­rei beteiligt sich. „Wir hoffen, dass sich noch weitere anschließe­n werden“, sagt Clessienne. Sogar Musik wird es geben. Die Pfarrei hat die hauseigene Kapelle und ein Orchester organisier­t, die beide auf den Straßen spielen sollen. Dann ist St. Martin immerhin fast wie immer.

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FOTO: LINDA HAMMER Lieder singen, mit der Laterne durch die Straße gehen – das wird es in diesem Jahr in Duisburg wohl nicht geben.

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