Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Viele Zuwandererkinder bekommen keinen Schulplatz
Fast 400 Kinder in der Stadt haben keinen Schulplatz. Um den Vermittlungsprozess zu beschleunigen, wird die Gesundheitsuntersuchung verschoben.
(akal) In Duisburg werden aktuell 395 schulpflichtige Kinder nicht an einer Schule unterrichtet – oder wie die Stadt es formuliert: Sie befinden sich „im Zuweisungsprozess“. Für rund 70 Prozent der Kinder werde es aber in den kommenden zwei Wochen einen Schulplatz geben, sagt Pressesprecher Max Böttner. Die Stadt greift zu einem ungewöhnlichen Mittel, um die Kinder schneller verteilen zu können. Denn ursächlich sei ein pandemiebedingter Rückstau bei den Schuleingangsuntersuchungen.
Seit zwei Wochen verzichte man auf die Untersuchung vor
Schulantritt. Dadurch könnten die Kinder schneller aufgenommen werden und das Gesundheitsamt werde entlastet. Die Untersuchung werde später nachgeholt, der Fokus liege darauf, Seh-, Hör- oder andere Beeinträchtigungen zu erkennen, um den Kindern einen angemessenen Förderort zu ermöglichen. Viele Kapazitäten des Gesundheitsamtes würden aktuell auf das Corona-krisenmanagement entfallen, begründet Pressesprecher Böttner die Entscheidung.
Der Engpass im Gesundheitsamt betraf auch schon die Schuleingangsuntersuchung der Erstklässler, von denen zu Beginn des Shutdowns im März erst die Hälfte untersucht war. Auch hier sollten die Gesundheitsuntersuchungen nachgeholt werden. Zuletzt waren im Gesundheitsamt vier Arztstellen nicht besetzt.
Auf einen Schulplatz müssen vor allem jene neu nach Duisburg zugewanderten Kinder und Jugendliche warten, die vom Alter her die fünfte bis achte Klasse besuchen müssten. Im vorigen Jahr konnten insgesamt 160 Kinder nicht beschult werden, schuld war hier auch der Lehrermangel sowie die Raumnot. Normalerweise werden Kinder, deren Familien sich bei der Ausländerbehörde oder beim Bürgeramt (für Eu-zuwanderer) angemeldet haben, zu einer Erstberatung ins Kommunale Integrationszentrum eingeladen. Hier wird die bisherige schulische Laufbahn betrachtet. Danach geht es zur Untersuchung ins Gesundheitsamt und schließlich weist die Schulaufsicht das Kind einer Schule zu.
Kinder im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, die noch nicht in eine Klasse vermittelt worden sind, können einen wohnortnahen Willkommenskurs besuchen. Hier werden den Jugendlichen an drei Vormittagen in der Woche Deutschkenntnisse vermittelt sowie gebräuchliche Werte und Regeln.
Während des Lockdowns fanden die Kurse überwiegend online per Videochat statt. Wer auf diesem Wege nicht erreicht werden konnte, bekam die Materialien per Post zugesandt, teilweise – bei kontaktloser Übergabe – auch nach Hause gebracht und wurde telefonisch betreut, berichtet Max Böttner. Aktuell werden die Honorarkräfte, die sich immer zu zweit um acht Kinder kümmern, im Umgang mit Sprachlern-apps geschult, damit die Kinder und Jugendlichen auch über das Präsenzangebot hinaus auf spielerische Weise ihre Deutschkenntnisse erweitern können.