Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Stadt rät zu Absage von Martinszügen
Obwohl das Land NRW Veranstaltungen am 11. November grundsätzlich erlaubt, empfiehlt der Krisenstab in Duisburg, auf Umzüge zu verzichten. Die Pfarrei in Homberg plant unterdessen St. Martin im Netz – und erhält Zuspruch.
Für zwei Bräuche ist der 11. November bekannt, doch vieles deutet daraufhin, dass die Veranstaltungen dazu in diesem Jahr – wenn überhaupt – völlig anders ablaufen werden. Nachdem der Start der närrischen Session um 11.11 Uhr weitgehend abgesagt wurde, trifft es in Duisburg auch den Sankt-martinsTag. Zwar dürfen Umzüge stattfinden, die Stadtverwaltung rät jedoch davon ab. „Der Krisenstab der Stadt Duisburg empfiehlt, generell auf Martinsumzüge zu verzichten, um auch weiterhin die Verbreitung des Coronavirus zu unterbinden und Infektionsketten zu unterbrechen“, sagt Stadtsprecher Falko Firlus auf Anfrage unserer Redaktion.
Der Schritt kommt nicht überraschend. In den vergangenen Wochen haben bereits viele Städte ihre Martinszüge abgesagt, darunter Düsseldorf und Mönchengladbach. Auch in Kempen fällt der Brauch aus – dort ziehen jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen mit Laternen durch die Straßen. Bereits vergangene Woche hatten mehrere Schulen und Kitas im Duisburger Süden angekündigt, die Martinszüge ausfallen zu lassen. Auch in Homberg wird es sie zumindest vonseiten der katholischen Kirche nicht geben. „Einen klassischen Martinszug wie man ihn kennt, organisieren wir in diesem Jahr nicht“, sagt Matthias Clessienne, Pastoralreferent der Pfarrei St. Franziskus.
Das Land NRW erlaubt grundsätzlich, dass Kinder und Eltern am Abend mit ihren Laternen spazieren gehen, es müssen jedoch die Hygieneregeln beachtet werden. „Sollte die Durchführung von Umzügen dennoch beabsichtigt sein, sind diese entsprechend der Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen (Mund-nase-bedeckung und Abstandsregelung) sowie eines Handlungsleitfadens durchzuführen“, sagt Stadtsprecher Firlus. Das Nrw-gesundheitsministerium gab vergangene Woche in einem Schreiben an die Spitzenverbände in den Kommunen bekannt, dass wegen der Corona-pandemie Feiern unter freiem Himmel grundsätzlich erlaubt seien. Das gelte aber nur, solange der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werde. Bei mehr als 300 Teilnehmern werde ein Hygienekonzept benötigt. Martinsfeuer sollten grundsätzlich vermieden werden. Familien, Kindergartengruppen oder feste Bezugsgruppen von zehn Menschen müssten dagegen keinen Abstand wahren.
Bislang liegen der Stadt Duisburg keine Anmeldungen zu Martinszügen vor. Nach wie vor kann aber auch ein Verbot drohen, falls die Zahl der Infizierten bis November steigen sollte. In Homberg hat man sich bereits eine Alternative überlegt. „Wir wollen zum Martinstag das Digitale und Analoge mischen“, sagt Pastoralreferent Clessienne. Die Pfarrei plant ein Social-media-event, bei dem Familien ihre Laternen im Internet zeigen können.
Frei nach dem historischen Vorbild des Feiertages, dem heiligen St. Martin, sollen die Kinder am 1. November in Homberg das Teilen üben. „Wir wollen, dass jedes Kind zwei Laternen bastelt – eine für sich und eine, die es einer anderen Person schenkt“, sagt Clessienne. Das könnten etwa Familienmitglieder, Nachbarn oder Freunde sein. Am Abend des 11. November sollen alle Laternen-besitzer die Lichter dann entzünden und ein Foto davon in den sozialen Netzwerken Instagram oder Facebook hochladen.
„Die Bilder werden dann von uns gesammelt und auf einer eigenen Seite im Internet ausgestellt“, sagt Clessienne. Um 17.30 Uhr soll es so doch noch eine Nacht der Lichter geben, wenn auch nur virtuell. Vier Schulen und vier Kitas in Homberg machen bereits bei der Aktion mit, auch die Stadtbücherei beteiligt sich. „Wir hoffen, dass sich noch weitere anschließen werden“, sagt Clessienne. Sogar Musik wird es geben. Die Pfarrei hat die hauseigene Kapelle und ein Orchester organisiert, die beide auf den Straßen spielen sollen. Dann ist St. Martin immerhin fast wie immer.