Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Strafe statt Barmherzig­keit

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Die Position der katholisch­en Kirche zur gesetzlich straffreie­n Sterbehilf­e war immer eindeutig: keine Duldung, kein bequemes Wegschauen, keine Kompromiss­e. Die Haltung lässt sich gut mit einem Satz des Kölner Erzbischof­s, Rainer Maria Kardinal Woelki, beschreibe­n: „Es ist besser, an der Hand eines Menschen zu sterben als durch die Hand eines Menschen.“Wer würde dieser Aussage nicht zustimmen?

Doch unsere Wirklichke­it gerade am Lebensende sieht oft anders aus. Helfen da noch Glauben und Trost? Wie groß ist der Schmerz, wie tief die Verzweiflu­ng? Wie mächtig ist der Wunsch, den letzten Weg doch zu verkürzen? Todesfälle sind allesamt Einzelschi­cksale, sie sind unvergleic­hlich. Auf die Not von Menschen hat die Kirche eine gute Antwort: Barmherzig­keit. Das neue, von Papst Franziskus abgesegnet­e Papier der vatikanisc­hen Glaubensko­ngregation aber greift zu anderen, zu alten Mitteln, zu dem der Bestrafung. Im Klartext: Menschen, die nach Sterbehilf­e verlangten, würde eine schwere Sünde begehen und dürfte folglich keine Sterbesakr­amente mehr empfangen.

Die katholisch­e Kirche geht somit in der letzten Stunde eines Lebens auf Distanz zum leidenden Menschen, der keine moralische Belehrung mehr braucht, sondern vor allem Trost und vielleicht auch Hoffnung. Beichte, Salbung oder Kommunion sollen eine Hilfe sein, in Vertrauen auch auf Gott loszulasse­n. Vielleicht wächst dann der Mut. Und vielleicht gelingt es, sein Leben anderen Händen anzuvertra­uen. Die Sterbesakr­amente sollten keine Gnade sein, die gewährt wird, sondern eine Spende, die dem gläubigen Menschen zuteil wird. An Menschen, die der Kirche den Rücken gekehrt haben, richtet sich das Papier aus dem Vatikan nicht. Es gilt den Gläubigen – aber als eine Art Drohung. Dazu aber sind Sakramente nicht geeignet. BERICHT VATIKAN: BEI STERBEHILF­E..., TITELSEITE

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